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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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?« , begehrte das Mädchen nochmals auf, wollte den Mann in ein Gespräch verwickeln und damit noch etwas Zeit gewinnen. »Was habe ich Ihnen denn getan ?«
    »Ach herrje«, meinte der Schlächter, »das ist doch nichts Persönliches. Wenn Sie das annehmen, liegen Sie ganz falsch. Ich kann Sie beruhigen, ich habe überhaupt nichts gegen Sie. Das müssen Sie mir glauben. Aber die Stimme hat mir gesagt, dass Sie mir gefährlich werden könnten. Sie wissen schon, warum. Und dass es nur einen einzigen Weg gibt, um auf Nummer Sicher zu gehen.« Er zuckte bedauernd mit den Achseln. »Aber ich habe nichts gegen Sie. Im Gegenteil, Sie sind mir durchaus sympathisch .«
    Palinski blickte sich nach einem harten Gegenstand um, den er dem Kerl über den Schädel hauen konnte. Das einzig Brauchbare, das er auf die Schnelle ausmachte, war ein dickes Buch. Ein sehr dickes Buch sogar, sinnigerweise ein »Pschyrembel« * . Ein Schlag auf die richtige Stelle würde durchaus ausreichen, um den Schlächter außer Gefecht zu setzen.
    Vorsichtig griff sich Palinski die Schwarte und näherte sich auf Zehenspitzen dem Wahnsinnigen, der ihm den Rücken zugekehrt hatte. Ob es die Augen der jungen Frau waren, die auf Palinskis plötzliches Erscheinen reagiert hatten oder ob der Schlächter durch eine Reflexion in einem der glänzenden Werkzeuge gewarnt worden war, würde nie geklärt werden. War aber auch wirklich egal. Auf jeden Fall drehte er sich exakt in dem Moment um, als Palinski ihm die dicke medizinische Schwarte über den Kopf ziehen wollte.
    Ein rascher Schritt des Schlächters zur Seite ließ den kraftvollen Schlag voll ins Leere gehen und Palinski das Gleichgewicht verlieren. Als sich der 45-jährige Angreifer für seine Verhältnisse schnell, nach allgemeinen Maßstäben aber doch eher behäbig wieder aufklaubte, wurde er von dem Irren mit leuchtenden Augen und einer bedrohlich wirkenden Spritze in der rechten Hand erwartet.
    »So mein Alter«, dem Psychopaten war die gute Laune hörbar abhanden gekommen. »Du kannst dir doch sicher vorstellen, was das jetzt für dich bedeutet ?«

     
    *
    Der ein sehr dickes Buch schwingende Palinski war das Erste gewesen, was Florian und Werner durch das Fenster ausschnittweise zu sehen bekommen hatten, nachdem sie endlich bei diesem Scheißatelier gelandet waren.
    Gleichzeitig vernahmen sie aber auch ein leises und dennoch nicht zu überhörendes Rufen nach Hilfe aus einem Gebüsch in der Nähe.
    »Pass du weiter hier auf, was abläuft«, forderte Werner Florian auf. »Ich schaue einmal nach, was da hinten los ist .«
    Labuda, der mit seinen 23 Jahren und zwei Topplatzierungen bei internationalen Kickbox-Großereignissen nicht mehr so leicht in Erstaunen versetzt werden konnte, wunderte sich doch sehr, wen er da im weißen Saunatuch am Boden kauernd vorfand. Zunächst erkannte er den wie ein Büßer in seinem Hemd aussehenden Mann gar nicht. Nachdem der sich aber mithilfe Werners mühsam erhoben und auf knieweichen Beinen unsicher stehend die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, wusste Werner Bescheid.
    »Mann Arthur, was machst du denn hier«, verblüfft blickte er Melham in die getrübten Pupillen. »Wie bist du denn in diese beschissene Situation geraten ?«
    Der nach seiner temporären Lähmung stark geschwächte Hausverwalter hatte sich wieder gesetzt. Er konnte noch immer nicht wieder richtig sprechen. »Schbäder«, stammelte er, »ver… giss mich halt … nicht hier .« Dann sank er wieder in die Horizontale zurück.
    »Ich muss jetzt ins Haus, den Leuten helfen«, erklärte Werner kurz, »dann komme ich und kümmere mich um dich .« Mühsam nickte Melham, doch sein Helfer war schon wieder weg. Ebenso wie Florian, den Werner eigentlich am Fenster vermutete. Dort, wo er ihn zurückgelassen hatte. Wohin, um Himmels willen, war Florian Nowotny verschwunden?

     
    *

     
    Auge in Auge mit der Gefahr, ja, es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen, für sein Leben suchte Palinski verzweifelt nach einer Idee. Wie konnte er diesen wahnsinnigen, um mindestens 15 Jahre jüngeren Psychopathen aufhalten? Außer Gefecht setzen, bis endlich Hilfe kam? Irgendjemand musste doch im Stande sein, dieses höchst seltsame Atelier endlich zu finden.
    Beim Anschleichen vorhin hatte Palinski gehört, wie der Irre etwas von einer Stimme gesagt hatte. Vielleicht war der Mann ja auch ein religiöser Spinner, der tat, was ihm sein oder der Herr sagte. Wenn man nun »His Masters Voice« hätte? Oder vorgab, diese
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