Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Würde - Roman

Titel: Würde - Roman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
hineinsteigerte. Abayomi war noch immer hysterisch am Lachen. Sie verspottet mich, dachte Richard, sie lacht über meine Dummheit, über meine europäische Leichtgläubigkeit. Einen Moment lang stellte er sich vor, wie er ihr mit der Faust mitten ins Gesicht schlug, um sie endlich zum Schweigen zu bringen.
    »Wer ist dein Boss, Abayomi? Oder lass es mich so formulieren: Ist es dieser Gangster, der gerade hier war? Ist er derjenige, der die Fäden in der Hand hält? Sag es mir!«
    Sie hörte zu lachen auf und trocknete sich die Augen. Dann ließ sie erneut ein Lachen hören, das diesmal jedoch nur höhnisch klang. »Mandla? Mein Boss? Nein, Richard, Mandla ist nur der Handlanger. Er macht mir keine Angst. Er ist dumm, langsam und fies, aber er ist ein Nichts. Mein Boss hingegen ist ein Teufel. Er weiß alles, und er sieht alles. Mein Boss ist ein russischer Teufel. Ich glaube, du weißt sehr genau, wer er ist.«
    »Stefan Svritsky.« Es war keine Frage. Richard begann allmählich zu begreifen.
    »Genau, dein Freund Svritsky«, antwortete Abayomi, die nun auch wütend wurde. »Wenn du es genau wissen willst, war er es, der meine Flucht nach Südafrika bezahlt hat. Ihm gehören viele Mädchen und Frauen. Sie arbeiten in seinen Bordellen und auf der Straße, um ihm die Schulden zurückzuzahlen. Er will alles Geld zurück. Und zwar dreimal so viel, wie er bezahlt hat. Wir müssen ihn immer wieder bezahlen und arbeiten Jahre dafür, um unsere Schulden loszuwerden. Aber es hört nie auf. Es wird nie aufhören. Nur weil ich gebildet bin …« Sie sprach das Wort
voller Empörung aus. »… hat er mich in seinen Massagesalon gesteckt, in das Touch of Africa .«
    Richard runzelte die Stirn, und Ifasen schnalzte verzweifelt mit der Zunge. Er hielt die Hände in die Luft, um seine Frau zu beruhigen. Aber Abayomi ließ sich nicht beruhigen. Sie fuhr mit brechender Stimme fort, während ihr die Tränen über die Wangen strömten. »Ja, das gehört ihm auch. Und er droht mir ständig … Willst du wissen, womit er mir droht? Wenn ihm meine Arbeit nicht mehr gefällt, wird er mich woanders hinbringen. Zu einem seiner Häuser in Sea Point. Dort muss ich dann alles geben. Nicht nur eine Massage. Dort wird man mich vielen schmutzigen Händen überlassen und …«
    »Hör auf!«, unterbrach Ifasen sie und begann mit den Armen zu wedeln. »Hör sofort auf! Nicht in meinem Haus. Ich will das nicht hören.«
    Richard fühlte sich benommen. Er hatte kaum wahrgenommen, was Abayomi gesagt hatte. Durch seinen Kopf schossen Gedanken, Fetzen von Gesprächen, Ereignisse. Jedes Mal, wenn er sich von ihr entfernt hatte - das wurde ihm erst jetzt bewusst -, hatte sie ihn zurückgelockt. Durch Andeutungen, Berührungen, ein vages Versprechen auf mehr. Sie hatte ihn die ganze Zeit über in der Hand gehabt, mit ihrem Boss unter einer Decke gesteckt, ihm eine Falle gestellt, so dass er vor Gericht zutiefst gedemütigt werden konnte. Sie war Svritskys willige Waffe gewesen, seine Handlangerin, die ihm den erhofften Erfolg gebracht hatte. Und er war lediglich ein Opfer, bedeutsam nur insoweit, was sein Niedergang ihnen bringen konnte. Das begriff er jetzt.
    »Du … Du verdammte Hure!« Richard stürzte sich auf sie. Er musste Ifasen mit der Schulter beiseitestoßen, wodurch sich dieser wie ein Balletttänzer grotesk um die eigene Achse drehte und sich dann an den Möbeln festhielt, um nicht der Länge
nach hinzufallen. »Du hast mich von Anfang an in eine Falle gelockt … Du und dein Charme … Du …«
    Mit zitterndem Arm reckte er die Faust hoch und wollte zuschlagen. Aber Abayomis Gesicht war bereits gebrochen, eingefallen und bereit, sich der Brutalität des Angriffs zu überlassen. Sie beobachtete ihn mit denselben Augen, mit denen sie ihn gelockt hatte, ihre Lippen waren dieselben, mit denen sie ihn so zärtlich geküsst hatte, und auch ihre Wange war dieselbe, mit der sie so sanft die seine gestreichelt hatte. Er hielt den Atem an und ließ ihn jetzt in einem langen Zischen aus seinem Mund weichen, während er die Faust langsam wieder senkte.
    Doch ehe er sich zurückziehen konnte, traf ihn seitlich an der Brust direkt unter seinem ausgestreckten Arm etwas Hartes und Schweres. Es war ein heftiger Schlag, der seiner Lunge einen schmerzhaften Stich versetzte. Überrascht drehte er sich um, die Hand auf die brennende Stelle gedrückt. Ifasen stand mit vor Zorn verzerrtem Gesicht da und hielt einen Beistelltisch hoch über den Kopf. Richard sah, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher