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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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Hinsetzen immer leicht zusammengezuckt war. »Ich habe sie gefragt, ob sie Schmerzen am Po hat und da hat sie mir von der Sache erzählt. Ob das etwas damit zu tun haben kann ?« , fragte sich schließlich nicht nur Tante Nettie.
    Also begab Palinski sich zu der im Erdgeschoss befindlichen Pflegestation, wo die Männer der Städtischen Bestattung schon dabei waren, den Metallsarg mit den sterblichen Überresten so diskret wie nur möglich hinaus zu schaffen. Dank eines frechen Bluffs und mithilfe seines alten Presseausweises gelangte er an einige Auskünfte.
    Der Leichnam würde zum Krematorium am Zentralfriedhof gebracht werden, wo er am Mittwoch, also schon übermorgen, eingeäschert werden sollte. Die Anweisung dazu war von der Nichte der Verstorbenen gekommen, »die Sie knapp verpasst haben. Gerade hat sie das Haus verlassen .«
    Nein, von einem Wunsch der Verblichenen nach einer Feuerbestattung wusste die freundliche Schwester nichts. Im Gegenteil, Frau Stauffar hatte ihr einmal von dem schönen Grab ihres Gatten am Neustifter Friedhof erzählt. Und wie sehr sie sich freue, ihren Mann wieder zu sehen. Irgendwo.
    Die letzte Aussage gab den Ausschlag für Palinski. Da waren einige Eigenartigkeiten aufeinander getroffen, die in ihrer Summe ein näheres Betrachten dieses Todesfalles sehr wohl rechtfertigten. Palinski nahm sein Handy heraus und tippte die Rufnummer seines Freundes Wallner ein.

     
    *

     
    Naturgemäß hatte der Oberinspektor wenig Freude an Palinskis dringender Empfehlung, die Leiche der letzte Nacht verstorbenen Elisabeth Stauffar zumindest oberflächlich gerichtsmedizinisch untersuchen zu lassen. Die Arbeit, die die blutige Selbstverwirklichung des Monsters für die Polizei bedeutete, band sämtliche Ressourcen des Koat Döbling. Nur dank personeller Leihgaben einiger anderer Kommissariate konnte ein einigermaßen ordnungsgemäßer Betrieb noch gewährleistet werden.
    Die schon längst fällige Übernahme des Falles durch das BKA und die Einsetzung eines Sonderkommission »Schlächter von Döbling« wurde zwar schon seit geraumer Zeit intern diskutiert, scheiterte aber bisher am vehementen Widerstand des politisch enorm starken Wiener Bürgermeisters.
    Der Grund für dieses fast schon verantwortungslose Verhalten Lattugas war die in den Medien breitgetretene und gerade in ihre entscheidende Phase tretende Wahl zur »Sichersten Hauptstadt der Welt .« Obwohl die Informationen über das grausige Geschehen dank der teilweise hysterischen Berichterstattung der Medien sogar schon bis nach Nordkorea und zu den Bora Bora Inseln vorgedrungen war, hoffte man im Wiener Rathaus offenbar noch immer, dass die internationalen Juroren mit Blind- und Taubheit geschlagen sein könnten. Eine SOKO konnte sich in der derart heiklen Situation also nur negativ auf das Image der Stadt auswirken.
    Immerhin ging es dabei ja nicht nur um einen Titel, sondern einen eminenten, bei dem derzeitigen Standortwettbewerb in Europa unbezahlbaren Vorteil. Da wurde auch nicht immer nur mit fairen Mitteln gekämpft. Unbestätigten Meldungen nach hielt sich im Dunstkreis des Bürgermeisters hartnäckig das Gerücht, dass der Schlächter in Wirklichkeit ein gedungener Killer im Solde Berns sein sollte. Diesen … Eidgenossen war alles zuzutrauen.
    Palinski konnte das an sich ungewöhnliche Zögern des Oberinspektors zum Teil sogar verstehen, weigerte sich aber, es zu akzeptieren.
    »Also hat Tante Nettie doch recht . Wenn ein Mensch so alt ist, dass sein Tod nichts Unnatürliches mehr ist, dann muss ihm noch das Messer aus der Brust ragen, damit die Polizei einen Blick riskiert .« Langsam wurde er sauer. »Das kann doch nicht sein, dass du diese Indizien ignorierst, nur weil dir ein weiterer Mord derzeit nicht ins Konzept passt .«
    Das betroffene Schweigen am anderen Ende der Leitung bewies Palinski, dass er einen Nerv getroffen hatte.
    »Du hast recht«, bekannte Wallner ein, »und es tut mir leid, dass ich dein Urteilsvermögen kurz in Zweifel gezogen habe. Aber so verrückt wie jetzt war es überhaupt noch nie .«
    »Ich bitte dich, Helmut«, versuchte Palinski den Freund vor weiterer Selbstzerfleischung zu bewahren, »ich verstehe das schon richtig .«
    »Also gut, ich werde die Leiche der Frau Stauffar zunächst einmal äußerlich untersuchen lassen. Falls wir Verletzungen oder Einstiche finden, beschaffe ich mir die Genehmigung für eine Obduktion«, versprach der Oberinspektor. »Aber du könntest auch etwas für mich tun
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