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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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hatte schon eine Idee, wollte aber Florian in den Prozess einbeziehen und stelle ihm diese Frage.
    »Das kann eigentlich nur Glas sein«, kam die rasche Antwort, »oder vielleicht auch ein fester Kunststoff .«
    »Bravo«, lobte Palinski, der wusste, dass Lob ungemein motivierend sein konnte. Besonders in diesem Alter. Er meinte es aber durchaus ehrlich. Der Bursche war wirklich nicht dumm. Hoffentlich war das Badezimmer seit der Verlegung Frau Stauffars in die Pflegestation noch nicht gründlich sauber gemacht worden, dachte er und bückte sich über die etwa 2 x 1 Meter große Duschtasse. Aber da war nichts. Weder er noch Florian, der die Fläche nochmals genau abgesucht hatte, konnten das Geringste finden.
    Plötzlich fiel Palinski auf, dass das Wasser im Waschbecken, das er vorhin eingelassen hatte, um sich die Hände zu waschen, nur sehr langsam ablief. Eigentlich war es mehr ein Sickern und das konnte nur eines bedeuten.
    »Florian, hast du ein Taschenmesser ?« Der Befragte nickte zustimmend. »Dann versuche doch bitte, das Sieb aus dem Ablauf der Dusche zu entfernen .«
    Während der Polizeischüler an die Arbeit ging, machte sich Palinski auf den Weg zu Tante Nettie, um sich zwei dringend benötigte Utensilien zu besorgen. Mit einem Drahtbügel, wie sie die Putzereien verwendeten und einem kleinen Plastiksäckchen fand er auch das Gewünschte.
    Wieder zurück im Badezimmer stellte er fest, dass sein Mitstreiter inzwischen erfolgreich gewesen war und den Abfluss frei gelegt hatte.
    Jetzt nahm Palinski den Drahtbügel, entflocht ihn und bog den Draht gerade. Dann kniete er sich hin und führte den an seinem Ende zu einem leichten U gebogenen Draht in den Abfluss ein. Schon bald spürte er leichten Widerstand, worauf er sein Werkzeug nach oben drückte und über das Hindernis zu führen versuchte. Er musste besonders vorsichtig sein, um das, was er zu finden hoffte, nicht weiter in den Orkus zu stoßen.
    Jetzt war der entscheidende Moment gekommen, der erste Versuch, den im Rohr angesammelten Dreck und damit vielleicht auch das Etwas zu bergen.
    Ganz langsam zog Palinski, der befürchtete, möglicherweise keinen zweiten Versuch mehr zu haben, den Draht zu sich hin. Der leichte Widerstand, den er dabei spürte, zeigte ihm an, dass er etwas an der Angel haben musste. Aber was?
    Florian, der natürlich längst den Sinn der Übung mitbekommen hatte, schien ebenfalls von der steigenden Spannung erfasst worden zu sein. »Vorsichtig«, flüsterte er aufgeregt und blickte zu Palinski, dem inzwischen einige Schweißperlen auf die Stirne getreten waren.
    Endlich war es soweit und ein vor allem aus Haaren, Papierfutzeln und Schmutz bestehendes Knäuel oder was immer auch wurde in der Ablauföffnung sichtbar. Das Zeug sah grauslich aus, aber Palinski griff entschlossen nach unten und versuchte, es möglichst als Ganzes herauszunehmen. Er deponierte das unappetitliche Zeug vorsichtig auf der Sitzfläche des Hockers. Dann nahm er einen Kugelschreiber aus der Brusttasche seiner Jacke und stocherte vorsichtig darin herum.
    Es waren die jüngeren und vermutlich daher auch noch schärferen Augen Florians, die das Etwas schließlich entdeckten.
    »Vorsicht, da ist etwas«, aufgeregt deutete der junge Polizist auf etwas, das aus Glas zu sein schien und wie ein winzig kleiner Kegel aussah, dessen Spitze abgebrochen war und der einen noch viel kleineren Hohlraum im Inneren aufwies.
    Fast ehrfürchtig nahm Palinski das Etwas mit zwei durch sein sauberes Taschentuch geschützten Fingern und gab es in das vom Kollegen Nowotny bereits aufgehaltenen Plastiksackerl.
    »Sehr gut, Herr Palinski. Mario«, freute sich der Polizeischüler. »Ich habe übrigens auch etwas gefunden .« Stolz hielt er einen buchgroßen Kalender mit schwarzem Plastikeinband in die Höhe.
    »Spitze, Florian«, Palinski strahlte förmlich, »ich finde, wir sind ein Superteam .«

     

     

2
    »Immobilienmakler und Hausverwaltung Arthur MELHAM GmbH« stand auf der polierten Messingtafel neben dem Eingang zu dem riesigen alten Haus am Döblinger Gürtel. Das Gebäude war hässlich, die Gegend nicht sonderlich attraktiv und durch den ständig vorbei flutenden Verkehr sehr laut. Was diese Adresse aber ungemein anziehend machte, war die Tatsache, dass man die Wirtschaftsuniversität zu Fuß in drei Minuten erreichen konnte.
    Marisa Freiberger hatte das eben ausprobiert und sich deswegen verspätet. Nur um wenige Minuten, aber sie ärgerte sich aus Prinzip. Falls die
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