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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg
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jedes Mal vollständig erneuert wird, wie kann es dann in dieser Säulenhalle Überreste meiner früheren Versuche geben?
    Endlich begreife ich, was hier gespielt wird: Die Haufen von Gegenständen sollen mich davon überzeugen, dass ich schon hundertmal vergeblich versucht habe, hier herauszukommen. Sie sind nur dazu da, mir meine Willenskraft und Hoffnung zu nehmen. Sie sind nichts anderes als ein gigantischer Bluff. Und ich bin darauf hereingefallen!
    Der Gedanke füllt mich mit unbändiger Wut.
    Ich schlage um mich wie ein Berserker. Die Witherskelette zersplittern unter meinen Schwertschlägen, als wären sie aus Glas. Bald bin ich von einem Haufen Knochen umgeben.
    Der Wither schießt weiter Schädel ab, doch die meisten poltern harmlos herum. Wenn einer davon auf Soulsand fällt, zertrümmere ich das Skelett, noch bevor es sich vollständig erhoben hat.
    Zeit, sich dem Hauptübeltäter zuzuwenden. Mit ein paar Sprüngen nähere ich mich dem Wither.
    Er wendet mir seine drei Köpfe zu und schießt mir einen Schädel mitten ins Gesicht.
    Ein stechender Schmerz durchzuckt mich. Einen Moment lang wird mir schwarz vor Augen.
    Ich höre das Piepen der Apparate. Das Bild des dunklen Krankenzimmers überlagert sich mit der Säulenhalle.
    Ich bin nicht allein.
    Jemand steht neben mir, reglos. Da ich meinen Kopf nicht drehen kann, nehme ich die Gestalt nur aus den Augenwinkeln wahr. Sie trägt einen weißen Kittel.
    Bevor ich weitere Einzelheiten erkennen kann, sinke ich wieder in den dunklen Tunnel.
    Gerade noch rechtzeitig bin ich wieder in der Würfelwelt. Meine Lebensenergie ist schon fast wieder auf null.
    Ich bearbeite den Wither mit schnellen Schwertschlägen. Als ich ihn beinahe vernichtet habe, gibt es ein hässliches Geräusch, und das Schwert in meiner Hand verschwindet.
    Verdammt! Ausgerechnet jetzt muss meine Waffe zerbrechen! Ich habe kein zweites Diamantschwert mehr.
    Mangels Alternativen hole ich aus und verpasse einem der drei Witherköpfe einen Kinnhaken. Der Kopf löst sich von dem Skelett und poltert über den Boden.
    Warum bin ich darauf nicht eher gekommen?
    Im Nu habe ich auch die anderen beiden Köpfe heruntergeschlagen. Der Wither zerfällt zu einem Haufen Soulsand.
    Ich blicke mich um. Die herumliegenden Witherschädel verschwinden einer nach dem anderen mit einem Plopp, bis die letzten Spuren des Kampfes beseitigt sind.
    Ich habe auch diese Gefahr überwunden. Doch was hat es mir genützt? Ich stehe immer noch in der Säulenhalle. Ein Ausgang ist weit und breit nicht in Sicht.
    „Es tut mir leid, Marko!“, flüstert jemand hinter mir.
    Ich drehe mich erschrocken um.
    Der Enderman hat sich lautlos angeschlichen. Er hält etwas in der Hand, das ich nicht genau erkennen kann.
    „Verschwinde!“, brülle ich.
    Er greift nach meinem linken Arm. Ich will weglaufen, doch meine Kastenbeine sind wie festgenagelt. Ich schaue nach unten und sehe, dass ich auf Soulsand stehe. Meine Beine sind ein Stück weit darin eingesunken. Die Seelen in dem Sand scheinen sie zu umklammern, als wollten sie mich in den Block hineinziehen.
    „Hab keine Angst, es tut nicht weh!“, flüstert der Enderman.
    Nur dass es nicht der Enderman ist. Es ist Amelies Stiefvater, der sich über mich beugt. Sein Atem riecht nach Alkohol. Sein Gesicht ist verzerrt, als täte es ihm tatsächlich leid um mich. Doch seine Augen sind kalt.
    Ich will mich wehren, kann jedoch nichts tun als ihn mit aufgerissenen Augen anstarren. Als die Nadel meinen Arm durchbohrt, spüre ich einen heißen Schmerz. Ich schreie lautlos auf.
    „Gute Nacht, Marko!“, flüstert der Enderman.
    Die Säulen um mich herum verändern sich. Ihre scharfen Kanten runden sich ab, ihre gleichmäßigen Flächen beulen sich am unteren Ende aus. Sie schmelzen!
    Der riesige Raum scheint zu zerfließen. Schwarze Flüssigkeit tropft von der Decke herab, sickert aus dem unteren Ende der Säulen, quillt aus dem Soulsand empor, umspült meine Kastenbeine, die immer noch festgehalten werden.
    Der Enderman stößt ein heiseres Lachen aus, dann verschwindet er.
    Die schwarze Flut steigt immer höher. Schon hat sie meine Brust erreicht, meine Schultern. Ich stoße einen letzten, verzweifelten Schrei aus, bevor bittere Flüssigkeit meinen Mund und meine Lungen füllt.
    Dunkelheit umhüllt mich. Nur ein fernes, gleichmäßiges Piepen durchbricht die Stille. Es wird langsam leiser, bis es vollständig erstirbt.
     
     

21.
     
    Dunkelheit. Leere. Stille. Ist dies das Ende?
    Die
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