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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman
Autoren: PeP eBooks
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der Haustür stürzte. Er kniff die Augen zusammen und rannte atemlos über die Straße zu seinem Wagen.
    Dort wartete bereits ein Mann auf ihn. Er lehnte an einem
schwarzen Mercedes, der vor Richards SLK geparkt war. Der Mann richtete sich auf, als er näher kam.
    »Wohin so eilig? So leicht kommen Sie nicht davon.« Mandla gab in der Dämmerung eine eindrucksvolle Figur ab, wie er mit hochgezogenen Schultern dastand und sich dem Wind entgegenstemmte.
    Richard zögerte. Er hatte bereits die Autoschlüssel gezückt und strich mit dem Daumen über den Knopf des Türöffners.
    Da öffnete sich die hintere Tür des schwarzen Mercedes. Svritsky stieg heraus, ein Handy an sein Ohr gepresst. Er trug einen dicken Wollpullover und eine Trainingshose. Mit einem lauten Knacken ließ er das Handy zuschnappen. »Aha, Richard - der Mann, mit dessen Hilfe alles so wunderbar funktioniert hat. Bleiben Sie doch ein bisschen. Wir brauchen Sie noch für ein Weilchen.«
    Richard war es müde zu toben und zu brüllen. Er war seine ziellose, machtlose Wut leid. Am liebsten hätte er nur noch geweint. Er wollte festgehalten werden, sich die Decke über den Kopf ziehen und für eine lange Zeit schlafen. Ihm wurde auf einmal schmerzlich bewusst, dass ihm Amanda fehlte.
    »Richard, mein Freund, Sie sind leicht übers Ohr zu hauen«, brüstete sich Svritsky. »Wir wussten die ganze Zeit über, dass dieser Mann der Zeuge war.« Mandla schnaubte hämisch und wies mit der Hand in Richtung des Wohnblocks. »Sie halten sich vielleicht für klug, aber wir haben diesen Mann sofort ausfindig gemacht. Sofort. Wir wussten schon die ganze Zeit über, wer er war. Wir mussten ihn nur noch dazu bringen, nicht auszusagen. Würde er unseren Anweisungen folgen, würde es keine Probleme geben. Aber für den Fall, dass etwas schieflief, habe ich Sie zur Massage geschickt. Verstehen Sie? Als … wie nennt man das … als Vorsichtsmaßnahme. Und Sie, Sie tun, was man von Ihnen verlangt. Es ist so … so vorhersehbar.«

    Richard starrte ihn an.
    »Es stimmt. Sie ist wirklich gut. Aber Sie dürfen nicht böse auf sie sein, Richard. Sie hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Sie hat nie gewusst, worum es eigentlich gegangen ist. Nie.« Svritsky holte eine Zigarette heraus und hielt schützend die Hand vor, um sie zu entzünden. Nach mehreren Versuchen glühte das Ende auf, und er sog heftig an dem Glimmstängel.
    »Doch dann lässt sich ihr bescheuerter Mann verhaften. Wie dämlich kann man eigentlich sein?« Der Russe blickte zu dem Wohnblock hoch, wo der Polizist vermutlich gerade damit beschäftigt war, den Tatort zu manipulieren. »Und selbst unser lieber Freund Jeneker ist im Gefängnis nicht richtig an ihn rangekommen. Wir haben befürchtet, dass er vielleicht einen Deal aushandeln würde. Also haben wir beschlossen, unsere Waffe für den Notfall einzusetzen. Und diese Waffe sind Sie. Der große Herr Anwalt, der clevere Herr Anwalt mit dem harten Schwanz. Und der macht das auch noch umsonst. Das war ein gutes Geschäft, mein Freund.«
    Svritsky lachte. Es war kein amüsiertes Lachen, sondern klang wie ein dunkles, bedrohliches Gurgeln. »Ein gutes Geschäft. Perfekt. Wenn Sie ihn rausgeholt hätten, wären wir aufgekreuzt und hätten uns um ihn gekümmert. Wenn Sie ihn nicht rausgeholt hätten, wäre das auch kein Problem gewesen … Wir konnten ja immer noch die Tatsache nutzen, dass Sie mit seiner Kleinen vögeln, um die ganze Verhandlung einstellen zu lassen. Egal, wie es gelaufen wäre - sie hätte mich immer gerettet und ihren Ehemann zerstört, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben. Nicht die leiseste Ahnung. Frauen, was? Man kann ihnen einfach nicht trauen, mein Freund, man kann Frauen einfach nicht trauen.«
    Richard stotterte vor Fassungslosigkeit. Vor seinen Augen drehte sich alles. »Wie konnten Sie mir … mir … das … antun? Wie konnten Sie ihr so etwas antun?«

    »O nein. Nein, nein, so nicht, mein Freund. Sparen Sie sich Ihre Predigten. Was wissen Sie schon von ihr? Ich war derjenige, der sie in Lagos gefunden hat, ein flennendes Mädchen, verheiratet mit einem nutzlosen Mann. Sie hatte niemanden. Niemanden. Ihre Mutter … die war tot. Und ihr Vater … na ja, über den wollen wir nicht reden.« Svritsky sog an seiner Zigarette und blies den Rauch wie Dampf aus seiner Nase und seinem Mund. Weiße Schwaden stiegen in den nächtlichen Himmel.
    »Was ist mit ihrem Vater passiert?« Richard schrie die Frage beinahe heraus, so dringend
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