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Wumbabas Vermaechtnis

Titel: Wumbabas Vermaechtnis
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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nur wer dich kennt,
    Kann meine Sehnsucht auch versteh’n!«
    R. erinnerte das an Sinuhe, den Ägypter , eines ihrer Lieblingsbücher, den berühmten Roman von Mika Waltari aus den Vierzigern, später verfilmt von Michael Curtiz und für einen Oscar nominiert. Die Handlung spielt in der Zeit der Pharaonen.
    Arrivi: Das muss ein Mann wie Sinuhe gewesen sein. Was für ein wunderschöner Kerl! So oft beschrieben, so viel geliebt. Wo lebt heute sein Volk, die rätselhaften Tschiroma? Oder heißen sie Tschiromi?
    Jedenfalls müssen wir offenbaren, dass die Identitäten mancher Wumbaba-Freunde nie zu klären sein werden. Ich möchte hier beispielhaft die Frage stellen, die Frau A. aus Bad Münster am Stein-Ebernburg schon mit fünf Jahren ihrem Vater vorlegte: Wer ist Gezeruh?
    Jeden Abend betete die kleine A.:
    »Müde bin ich, Gezeruh,
    schließe beide Äuglein zu…«
    Spricht die Betende von sich selbst als Gezeruh? Teilt sie Gezeruh mit, dass sie nun müde sei? Ein bleibender Ansporn für alle Wumbabologen.
Von Ärschli bis Zirkolino: Wie man Namen falsch versteht
    Namen sind eine schöne Gelegenheit, sich zu verhören, ich denke an jene hoffnungsfrohen Zeiten, als mein Sohn Luis Fußballstar werden wollte, im
     bayerischen Oberland bei einem Fußballklub trainierte und an Spielen teilnahm, zu denen ich ihn begleitete.
    Man sah mich dort als Vater unter Vätern am Spielfeldrand oder auf der Hallentribüne, brüllend und gestikulierend, lauter Männer, die sich viel erhofften von dem, was ihren Lenden einst entspross. Einmal aber, bei einem Hallenturnier, stand ich neben einem Herrn von der Gegenmannschaft, der mit rotem Kopf immer wieder ein Wort aufs Feld hinunterschrie: »Zirkolino! Zirkolino!«
    Zirkolino?, dachte ich, was für ein seltsamer Name für ein Kind! Ein Italiener? Was ist mir da im Italienischkurs entgangen, nie hörte ich diesen Namen. Oder ist es ein Brasilianer, der sich schon in diesem zarten Alter neben seinem Normalnamen einen Kampfnamen zugelegt hat, wie es die Brasilianer zu tun pflegen? Ailton. Ronaldo. Ronaldinho. Zirkolinho?
    »Zirkolino…«, sagte ich zu Paola, meiner Frau, die an diesem Tag neben mir stand und zusah, »hast du je den Namen ›Zirkolino‹ gehört?«
    Paola, die im Gegensatz zu mir in München aufwuchs, lauschte nun auch unserem Nebenmann bei seinen Rufen. Dann sagte sie, dass der Herr nicht »Zirkolino« rufe, sondern etwas anderes. SeinSohn heiße nämlich »Linus«, und er feuere ihn an, immer wieder feuere er ihn an mit: »Ziag o, Linus!« (Das heißt: Zieh an, Linus! Lauf, Linus!)
    So hatte meine Unfähigkeit, den Dialekt zu verstehen, mich wieder auf den Status eines Kindes zurückgeworfen, das durchs Verhören auf die allerschönsten, aber bis dahin ganz und gar unbekannten Kindernamen kommt. Frau W. aus Weesen, einem Dorf nicht weit von Zürich, schrieb mir zum Beispiel die Geschichte einer Bekannten, die nach Kanada ausgewandert war. Deren Sohn kam eines Tages aus der Schule heim und erklärte schluchzend, nie wieder werde er diese Schule besuchen, »der Ärschli plagt mich immer«. (Für Nichtschweizer: Das Ärschlein ärgert mich immer.) »Ärschli?«, fragte die Mutter.
    Es stellte sich heraus: Der Plagegeist hieß Ashley, für einen kleinen Schweizer schwer verständlich.
    Anders läuft es in Briefen, die ich, leicht variiert, von Herrn A. aus Bonn und Herrn J. aus Ahaus erhielt. In deren Geschichten nämlich kam ein Knabe begeistert aus dem Kindergarten zurück und berichtete, wie gut er sich mit einem neuen Freund verstehe.
    »Und wie heißt der?«, wurde er gefragt.
    »Püschelbär.«
    »Püschelbär?«
    Dieses Kind hieß Pierre-Gilbert, ein weiterer Hinweis darauf, dass man es mit exklusiven Kindernamen à la Janine-Alexandra oder Jimi Blue nicht übertreiben sollte. Herr F. aus Herzogenaurach berichtete mir von einem griechischen Arbeitskollegen, der den in Griechenland üblichen Vornamen Stavros trägt und damit nach Amerika reiste. Dort wurde er im Hotel nach dem Namen gefragt. »Stavros«, sagte er, dazu den Nachnamen.
    Die Dame an der Rezeption fragte, ohne eine Miene zu verziehen, zurück: »How do you spell Starwars ? Like the movie?«
    Das kommt nämlich dabei heraus, wenn es zur Gewohnheit wird, Kindern komplizierte, ungewöhnliche Vornamen zu geben. Dann halten Rezeptionistinnen selbst Starwars für eine Möglichkeit.
    Übrigens gibt es in Deutschland nirgendwo so klangvolle Namen wie in Ostfriesland. Auf der schon erwähnten Internetseite
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