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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman
Autoren: PeP eBooks
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nationalen Kanzleien zu wählen, offenbar angelockt von der umfangreichen Erfahrung und den teuren Essenseinladungen. Selwyn Mullins hatte daraufhin verkündet, in den Ruhestand zu gehen.
    Nadine hatte sich ernsthaft überlegt, gemeinsam mit Richard die Kanzlei zu verlassen und weiterhin als seine Sekretärin zu arbeiten. Aber als sie schließlich erklärte, auch sie brauche dringend einmal eine Pause, war er im Innersten seines Herzens erleichtert.
Er stand noch immer in losem Kontakt mit David Keefer, der zwei elende Wochen von Charmaine getrennt in der Wohnung der Stripperin verbracht hatte, bevor er reumütig wie ein verlorener Welpe zu seiner Frau zurückgekehrt war.
    Die Medien berichteten, dass die Anklage gegen Svritsky fallen gelassen worden war. Bernberg hatte sich ungewöhnlich menschenfreundlich gezeigt und gebeten, seinen Antrag auf Niederlegung der Anklage hinter geschlossenen Türen stellen zu dürfen. Richterin Abrahams hatte sich angehört, was er zu sagen hatte, und dann angeordnet, die Akten und die Aufzeichnungen der Staatsanwaltschaft zu versiegeln. Das Einzige, was an die Öffentlichkeit drang, war eine Erklärung des Gerichts, derzufolge »die Grundrechte des Angeklagten verletzt worden waren und eine weitere Verfolgung der Anklage unter den gegebenen Umständen unrechtmäßig gewesen wäre«. Gründe für diese Entscheidung erfuhr die Öffentlichkeit allerdings nicht.
    In den Fernsehnachrichten hatte man Stefan Svritsky gesehen, wie er finster in die Kameras gestarrt und gedroht hatte, den Staat wegen Verleumdung zu verklagen. »Man hatte nichts gegen mich in der Hand. Das machen sie ständig mit mir. Und warum? Weil ich aus Russland komme«, verkündete er hitzig. »Weil ich Ausländer bin. Aber ich bin ein ehrlicher Mann, der nur versucht, in diesem Land sein ehrliches Auskommen zu finden.«
    Die Journalisten fragten ihn, wie es mit seinem nächsten Verfahren aussah. Cerissa du Toit hatte einige Tage zuvor die staatliche Beschlagnahmung seines Nachtclubs aufgrund von organisierter Kriminalität beantragt. Der Fall sollte vor dem obersten Gerichtshof verhandelt werden.
    »Richter van Wyk … Er ist ein sehr erfahrener Mann. Ein guter Richter«, sagte Svritsky. »Er wird das richtige Urteil fällen.«
    Man konnte einen strahlenden Max Bernberg hinter ihm erkennen,
der seinen runden Kopf hochreckte, um nicht ganz von den breiten Schultern seines Klienten verdeckt zu werden. Ein wütender Faizal wurde gefilmt, als er aus dem Gericht stürmte. Er weigerte sich, mit der Presse zu sprechen.
    Richard war daheim ausgezogen. Seine Trennung von Amanda war zwar traurig und voller Reue, aber weniger verbittert als erwartet verlaufen. Er hatte versucht, seiner Frau seine verworrenen Gefühle zu erklären, doch das Ganze war höchst ermüdend und letztlich unbefriedigend gewesen. Amanda wusste, dass sie sich zu weit voneinander entfernt hatten. Ihre Beziehung war nur noch auf alltägliche Gewohnheiten zusammengeschrumpft gewesen. So gab es von beiden Seiten viele Entschuldigungen und wenig Bezichtigungen. Sowohl er als auch sie hofften, dass eine vorübergehende Trennung ihre Gefühle füreinander vielleicht noch einmal entfachen würde. Aber Richard war mit der Zeit immer sicherer, dass sich der Riss zwischen ihnen als irreparabel herausstellen würde. Die Turbulenzen waren derart heftig und unerwartet gewesen, dass nach diesem Sturm kaum mehr etwas heil geblieben war.
    Er wohnte jetzt in einer kleinen Mietwohnung in der City Bowl. Das Appartement befand sich in einem heruntergekommenen dreistöckigen Wohnhaus und hätte dringend renoviert werden müssen. Richard hatte sich nur wegen der großen Fenster, die über die Stadt blickten, für die Wohnung entschieden. Nachts lag er mit offenen Vorhängen in seinem Bett und beobachtete, wie die Lichter unter ihm funkelten und leuchteten. Er schlief ein, während er sich die verschiedenen Gruppen von Menschen vorstellte, die sich in der Stadt verbanden und wieder trennten, trafen und auseinanderdrifteten, kamen und gingen.
    Abayomi hatte Ifasens Leichnam nach Nigeria überführen lassen. Sie hatte allerdings nicht genügend Geld, um selbst zur Beerdigung nach Hause zu fahren. Diese Aufgabe musste sie
Na’imah und Hussain überlassen, die stumm vor Trauer neben dem Grab standen, in dem ihr Sohn seine letzte Ruhe fand. Danach meldeten sie sich nie mehr bei ihrer Schwiegertochter.
    Abayomi saß oft an Khalifahs Bett und zeigte ihm die Hochzeitsbilder seiner
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