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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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und nach einer weiteren Minute waren Werner Labuda und Florian auch schon unterwegs nach dorthin.

11
    Palinski, der natürlich keine Ahnung davon hatte, was sich an den verschiedenen Nebenfronten so alles abspielte, hatte es längst aufgegeben, darüber nachzudenken, was er machen würde, sobald sich die Türe des Transporters öffnete. Er musste sich einfach auf seine spontanen Eingebungen verlassen. Damit war er bisher immer noch recht gut gefahren.
    Dann hatte er neuerlich versucht, sich zumindest vorzustellen, wo die Fahrt schließlich enden würde. Er hatte aber nicht die geringste Ahnung, war sich lediglich ziemlich sicher, dass der Transporter inzwischen nördlich der Donau unterwegs war. Wie lautete noch die Aufschrift auf dem alten Kübel? Irgendetwas Hochtrabendes auf Französisch. An mehr konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Dazwischen gingen ihm ständig relativ unwichtige Dinge durch den Kopf. Hatte er die Kaffeemaschine im Büro abgeschaltet, ehe er zum Schachspielen ins Cafe »Kaiser« aufgebrochen war? Sollte er mit Wilma anlässlich ihres Geburtstages nach Paris fahren, wie sie sich das schon seit Jahren wünschte? Ja, das wollte er machen, die Vorstellung hatte etwas ungewöhnlich Tröstliches an sich.
    Der Transporter hatte seine Geschwindigkeit auf den letzten Kilometern deutlich reduziert. Wahrscheinlich befanden sie sich auf einer Nebenstraße, näherten sich dem Ziel dieser Reise.
    Verdammt, er hatte Franca Wallner für morgen, nein, für heute Abend zu einer gar nicht stattfindenden Weinverkostung ins »Vesuvio« eingeladen und völlig darauf vergessen. Da würde er sich noch etwas einfallen lassen müssen. Egal, dachte er, wenn der Albtraum hier vorüber war, würde er das ganze Lokal einfach mieten und eine Verkostung arrangieren. Mit allen Freunden und Kollegen, die jetzt gerade fieberhaft an der Lösung dieses Falles arbeiteten. Hoffentlich.
    Wie gerne wäre er jetzt zu Hause mit Wilma bei Tofu-Brätlingen gesessen und hätte grünen Tee mit ihr geschlürft. Ja, selbst mit diesen schrecklichen Kamutpalatschinken mit Meeresalgenfüllung, normalerweise das Letzte, aber wirklich, jetzt wäre er damit restlos einverstanden gewesen. Alles war besser als das hier.
    Jetzt hielt der Wagen an und die Handbremse wurde hörbar angezogen. Palinski robbte rasch in die Ecke, in der er die Plane wusste, und verkroch sich darunter. Dann hörte er auch schon die Schritte, die sich der Laderaumtüre näherten. Jeden Moment musste der Schlächter einen Blick ins Innere des Transporters werfen. Und dabei würde er wohl kaum übersehen, dass sich etwas oder jemand unter der stinkenden Plache befand. Vielleicht wäre es doch besser, sich neben der Türe aufzubauen und sich auf den Schlächter zu stürzen. Das Überraschungsmoment nützen und dann rennen, was das Zeug hielt. Dann aber würde er sich ein Leben lang Vorwürfe machen, die noch immer bewegungslose, inzwischen aber wieder aufgewachte arme Sau neben ihm den perversen Aktionen dieses Monsters überlassen zu haben.
    Die Hand des Schlächters musste schon an der Türe gewesen sein, als er sich entschloss, sein Vorgehen zu ändern. »Dich hole ich später« hörte Palinski eine halblaute Stimme von außerhalb. Dann sich entfernende Schritte, das Aufschließen und nachfolgende Zufallen einer Türe. Und dann war Stille. Herrliche, beruhigende, Hoffnung machende Stille.
    Vorsichtig öffnete Palinski die Ladetüre und kletterte in die dunkle Nacht hinaus. Nach der absoluten Finsternis im Transporter konnte er in der mondlosen, aber sternenklaren Nacht allerdings erstaunlich gut sehen.
    Er wollte sich schon vorsichtig an das an eine Lagerhalle erinnernde Gebäude heranschleichen, als ihm sein Reisegenosse, der langsam wieder zum Leben erwachende »Zombie«, einfiel. Den konnte er nicht so im Laderaum, der Willkür des Schlächters ausgeliefert, liegen lassen. Gottseidank war der Mann kein absolutes Schwergewicht, sodass Palinski ihn zwar mit einiger Mühe, aber doch ohne Probleme herausziehen, über die Schulter legen und wegtragen konnte. Etwa 50 Meter von dem Gebäude entfernt lag ein Stapel Bretter neben einem Gebüsch. Vorsichtig ließ er den Mann zu Boden gleiten und bettete ihn so hinter den Stapel, dass man ihn nicht ohne weiteres sehen konnte.
    »Ich kümmere mich bald wieder um Sie«, flüsterte er. Die Augen des Mannes starrten ihn dankbar an und seine Lippen flüsterten ein fast nicht hörbares »Kkkalt .«
    Tatsächlich, hier am
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