Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wumbabas Vermaechtnis

Titel: Wumbabas Vermaechtnis
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
Vom Netzwerk:
Ross, das trug ihn fort geschwind.
    Sand-Martin ritt mit leichtem Mut,
    sein Mantel deckt’ ihn warm und gut.
    Im Schnee, da saß ein armer Mann,
    hatt’ Kleider nicht, hatt’ Klumpen an:
    ›Oh helft mir doch in meiner Not,
    sonst ist der bitt’re Frost mein Tod!‹«
    Die letzte Zeile wird übrigens oft so verstanden: »… sonst ist der bitt’re Frosch mein Tod.« Was bedeutet, dass wir es mit einem Martin aus Sand zu tun haben, der am Straßenrand einem Armen begegnet, der nichts trägt, nur Klumpen. Sandklumpen? Und derin diesem Zustand vom Bitterfrosch bedroht wird! Im weiteren Fortgang des Textes halbiert Sand-Martin seinen Mantel mit dem Schwert, um ihn mit dem Klumpenmann zu teilen. Eine Frage, bitte: Wie ist dem Armen im Kampf mit dem Bitterfrosch mit einer Mantelhälfte geholfen? Indem er den Stoff über den verbitterten und deshalb aggressiven Frosch wirft? Hätte nicht Martin besser einfach diesen Frosch mit dem Schwert erledigen sollen?

    F ÜNFTER F REUND : K URT , DER E NGEL . Der kommt im Weihnachtslied Leise rieselt der Schnee vor: »Bald ist heilige Nacht, / Kurt, der Engel, erwacht…«
    In Wahrheit erwacht der »Chor der Engel«, aber ist es nicht schöner so? Ein Engel, der nicht Gabriel oder Michael heißt, sondern einfach Kurt? Der rechtzeitig zur Heiligen Nacht vom Wecker aus dem Bett geklingelt wird, seine Dienstflügel umschnallt und mit Aktentasche und Frühstücksbrot in der Dose zur Arbeit fliegt. Das hat etwas von Ludwig Thomas Münchner im Himmel , der auch nach einem festen Terminplan »frohlocken« und »Hosianna singen« soll.
    Übrigens hat Kurt Kollegen, die wir nicht vergessen wollen:
Khor, der Engel, der manchmal Kurt vertritt, aber unheimlicher ist, düsterer, eine Art gefallener Engel, ein Darth Vader , wie in Star Wars .
Der Engel Hein Kor, aus Ihr Kinderlein kommet, wo es heißt: »Hoch oben schwebt jubelnd der Engel Hein Kor«. Ein Hochsee-Engel
     gewissermaßen, dem Namensklang nach der Beschützer der Seeschwachen.
Der Engel Aquarius, den mancher im Musical Hair entdeckt, wo es eigentlich heißt: »This is the dawning of the age of aquarius.«Verstanden wird oft: »This ist the dawning of the angel Aquarius.« Es handelt sich also um das Erwachen des Engels Aquarius, ein
     ungleich kraftvollerer Auftritt als der unseres Freundes Kurt.
Der Herbstengel Gabriel, eine wunderlich-zauberhafte und keineswegs erzengelige Figur.
Schließlich: das Gottestier, ein bulldoggenartiges Wesen, das der liebe Gott an der Leine führt, jedenfalls in der Kindheit des Lesers J., der
    abends ein Gebet mit der Zeile »…weiß ich doch, Gottestier« sprach. J. erfuhr später, es heiße »…weiß ich doch, Gott ist hier«. Aber da
    hatte sich das Gottestier ihm schon eingeprägt, ebenso wie Frau T. aus Appen-Etz den »Christenhai« nie vergessen wird, von dem der vierjährige
    Benne Weihnachten gerne sang: »Frohohoie, Froie Dich, oh Christenhai!« Auch, ein Gottestier, irgendwie.

    S ECHSTER F REUND : DER S ANDAMEER . Leserin B. aus Pforzheim hörte in ihrer Kindheit immer Erwachsene sagen, jemand habe »Geld wie Sandameer«. Da stellte sie sich diesen Sandameer vor, eine Gestalt wie aus ihrem Märchenbuch, Sultan mit Turban und weiten Pluderhosen, auf einem goldenen Thron sitzend.
    Sein Gegenstück ist der Schuldigam, wie er im Vaterunser vorkommt, wo es heißt »Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern«, eine oft missverstandene Zeile. Frau L. aus Herrnhut hörte: »… wie auch wir vergeben unserem Schuldigam.« Schuld und Schuldigam seien, schreibt sie, für sie ein geheimnisvolles Paar gewesen, rätselhafter als Braut und Bräutigam, »wobei ich heute nicht mehr genau sagen kann, wen oder was ich mir unter einem Schuldigam vorstellte. Wahrscheinlich einen Schuft.«

    S IEBTER F REUND : DER B LUTAUGUST . Frau A. aus Düsseldorf kannte in der Kindheit das Wort »Erguss« nicht, hat aber einen Vater, der August heißt. So wurde aus dem Bluterguss der schauerliche Blutaugust. Ihm stand im Hause A. der Diener Sauer zur Seite, der eine Vergangenheit als Dinosaurier hatte. Ich stelle mir beide immer als Menschen vor, die nach großen Niederlagen Besserung suchen, Blutaugust bedeckt von blauen Flecken nach üblen Schlägereien, die er nie wieder erleben will, der Diener Sauer ein grämlicher Kerl, der gerne froh und mutig wäre, es nur einfach nicht schafft.
    Einen Dritten in diesem Bunde gibt es noch, das ist der Räuber in der Dachrinne. Den kennen viele aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher