Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter
Autoren: Jeff Grubb
Vom Netzwerk:
Soldaten nahmen ihre Toten und Verwundeten und brachten sie zurück nach Stormwind. Es gab keine Spur von Garona. Khadgar wollte den Turm zwar abermals durchsuchen, aber er bezweifelte, dass sie sich noch im Inneren aufhielt. Er würde die Bücher mitnehmen, die er für wertvoll hielt, auch einige Vorräte, und den Rest würde er mit Schutzzaubern sichern. Dann würde er den Turm ebenfalls verlassen und Lothar in die Schlacht folgen.
    Er nahm die Schaufel, kehrte in die verlassene Burg von Karazhan zurück und fragte sich, ob er sie jemals wiedersehen würde.
     
     
    Als der Besucher sprach, kam eine schwache Brise auf, die nur die Blätter leicht bewegte, aber ausreichte, um die Vision zu verwischen. Der nicht mehr junge Mann löste sich auf wie Nebel, und der nicht mehr alte Mann sah zu, wie er ging. Eine einzelne Träne lief über Medivhs Gesicht. So viele Opfer, so viel Schmerz. All das, um den Plan der Wächter voranzutreiben – und dann noch mehr Schmerz, um diesen Plan zu vereiteln und die Welt aus ihren Fesseln zu befreien, um wahren Frieden zu erlangen.
    Und jetzt stand selbst das auf dem Spiel. Jetzt wurden neue Opfer verlangt. Er musste die Macht aus diesem Ort ziehen, wenn er bei dem, was bevorstand, siegen wollte. Beim letzten Kampf gegen die Brennende Legion.
    Die Sonne war höher gestiegen und hatte den Balkon fast erreicht. Er musste sich beeilen.
    Er hob eine Hand, und Wolken begannen sich um die Turmspitze zu bilden. Sie drehten sich zuerst langsam, dann immer schneller, bis die Spitze des Turms von einem Wirbelsturm verdeckt wurde.
    Jetzt griff er tief in sich hinein und befreite die Worte; Worte, die aus Bedauern und Ärger bestanden; Worte, die in ihm gefangen gewesen waren seit dem Tag, da er zum ersten Mal starb; Worte, nach denen sein gesamtes vergangenes Leben verlangte, das Gute wie das Böse. Er akzeptierte die Macht und mit ihr die Verantwortung für das, was passierte, als er das letzte Mal aus Fleisch und Blut gewesen war.
    Der Wirbelsturm heulte rund um den Turm, der sich Medivhs Forderung widersetzte. Er forderte es erneut und dann ein drittes Mal, schrie es über den Sturm hinweg, den er selbst gerufen hatte. Langsam, fast schon zögerlich, gab der Turm seine Geheimnisse preis.
    Die Macht brannte in den Steinen und im Mörtel und wurde vom Wind nach draußen auf Medivh zugetrieben. Die Visionen lösten sich von ihrem Fundament und strebten nach unten. Der Fall von Sargeras, mit seinen Hunderten schreiender Dämonen, stürzte auf ihn, ebenso wie der letzte Kampf gegen Aegwynn – und auch Khadgars eigene Schlacht unter der stumpfen roten Sonne. Medivhs Auftritt vor Gul'dan und die jugendlichen Kämpfe der drei jungen Adligen – und der Tag, an dem Moroes Köchins Lieblingsschale zerbrach. Und mit diesen Visionen kamen die Erinnerungen und mit den Erinnerungen die Verantwortung. Das musste verhindert werden. Das durfte nicht noch einmal geschehen. Dass musste verändert werden.
    Und dann kamen auch die Bilder und die Macht aus dem Turm, der sich
unter
dem Turm verbarg. Der Fall von Stormwind flammte vor ihm auf und Lianes Tod und die Myriaden von Dämonen, die in der Nacht gerufen und gegen jene Mitglieder des Ordens ausgesandt wurden, die der Wahrheit zu nahe gekommen waren. All das stieg nach oben und wurde vom Körper des Magiers aufgesogen, der auf dem Balkon stand.
    All die Splitter, all die Teile der Geschichte, ob bekannt oder verborgen, wirbelten vom Turm herab oder stiegen aus seinen Kerkern empor und flossen in den Mann, der einst der letzte Wächter von Tirisfal gewesen war. Der Schmerz war stark, aber Medivh verzog das Gesicht und akzeptierte ihn. Gleichmütig nahm er die Energie und die bittersüßen Erinnerungen, die damit kamen, in sich auf.
    Das letzte Bild, das verging, befand sich direkt unter dem Balkon. Es war das Bild eines jungen Manns, neben dem ein Rucksack stand und der einen Brief mit dem roten Siegel der Kirin Tor in einer Hand hielt. Er trug Hoffnung im Herzen und hatte Schmetterlinge im Bauch. Der junge Mann löste sich langsam auf, als er auf den Eingang zuging. Die Magie, die seine Vision umgab, seine Splitter der Vergangenheit, stieg auf und verwehte, bis sie in den ehemaligen Magus überging. Als der letzte Rest von Khadgar in ihn floss, spürte Medivh eine Träne im Augenwinkel.
    Medivh kreuzte die Hände vor der Brust und sortierte alles, was er erhalten hatte. Der Turm von Karazhan war nur noch ein Turm, eine Ansammlung von Steinen inmitten von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher