Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
und wird häufig nur mit einer Scheibe Brot gegessen.
    Gerne wird das Gericht aber auch durch die Beigabe von Wurst verfeinert. Dazu eignet sich grundsätzlich jede Art von Koch- oder Brühwurst wie z.B. Frankfurter/Wiener, Debreziner und vor allem die unvergleichliche, »one and only« Burenwurst. Dazu noch mehr in der Folge.

     
    Im Zeitalter bewussterer und damit auch gesünderer Ernährung wird zunehmend aber auf Wurst verzichtet und statt dessen zu Tofu gegriffen.
    Dazu hat Wilma zwei Varianten anzubieten, mit deren Hilfe sie hofft, Mario mit der Zeit von der »Burenhaut« weg zu bekommen. Und tatsächlich, Palinski scheint es zu schmecken, wenn auch …

     
    Variante 1: Geräucheter Tofu
    Anstelle der Wurst wird geräucherter Tofu in Würfel geschnitten und dem Erdäpfelgulasch beigegeben. Schmeckt hervorragend,
    Variante 2: Tofu-Brätling
    1Packung Tofu mit der Gabel zerdrücken
    1 Zwiebel klein gehackt
    1 Knoblauchzehe klein gehackt
    je nach Geschmack Erbsen, Maiskörner uä.

     
    Den gut ausgepressten Tofu mit Zwiebel, Knoblauch, ev. Gemüsebeigabe und fein gehackter Petersilie und etwas Sojasauce durchmischen und nach Geschmack mit Pfeffer, Salz, Curry und Kräutern abschmecken. Dann Brätlinge ausformen, beidseitig in Brösel wälzen und cross herausbraten.

     
    G u t e n   A p p e t i t

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

»Burenwurstiges« für Nicht-Wiener

     
    Für Menschen, die nächtens in Wien arbeiten oder es auch nur durchstreifen, ist die Burenwurst, liebevoll auch »Burenhäutl« oder schlicht nur »Haaße« genannt, nicht nur eine Wurst, die man am Stand und im Stehen isst, ein schlichter Imbiss zwischen Mitternacht und Morgengrauen.
    Nein. Für Studenten, Taxler, Stricherinnen, ihre Kunden und Beschützer wie auch für alle anderen Nachtschwärmer stellt sie einen Höhepunkt der Nacht dar, für viele sogar den einzigen. Gleichzeitig ist sie aber auch Lebenselixier, Muntermacher, Kraftquelle, Super bleifrei.
    Wobei sich auch heute noch die tollsten Gerüchte darum ranken, was in einer echten Burenwurst eigentlich so alles drinnen sein soll. Natürlich ist das heute alles nur Gerede, immerhin regelt der gestrenge »Codex Alimentarius Austriacus« ja ganz genau, was sein darf und was nicht. Aber wissen das auch die »Häutln«, die um 3 Uhr morgens den Weg alles …, ja was eigentlich, gehen?
    Den Leuten an den Würstelständen scheinen derlei Zweifel aber fremd zu sein. Oder »wurscht«, wie man hier auch zu sagen pflegt. Möglicherweise sogar deshalb.
    Das heimelige Licht als Leuchtfeuer in stürmischer Nacht, das unverwechselbare Odeur, dazu noch ein kompletter Querschnitt menschlichen Seins an diesem Mikrokosmos in der nächtlichen Stadt. Da geraten sonst so wichtige Dinge wie Börsenkurse, Stromrechnung, Cholesterinspiegel und gesellschaftliche Unterschiede ins Hintertreffen. Verschwinden vorübergehend im schwarzen Loch der Bedeutungslosigkeit.
    Apropos Status: Nicht nur der Tod ist der große Gleichmacher, nein, auch der Würstelstand, die traditionelle »Tankstelle« für den vielfach an ein Ritual erinnernden Verzehr dieser alimentären Eigentümlichkeit. Egal ob Generaldirektorin oder Putzmann, Opernsängerin oder Fassadenkletterer, GoGo Tänzerin oder Obdachloser, wenn’s un die Burenwurst geht, sind alle gleich.
    Die »Haaße«, man kann sie abgepasst portioniert als auch nach Laufmetern erwerben, wird auf Wunsch bereits vom Standler aufgeschnitten. Viele ziehen es aber vor, ihr »Häutl« selbst zurechtzuschnitzen und tun das auch.
    Nicht zu empfehlen ist dagegen das sukzessive Portionieren mithilfe der Zähne. Nicht nur, dass es ausgesprochen kräftiger Beißerchen bedarf, um die starke Wursthaut zu durchdringen. Dank des hohen Fettanteiles im Brät, der sich durch die Erhitzung des Gargutes stark ausdehnt, steht das »Häutl« unter sehr hohem Druck. Der endlich gelungene Biss, das beglückende Gefühl, diesen Widerstand endlich überwunden zu haben, wird dann in der Regel durch eine relativ starke, weit gehende Fettfontäne gemindert, die sich schonungslos auf Hemdkragen, Jackenrevers und über alle anderen ihre Flugbahn behindernde Dinge ergießt.
    Warnung: Häufig werden davon auch zu knapp daneben Stehende ge- und damit ebenfalls betroffen.
    Aus demselben Grund empfiehlt es sich auch, beim Aufschneiden der Wurst auf jeden überflüssigen Druck zu verzichten, um Spritzen zu vermeiden. Ein sanftes Ritzen der Außenhaut mit dem Wellenschliff
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher