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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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Leicht als wichtigstes Exponat der Ausstellung zu erkennen war es ein zeitgenössisches Porträt von Jesus auf einer Holzplatte, gemalt von einem römischen Künstler. Obgleich nicht mit der Kunstfertigkeit eines Rembrandt oder eines Rubens gesegnet, hatte der Künstler dennoch die erstaunlich realistische Darstellung eines nachdenklichen Mannes geschaffen. Er hatte ein schmales Gesicht, dunkles Haar, einen Bart und eine erstaunliche Aura, die sich dem Betrachter sofort mitteilte. Es waren die Augen, entschied Loren. Sie schimmerten olivfarben, sprangen einen regelrecht an und glänzten mit einer Mischung aus Intensität und Barmherzigkeit.
    Loren studierte das Gemälde mehrere Minuten lang, dann rief sie Summer zu sich.
    »Die einzige zeitgenössische Darstellung von Jesus«, sagte Summer ehrfürchtig, als sie herankam. »Ist das nicht außergewöhnlich?«
    »Ganz gewiss.«
    »Die meisten römischen Gemälde aus dieser Zeit, die es noch gibt, sind Fresken, daher ist ein solches freistehendes Porträt sehr selten. Ein Experte glaubt, es könnte vom selben Künstler geschaffen worden sein, der auch das berühmte Fresko in Parmyra in Syrien gemalt hat.
    Dieser Künstler hat sehr wahrscheinlich die Häuser der Reichen von Judäa mit Fresken verschönt und sein Einkommen mit dem Herstellen von Porträts aufgebessert.
    Die Historiker nehmen an, dass er Jesus auf dem Höhepunkt seines Wirkens gemalt hat, also kurz bevor er verhaftet und gekreuzigt wurde.«
    Sie folgte Lorens Blick und studierte das Ausstellungsstück.
    »Er hat das typische Aussehen eines Südländers aus dem Mittelmeerraum, nicht wahr?«, sagte Summer.
    »Ein Mensch, der die Sonne und den Wind liebt.«
    »Es ist sicherlich nicht mit den Bildern der mittelalterlichen Meister zu vergleichen, die Jesus darstellten, als wäre er in Schweden geboren«, sagte Loren. »Erinnert er dich an jemanden?«, fragte sie und schien wie verzaubert von dem Bild.
    Summer legte den Kopf ein wenig schief, während sie das Gemälde studierte, dann lächelte sie. »Jetzt, wo du es sagst, ja, es gibt schon eine gewisse Ähnlichkeit.«
    »Eine Ähnlichkeit mit wem?«, fragte Pitt, der zu ihnen trat.
    »Er hat welliges schwarzes Haar, ein schmales Gesicht und einen gebräunten Teint«, sagte Loren. »Und die gleichen Gesichtszüge wie du.«
    Pitt betrachtete das Gemälde, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, seine Augen sind nicht so grün. Und dem Hintergrund nach zu urteilen kann er nicht größer als knapp eins sechzig gewesen sein und nicht viel mehr als hundert Pfund gewogen haben. Außerdem gibt es noch einen wesentlichen Unterschied zwischen uns«, fügte er mit einem leichten Grinsen hinzu.
    »Und?«, fragte Loren.
    »Er wandelte auf Wasser. Ich schwimme darin.«
    Die Nachmittagshitze hatte ihren Höhepunkt überschritten, und die Sonne warf lange Schatten auf das Gebäude des Jerusalemer Bezirksgerichts, als das abschließende Urteil verlesen wurde. Die Fernseh- und die Zeitungsreporter verließen das Gebäude als Erste, um ihre Berichte über den Prozess an ihre Redaktionen weiterzuleiten. Als Nächstes folgten die Gerichtssaaltouristen und Sensationsjäger, die die Zuschauergalerie gefüllt hatten, und diskutierten lautstark über den Ausgang des Verfahrens. Als Letztes kamen die Zeugen und die Anwälte, die ausnahmslos froh waren, dass das lange Verfahren endlich sein Ende gefunden hatte. Wer jedoch unübersehbar fehlte, war der Beklagte. Oscar Gutzman würde das Gerichtsgebäude nicht mehr als freier Mann durch den Vordereingang verlassen. In Handschellen und unter schwerer Bewachung wurde er durch eine Hintertür zu einem wartenden Polizeitransporter gebracht, der ihn zum Shikma-Gefängnis fuhr, wo er seine Strafe antreten würde.
    Dirk Pitt und Sam Levine bedankten sich bei den Staatsanwälten für ihre gute Arbeit, bevor sie ins Licht der sinkenden Sonne hinaustraten. Beide Männer hatten einen Ausdruck von Bitterkeit im Gesicht, wussten sie doch, dass das Urteil dem Tod von Sophie und ihrem Polizeikollegen niemals gerecht werden würde.
    »Fünfzehn Jahre für Beihilfe und Anstiftung zum Mord von Agent Holder in Caesarea«, sagte Sam. »Viel mehr konnten wir nicht erreichen.«
    »Es sollte gewährleisten, dass er im Gefängnis stirbt«, meinte Dirk gleichmütig.
    »Bei seiner angegriffenen Gesundheit würde es mich überraschen, wenn er das erste Jahr überlebt.«
    »Dann sollten Sie sich lieber beeilen, wenn Sie ihn noch wegen anderer Vergehen belangen wollen«,
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