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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit
Autoren: Stephen Baxter
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größten ist – weiß ich nicht, wie die Wurmloch-Rückkoppelungssysteme die Stabilität gewährleisten sollen.«
    »Und was dann?«
    Michael zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin verdammt sicher, daß das Interface dann nicht mehr passierbar sein wird. Und ich hoffe, daß der von uns verursachte Kollaps noch weiter gehen wird, Harry. Bedenke nur, daß noch weitere Wurmloch-Verbindungen eingerichtet worden sind, die über die Zukunft von Jim Bolder und seine Heldentaten hinausgehen. Ich will nicht, daß noch mehr Qax dieser Ära die Möglichkeit erhalten, zurückzukommen und wieder zu versuchen, die Geschichte umzukrempeln.«
    »Können wir die anderen Wurmlöcher sperren?«
    Poole hob die Schultern. »Vielleicht. Wurmlöcher sind eine enorme Belastung für die Raumzeit, Harry…«
    »… und uns?« fragte Harry vorsichtig.
    Michael blickte dem Virtuellen ins Gesicht. »Was glaubst du denn? Schau, es tut mir leid, Harry.« Er runzelte die Stirn. »Gut, was wolltest du mir sagen?«
    »Wann?«
    »Dein großes Geheimnis. Kurz bevor wir mit der exotischen Materie in Kontakt kamen.«
    Harry zog in einer komischen, scheuen Geste leicht den Kopf ein. »Ach so. Ich hatte schon gehofft, daß du es vergessen hättest.«
    Michael schnalzte ungehalten mit der Zunge. »Mein Gott, Harry, wir haben vielleicht noch ein paar Minuten zu leben, und du machst noch solche Sperenzchen.«
    »Ich bin tot.«
    »…Was?«
    »Ich bin tot. Das heißt, der wirkliche Michael Poole. Das Original.« Harry hielt Augenkontakt mit Michael, und sein Ton war emotionslos und geschäftsmäßig. »Ich bin schon seit dreißig Jahren tot, Michael. Eigentlich noch länger.«
    Der in der Quantenisolation verlorene Michael versuchte diese gespenstischen Neuigkeiten auf die Reihe zu bekommen. »Wie konntest du – er…«
    »In einem Abschnitt der AS-Behandlung sind Gegenindikationen aufgetreten. Die Behandlung hat nicht angeschlagen; mein Körper konnte sie nicht mehr verkraften. Sie haben mir gesagt, daß das einmal in tausend Fällen vorkommt. Ich habe dann noch einige Jahre gelebt. Ich bin schnell gealtert. Ich… äh… ich habe diese Projektion abgespeichert, als ich wußte, was los war. Ich hatte zuerst nicht geplant, sie dir zu übermitteln. Aber dann habe ich mir überlegt, daß sie dir eines Tages vielleicht von Nutzen sein könnte. Sogar ein Trost.«
    Michael runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was du da sagst. Es tut mir leid. Ich… weiß, wieviel deine Jugend, dein…«
    »Mein gutes Aussehen, Gesundheit und Potenz.« Harry grinste. »Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen, Michael; du kannst mich nicht beleidigen. All die Dinge, die ich behalten wollte und die dich so geärgert haben.«
    »Ich weiß, wieviel dir das Leben bedeutet hat.«
    Harry nickte. »Danke. Ich danke dir an seiner Stelle. Er – Harry – starb, bevor ich, seine Projektion, installiert wurde. Ich verfüge über seinen Erinnerungsfundus bis zu dem Zeitpunkt, als er die virtuelle Kopie von sich anlegen ließ; ab dann gibt es eine Lücke. Aber vor dem Ende seines Lebens hat er noch eine Botschaft hinterlassen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Er hat einer seiner eigenen Projektionen eine Nachricht hinterlassen. Ja, so etwas kann auch nur mein Vater gebracht haben.«
    »Michael, er hat gesagt, daß er keine Angst vor dem Tod hätte.« Harry wirkte nachdenklich. »Er hatte sich verändert, Michael. Er war am Schluß nicht mehr dieselbe Person, die ich war oder noch bin. Ich glaube, er wollte, daß ich dir das sage, wenn wir uns jemals begegneten. Vielleicht dachte er, daß es dich irgendwie trösten würde.«
    Der Spline erzitterte von neuem, diesmal heftiger, und Michael, der durch die Kuppel starrte, glaubte plötzlich, dort Details zu erkennen, wo vorher nur amorphe Leere gewesen war. Wie zuvor schon füllte blauweißes Licht, das in Funken von der gemarterten Fleischhülle stob, flackernd die Peripherie seines Blickfeldes aus. Lichtfragmente bewegten sich von einem Fluchtpunkt direkt über seinem Kopf an der Wandung der Raumzeit hinunter und jagten verblassend durch sein Blickfeld. Es waren Blitze, Bahnen farblosen Lichts. Er erkannte, daß dies die Strahlung war, die hier, tief im Innern des Wurmlochs, durch die Energie der Raumzeit-Verwerfung generiert wurde. Er krallte die Finger in die Couch. Zum erstenmal hatte er eine echte Wahrnehmung von Dynamik, Endlosigkeit und unkontrollierbarer Geschwindigkeit. Die Lebenskuppel wölbte sich als eine
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