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Wumbabas Vermaechtnis

Titel: Wumbabas Vermaechtnis
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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Leben kreisförmig zurechtgebogen? Sollte man nicht aufrecht durchs Leben gehen?
    Ein Rätsel, das sich erst auflöst, wenn man versteht, dass Curd Jürgens »Greise« gemeint hat.
    Wir heben die Bürste für ihn.
    Wenn es um Wumbabas Vermächtnis geht, sollten wir intensiv den Beitrag der Kinder zu unserem Thema würdigen. Sie sind es, die das Verhörwesen in Zukunft prägen werden.
    Ich behaupte, dass Missverständnisse unseres Nachwuchses von zehn leitenden Perspektiven bestimmt sind.

    1. D IE E NTDECKUNG DES A USSERORDENTLICHEN
    Frau H. aus Endingen am Kaiserstuhl hörte einst gern das alte Seemannslied Kleine Möwe flieg nach Helgoland, doch verstand sie stets:
    »Kleines Möbel flieg nach Helgoland,
    bring dem Mädel, das ich liebe, einen Gruß.
    Ich bin einsam und verlassen,
    und ich sehne mich nach ihrem Kuss.«
    Das ist, was ich mit »außerordentlich« meine: Wie viele Seeleute haben schon eine Möwe zu ihrer Liebsten geschickt? Das ist Standard. Aber ein kleines Möbel, einen Nachtschrank oder ein Tischchen, zur Angebeteten fliegen zu lassen, mit einer Botschaft in der Schublade, das ist mehr als ein Gruß, es ist ein Heiratsantrag: »Wenn ich wieder da bin, werde ich sesshaft und verlasse dich nie mehr!«

    2. Tr ÄUME VON EINEM BESSEREN L EBEN
    Leserin S. schrieb mir, sie habe im Alter von sechs Jahren mit anderen Kindern im Garten eines Kinderheimes gesessen. Man habe darüber gesprochen, was
     die jeweiligen Eltern von Beruf seien. Einkleiner Junge, der S. gegenübersaß, habe berichtet, seine Mutter sei
     Raumfliegerin. S. schreibt: »Oh, ich war voller Bewunderung. Eine Mutter zu haben, die Raumfliegerin war! Wie ich diesen kleinen Jungen beneidete. Aber
     gleichzeitig wunderte ich mich darüber, dass dieser Junge in einem städtischen Kinderheim war. Seine Mutter war doch Raumfliegerin! Ich erklärte es mir
     damit, dass seine Mutter wohl zur Zeit im Raum fliegt und deshalb keine Zeit für ihren Jungen hatte. Es vergingen Tage der Bewunderung und des Neides,
     bis mich ein Betreuer aufklärte, dass es sich bei der Raumpflegerin um eine Putzfrau handelte.« Und ich dachte, als ich dieses las, dass vielleicht auch
     der kleine Junge sich vorstellte, seine Mutter sei Raumfliegerin und blicke aus dem Weltall auf ihn hinunter, wie er seinen Alltag im Kinderheim
     meistere.

    3. V ISIONEN VON EINER ENTSETZLICHEN Z UKUNFT
    Frau H. verbrachte ihre Kindheit in der DDR. Dort lernte sie in der ersten Klasse ein Lied, in dem es ums Lernen ging. Die letzte Strophe lautete:
    »Wer dann immer weiter lernt,
    wird einmal Maschinen
    und die großen Werke bau’n,
    die dem Frieden dienen…«
    H. verstand: »…wird einmal Maschine und die großen Werke bau’n…« Was ihr richtig Angst machte. Warum lernen, wenn man nur Maschine wird und Werke bauen muss, fragte sie sich. Das Lied erreichte bei ihr das Gegenteil des Erwünschten. Wobei, wenn man sich in vielen Büros so umschaut: Ist diese Vision nicht dann im Kapitalismus Wirklichkeit geworden? Menschen, die Maschinen sind? Oder sich wie solche verhalten?

    4. D IE G EFAHREN DES L EBENS IM B LICK
    Frau D. aus Berlin erinnert an das Lied Rollt ein Ball auf die Straße , in dem es heißt:
    »Rollt ein Ball auf die Straße, lass ihn laufen,
    einen Ball kann man immer wieder kaufen.
    Bleib erst steh’n und sieh dich um,
    wer gleich losrennt, der ist dumm…«
    D.s Tochter Lilli sang viele Jahre lang: »Bleib erst steh’n und zieh dich um…« Was ein guter Schutz sein dürfte, denn bis das spielende Kind sich umgezogen hat, ist das Auto weg und der Ball wieder da.

    5. D ER A UFBRUCH ZU NEUEN O RTEN
    Frau B. schrieb mir aus Le Poujol-sur-Orb in Frankreich, sie habe als Kind zusammen mit ihrer Cousine Bilder vom Stillruter See gemalt, den wir alle aus einem alten Lied kennen, den jedoch nie jemand irgendwo in der Welt orten konnte. Dabei muss es wunderschön sein dort, dem Liedtext nach jedenfalls:
    »Stillruter See, die Vöglein schlafen,
    Ein Flüstern nur, du hörst es kaum.
    Der Abend naht, nun senkt sich nieder
    Auf die Natur ein süßer Traum.«
    Und wo mag sich jenes wilde Land befinden, von dem Herr U. aus Dieterburg in seiner Kindheit träumte, als er Karl Mays Durch das Land der Skipiraten geschenkt bekam. Keinen einzigen Skipiraten entdeckte er beim Lesen. Irgendwann fand er heraus, nicht ohne Enttäuschung!, dass es um das Land der Skipetaren ging. Besser weiß man hingegen, wo sich jener Höhenzug befindet, den (wie mir Herr E. aus Sankt Augustin
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