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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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seine immerhin knapp 100 Kilogramm Lebendgewicht in die Höhe wuchteten, beutelten und dann wieder fallen ließen, kapierte auch er. Die Gefahr war noch nicht vorbei, nein, wirklich nicht. Und Marisa konnte auch nicht helfen, denn sie war nach wie vor fest an den Tisch gefesselt.
    Was Palinski neben der neuerlichen Bedrohung am meisten irritierte, war seine eigene Blödheit. Wie oft schon hatte er sich über Drehbuchautoren und ihre vertrottelten Helden lustig gemacht, die den Bösen endlich außer Gefecht gesetzt hatten. Um ihm dann den Rücken zuzuwenden und etwas zu tun, was sie eine Minute später noch genauso tun konnten. Und sich dann weiß Gott wie wunderten, wenn sich dieser zache, also zähe Unhold überaus rasch erholte und den idiotischen Helden seinerseits wieder aus dem Verkehr zog. Und jetzt das, ihm.
    Palinski fühlte sich als Megadepp, als König der Hirndederln.

     
    *

     
    Werner Labuda war inzwischen sicher, dass Florian bereits in das Gebäude vorgedrungen sein musste. Der schmale Sehschlitz ließ aber kaum Schlüsse darauf zu, was sich im Inneren abspielte. Immerhin war Bewegung in dem Raum erkennbar und seine Hilfe wahrscheinlich gefragt. Leise eilte er zu der Türe, die sich als kein Hindernis mehr erwies, und betrat den dunklen Keller. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang, als er auf einmal leises Wimmern hörte. Das plötzlich in ein etwas lauteres, aber eher kraftlos wirkendes »Hilfe, Hilfe« umschlug. Offenbar hatte ihn die Frau, um eine solche schien es sich der Tonlage nach zu handeln, gehört und neue Hoffnung geschöpft.
    »Keine Angst, Hilfe ist unterwegs«, rief er so laut, wie er es angesichts unbekannter, noch auf ihn lauernder Gefahren verantworten zu können glaubte. »Ich bin gleich wieder zurück .«
    Endlich fand er eine Stiege. Oben angelangt folgte er dem zunehmend lauter werdenden und von gelegentlichen Schreien begleiteten Lärm. Einem Lärm, der stark nach Kampf klang.
    Er erreichte das Ende des Ganges und öffnete vorsichtig die hier befindliche Türe. Jetzt wusste er endlich auch, wo Florian war.
    Der drahtige Polizeischüler hatte sich am Rücken eines Mannes fest gekrallt und zerrte mit einer Hand fest an dessen eher langen Haaren. Das tat natürlich weh, was der Unbekannte, der seinerseits wieder Palinski umklammert hielt, auch durch wiederholte Schmerzensschreie zu erkennen gab.
    Die Situation wirkte eher komisch als bedrohlich auf Werner. Da er aber nicht sehen konnte, ob der Schlächter, um den musste es sich bei der Einlage dieses lebenden Sandwichs handeln, eine Waffe trug oder nicht, war es wohl das Beste, die Sache zu beenden.
    Rasch trat er auf das entfernt an die Laokoon-Gruppe erinnernde Menschenknäuel heran und versetzte dem Mann in der Mitte zwei kräftige Schläge auf die Oberarme. Durch das plötzliche Erschlaffen der Armmuskulatur des Schlächters gelang es Palinski, sich aus dessen nachlassender Umklammerung zu befreien.
    Jetzt baute sich Werner vor dem geifernden Schlächter auf, brüllte kurz »Florian, fallen lassen«, setzte zu einer ganz einfach, ja spielerisch wirkenden Pirouette auf dem linken Bein an und drosch dem Psychopathen machtvoll seinen rechten Außenrist an die ungeschützte linke Schläfe.
    Ab diesem Moment wusste Palinski endlich mit dem Bild »wie ein gefällter Baum zusammen brechen« wirklich etwas anzufangen. Der Schlächter war wie ein toter Klotz zu Boden gegangen. Vom Dritten der letzten Kickbox-Europameisterschaft auf die Bretter geschickt worden. Was wahrlich keine Schande war.
    Jetzt blickte sich Werner auch seinen »Gegner« genauer an. »Den kenne ich doch«, wunderte er sich, »ist das nicht Viktor, unser neuer Hausmeister ?«
    »Bingo«, quietschte die inzwischen schon wieder ziemlich muntere Marisa vom Tisch her. »Und exakt an dieses Schwein habe ich geraten müssen, als ich der Polizei meinen Verdacht gegen Melham melden wollte. Kann mir jetzt endlich jemand die Fesseln abnehmen ?«
    Als Oberinspektor Wallner fünf Minuten später mit der Spezialeinheit eintraf, war der Schlächter wieder bei Bewusstsein. Allerdings lag er jetzt selbst festgezurrt auf dem Tisch, auf dem er sonst immer seine Opfer behandelt hatte. Marisa, die inzwischen wieder notdürftig bekleidet war, war eine erstaunliche junge Frau. Sie hatte sich sehr rasch wieder erholt und verhielt sich so, als ob das Ganze hier nur ein verunglückter Spaß gewesen wäre. Ein klassischer Fall von Verdrängung, konstatierte Palinski. Wahrscheinlich
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