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Wunder

Wunder

Titel: Wunder
Autoren: R.J. Palacio
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mir. Sie sagen immer Hallo.
    Ich hab auch noch andere Freunde, aber nicht so gute wie Christopher und Zack und Alex früher. Zack und Alex haben mich zum Beispiel immer zu ihren Geburtstagspartys eingeladen, als wir klein waren, aber Joel und Eamonn und Gabe haben das noch nie gemacht. Emma hat mich mal eingeladen, aber die hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Und natürlich gehe ich immer zu Christophers Geburtstagen. Vielleicht mache ich auch einfach zu viel Wind um Geburtstagspartys.

Wie ich geboren wurde
     
    Ich hab es gern, wenn Mom diese Geschichte erzählt, weil ich dann immer so lachen muss. Sie ist nicht auf die Weise lustig, wie ein Witz lustig ist, aber wenn Mom sie erzählt, können Via und ich uns jedes Mal nicht mehr halten.
    Also, als ich damals im Bauch meiner Mom war, hatte niemand eine Ahnung, dass ich, wenn ich rauskommen würde, so aussehen würde, wie ich aussehe. Mom hatte Via vier Jahre früher gekriegt, und das war »der reinste Spaziergang« (Ausdruck meiner Mom) gewesen, sodass es keinen Grund gegeben hätte, irgendwelche speziellen Tests zu machen. Ungefähr zwei Monate bevor ich geboren wurde, fiel den Ärzten auf, dass irgendwas mit meinem Gesicht nicht stimmte, aber sie glaubten nicht, dass es schlimm sein würde. Sie sagten Mom und Dad, ich hätte eine Hasenscharte und noch so ein bisschen was anderes. Sie nannten es »kleine Anomalien«.
    Es waren zwei Krankenschwestern im Entbindungsraum in der Nacht, als ich geboren wurde. Die eine war sehr lieb und nett. Die andere, sagt Mom, schien so gar nicht lieb und nett zu sein. Sie hatte sehr dicke Arme, und (hier kommt der lustige Teil) sie furzte die ganze Zeit. Also sie brachte Mom zum Beispiel ein paar Eiswürfel, und dann furzte sie eben. Sie nahm Mom den Blutdruck ab und furzte. Mom sagt, es sei unglaublich gewesen, weil die Schwester kein einziges Mal Entschuldigung gesagt hat! Außerdem hatte Moms eigener Arzt in dieser Nacht keinen Dienst, deshalb geriet Mom an so einen schlecht gelaunten Nachwuchsarzt, dem sie und Dad den Spitznamen Doogie gaben – nach irgendeiner alten Fernsehserie oder so. (Sie haben ihn natürlich nicht direkt so angesprochen.) Aber Mom sagt, obwohl alle im Raum irgendwie mürrisch waren, brachte Dad sie die ganze Nacht über zum Lachen.
    Als ich aus Moms Bauch kam, sagt sie, wurde es im ganzen Raum sehr still. Mom bekam gar keine Gelegenheit, mich anzuschauen, weil die nette Schwester mich sofort ganz hektisch aus dem Zimmer raustrug. Dad hatte es so eilig, ihr zu folgen, dass er die Videokamera fallen ließ, die in tausend Teile zerschellte. Und dann regte Mom sich sehr auf und wollte aus dem Bett, um zu sehen, wo alle hingingen, aber die furzende Schwester legte ihre sehr dicken Arme um Mom, um sie im Bett zu halten. Im Grunde kämpften sie richtig miteinander, denn Mom war hysterisch und die furzende Schwester schrie sie an, sie solle ruhig bleiben, und dann fingen sie beide an, nach dem Arzt zu brüllen. Aber wisst ihr was? Der war in Ohnmacht gefallen! Lag direkt auf dem Fußboden. Als die furzende Schwester sah, dass er ohnmächtig geworden war, trat sie mit dem Fuß gegen ihn, um ihn wieder wach zu kriegen, und schrie ihn die ganze Zeit an: »Was für’n Arzt sind Sie eigentlich? Was für’n Arzt sind Sie? Steh’n Sie auf! Aufstehen!« Und dann ließ sie ganz plötzlich den größten, lautesten, stinkendsten Furz in der Geschichte der Fürze los. Mom glaubt, dass es der Furz war, der den Arzt aufgeweckt hat. Na jedenfalls, wenn Mom die Geschichte erzählt, spielt sie alles vor – einschließlich der Furzgeräusche – und das ist so so so so lustig!
    Mom sagt, die furzende Schwester stellte sich als eine sehr nette Frau heraus. Sie blieb die ganze Zeit über bei Mom. Sie wich ihr nicht mehr von der Seite, auch nicht, als Dad zurückkam und die Ärzte ihnen erzählten, wie krank ich war. Mom erinnert sich noch genau, was die Schwester ihr ins Ohr geflüstert hat, als der Arzt ihr sagte, dass ich die Nacht vermutlich nicht überleben würde: »Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt.« Und am nächsten Tag, nachdem ich die Nacht dann doch überlebt hatte, war es diese Schwester, die Moms Hand hielt, als man sie zum ersten Mal zu mir führte.
    Mom sagt, zu diesem Zeitpunkt hatten sie ihr bereits alles über mich erzählt. Sie hatte sich darauf vorbereitet, mich zu sehen. Aber sie sagt, als sie dann zum ersten Mal auf mein winziges, zermanschtes Gesicht hinunterschaute, konnte
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