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Wuestenfeuer in Seinem Blick

Wuestenfeuer in Seinem Blick

Titel: Wuestenfeuer in Seinem Blick
Autoren: Tessa Radley
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Polizei ist noch nicht weiter mit ihren Ermittlungen“, fuhr sie fort. „Aber wenigstens ist Mom von dem grässlichen Verdacht befreit.“
    Sie zitterte, und das nicht vor Kälte. „Ich habe mir den Tag wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen. Ich war bis zum späten Nachmittag im Büro. Bevor ich gegangen bin, habe ich Dad noch eine Tasse Kaffee gemacht. Stark und heiß, habe ich gesagt, wie du es gern hast. Ich weiß noch, dass er gelacht hat, was selten vorkam. Dann hat er sich wieder in seine Papiere vertieft. So sehe ich ihn noch immer vor mir …“
    Sie kämpfte mit den Tränen.
    „Ich zerbreche mir immer wieder den Kopf darüber, ob mir irgendetwas hätte auffallen müssen, aber alles war ganz normal. Einige Angestellte waren noch da; Brooke, damals noch RJs Sekretärin, ging als Letzte. Mich ärgert es, dass ich rein gar nichts Ungewöhnliches bemerkt habe.“
    „Du konntest ja nicht im Voraus wissen, was passieren würde.“
    Sie schlang die Arme um sich und trat wieder an das Geländer. Lange schwieg sie. Als sie ihm den Kopf zuwandte, schimmerte ihre Haut im Mondlicht wie Seide.
    Schließlich sprach sie weiter. „Von uns allen macht sich Brooke die größten Vorwürfe. Auf ihre Aussage hin, dass Mom Dad Abendessen gebracht hat, war meine Mutter verhaftet worden. Und bis vor Kurzem hatte sie ja kein Alibi. Dabei hat Brooke vergessen, der Polizei gegenüber eine ungewöhnliche Beobachtung zu erwähnen: Am frühen Nachmittag hatte es stark geregnet, und sie beeilte sich, mit einem Stapel wichtiger Kopien möglichst trocken ins Bürogebäude zu kommen. Ein Unbekannter im Regenmantel hielt ihr die Tür auf. Und der Sicherheitsdienst machte keine Aufzeichnungen, weil es so aussah, als gehörte der Mann zu Brooke. Inspektor McDonough hält es für möglich, dass er sich bis zum Abend im Gebäude versteckt gehalten hat.“
    „Und es gibt keine Hinweise, wer der Mann gewesen sein könnte?“
    Sie schüttelte den Kopf. Die rotbraunen Haare schienen dabei die Schultern zu streicheln. „Auf dem Videoband einer Tiefgarage in der Nähe ist ab dem Nachmittag bis zur Tatzeit Jack Sinclairs alter Aston Martin zu sehen. Aber Jack schwört, dass er die ganze Zeit in seinem Büro war. Andererseits war der Wagen nicht als gestohlen gemeldet.“
    „Glaubst du wirklich, dass Jack Sinclair der Täter ist?“
    „Ich hoffe nicht. So wie es aussieht, hat Dad Angela geliebt. Er wollte sie damals heiraten, aber seine Eltern waren dagegen. Darüber ist Jack sehr verbittert. Er ist zwar der älteste Sohn, aber eben kein legitimer Kincaid. Dad hat versucht, ihm und Angela gegenüber alles wiedergutzumachen. Aber obwohl er so viel Geld und Macht geerbt hat, kann Jack den alten Groll nicht begraben. Das macht es natürlich schwierig, ihn sympathisch zu finden.“
    „Du versuchst wohl, in allen Menschen das Gute zu sehen?“
    „Ja“, bestätigte sie und sah ihm dabei mit einer Ehrlichkeit ins Gesicht, die er unter den Menschen schon lange nicht mehr suchte. „Auch wenn es mir nicht immer gelingt. Aber reden wir von etwas anderem. Jack Sinclair soll uns nicht die Feier verderben.“
    „Reden wir von dir.“ Nicht ohne Befriedigung bemerkte er, wie sie stutzte. „Eli sagt, von allen Menschen, die er kennt, hast du das freundlichste Herz.“
    Sollte er sie vielleicht freiheraus darum bitten, ihm aus der Sache mit seinem Großvater herauszuhelfen? Und sich damit ihrem Wohlwollen ausliefern? Nein, sein Stolz ließ es nicht zu, jemanden um einen Gefallen zu bitten. All seine Entscheidungen beruhten auf gegenseitigem Vorteil – und knallhart auf Gewinn.
    Sie zog die Nase kraus. „Klingt, als wäre ich sehr langweilig.“
    „Freundlichkeit ist nicht langweilig.“
    „Aber auch nicht aufregend.“
    Er sah sie fragend an. „Willst du aufregend sein?“
    „Ich will ein eigenes Leben“, platzte sie heraus und erschrak sogleich darüber. „Oje, wie sich das anhört! So dramatisch war es gar nicht gemeint.“
    Rakin überlegte. Offenbar war sie es nicht gewohnt, über ihre eigenen Wünsche zu sprechen. Er ging auf sie zu und fragte vorsichtig: „Und wie willst du es dir aufbauen – dein eigenes Leben?“
    Sie sah hinaus in die Nacht. „Ich will Dinge tun, die ich noch nie gemacht habe. Die man von Laurel Kincaid, der Werbeleiterin der Kincaid Group, nicht erwarten würde. Die nichts mit Büchern, Kunst und Wohltätigkeit zu tun haben.“
    Rakin lächelte. „Zum Beispiel in Las Vegas spielen?“
    „Genau.“ Trotzig
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