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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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in den Armen trug wie ein kleines Kind, wirkte weniger ängstlich als wütend. Ihre Ausdrucksweise war hundsordinär, unter diesen Umständen aber durchaus erfrischend.
    Soweit Palinski erkennen konnte, bettete der Schlächter sein Opfer auf den Tisch und schickte sich an, Arme und Beine mit sehr solide wirkenden Lederbändern zu fixieren, bevor er die Transportfesseln abnehmen würde. Siedend heiß wurde Palinski bewusst, dass es an der Zeit war, etwas zu unternehmen. Falls er nicht zusehen wollte, wie Opfer Nummer 9 in seine Bestandteile zerlegt wurde.
    Er blickte wieder in die Nacht hinaus, gönnte seinen Augen etwa eine Minute, um sich neuerlich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann tastete er sich mehr als er ging zu der Türe am Ende der Seitenfront. Die war zwar verschlossen, gleichzeitig aber auch aus bereits reichlich verwittertem Holz. Nach zwei Versuchen, in die er seine gesamte, nicht unbeträchtliche Masse gelegt hatte, war das Hindernis keines mehr und Palinski stand im Keller.

     
    *

     
    Dank der fortschrittlichen Beförderungstechnologie, die ihnen zur Verfügung stand, landeten Helmut Wallner und Rudi Weickert bereits in Korneuburg, als die Kolonne mit den Fahrzeugen des Sondereinsatzkommandos und der zahlreichen Medienvertreter von der Nordbrücke auf die Donauuferautobahn in Richtung Strebersdorf-Korneuburg abbog.
    Wilma und Franca befanden sich zu diesem Zeitpunkt erst in der Nähe des Pressehauses Wien. Werner Labuda und Florian Nowotny waren dagegen schon bis auf einen knappen Kilometer an den Zielort herangekommen, suchten jetzt aber noch verzweifelt nach Hinweisen auf die Adresse Grimmstein 8. Bisher vergebens.
    Die Polizei in Korneuburg hatte auf Veranlassung von St. Pölten erstaunlich gute Arbeit geleistet. Am Hauptplatz war ein Landeareal abgesperrt und provisorisch ausgeleuchtet worden. Zwei Notarztwagen des Roten Kreuzes standen bereit und das Krankenhaus war vorsorglich informiert worden.
    Ferner hatte der Kommandant der örtlichen Polizei auf einer Straßenkarte 1:20 000 die kleine Häuseransammlung Grimmstein mit einem Filzmarker deutlich eingekreist. Sobald das Einsatzkommando da wäre, konnte die Aktion »Schlächter von Döbling« in ihre letzte Phase treten.
    Die herrschende Spannung wurde durch den Anruf Ministerialrats Schneckenburger etwas gemildert, der sich verfahren hatte und in der Nähe von Deutsch Wagram durch die Gegend gurkte. Mit dem daraus resultierenden, entspannenden Lacher hatte auch der Vertreter des Ministers einen kleinen, aber feinen und nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Gelingen der Polizeiaktion geleistet.

     
    *

     
    Langsam gingen der jungen Frau die handfesten Schimpfwörter aus, die sie dem Schlächter bisher an den Kopf geworfen hatte. Nicht, dass sie keine mehr gewusst hätte, aber ihre Energie hatte sie in den letzten Minuten zunehmend verlassen. Als sie der Mann splitternackt auf das Bett, oder war es ein Tisch, gefesselt hatte, versuchte sie, durch besonders laszive Bewegungen und die dazu passenden Worte die in jedem rechten Mann vorhandene Libido herauszufordern. Besser dreimal gebumst als einmal getötet, hatte sie sich ganz pragmatisch gedacht. Aber der schreckliche Kerl schien absolut resistent gegen ihre Reize zu sein.
    »Falls ich ein normaler Mann wäre«, anerkannte der Schlächter milde lächelnd, »dann würde Ihre Rechnung jetzt voll aufgehen. Sie sind ja wirklich ein wunderschöner Anblick, wie Sie da so liegen. Aber keine Angst, ich werde meinen Spaß schon noch haben. Leider werden Sie dann nicht mehr unter uns Lebenden sein .«
    Als der perverse Kerl jetzt auch noch begann, liebevoll sein Sortiment an chirurgischen Werkzeugen prüfend in die Hand zu nehmen, war es mit der mühsam aufrecht erhaltenen Beherrschung der jungen Frau vorbei. Sie begann haltlos zu schluchzen und wimmerte wie ein kleines Kind.
    »Keine Angst«, versicherte der Schlächter. »Es wird überhaupt nicht wehtun. Sie bekommen ein starkes Betäubungsmittel und ehe Sie etwas bemerken, ist alles vorbei .« Palinski, der sich eben aus dem Dunkel des Zuganges löste, glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. So etwas von zynischem Sadismus hatte er noch nie erlebt. Oder war der Kerl wirklich so verrückt, dass er glaubte, was er da sprach? Komisch, der Mann machte beim ersten Hinsehen einen durchaus netten, freundlichen und Vertrauen erweckenden Eindruck. Diese eklatante Fehleinschätzung war seinen Opfern wohl zum Verhängnis geworden.
    »Aber warum ich
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