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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
Autoren: Brockhaus
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(posthum 1968)
    Die Kriegsbegeisterung seiner Zeitgenossen konnte Schnitzler nicht teilen. Das zeigt sich in dem 1939 posthum veröffentlichen Werk »Über Krieg und Frieden«. In den 1920er-Jahren verblasste sein Ruhm als Theaterautor dann langsam. Das Interesse an der Aufführung seiner Dramen sank, einzig erfolgreiches Buch war die Erzählung »Fräulein Else« (erschienen 1924), die er wieder als inneren Monolog gestaltet hatte: Eine junge Frau befindet sich in tödlichem Konflikt zwischen Selbstbewahrung und körperlicher Opferung für die Familie und deren Finanzierung.
    Der Film als ein neues Medium fand in dieser Zeit zunehmend Interesse an Schnitzlers Stoffen. Bereits 1914 war sein Stück »Liebelei« in Dänemark verfilmt worden, ab 1921 kamen dann sechs weitere Filme auf der Basis von Werken Schnitzlers hinzu. Er selbst verfasste auch Entwürfe für Drehbücher.
    1926 veröffentlichte Schnitzler seine »Traumnovelle«, die eine gedankliche Nähe zu Freuds Theorien, insbesondere seiner Traumdeutung, aufweist. Nicht nur inhaltlich, auch stilistisch bewegt sich die Erzählung zwischen Traum und Wirklichkeit hin und her. Im Gegensatz zu anderen Stoffen Schnitzlers endet die Handlung aber nicht in Resignation oder (privater) Katastrophe der Figuren, sondern in der Überwindung einer (Ehe-)Krise.
    DER ARZT UND CHRONIST
    Der Mediziner Schnitzler thematisierte in seinen literarischen Werken immer wieder Krankengeschichten, etwa in seiner ersten Novelle »Sterben« (1895) oder in der Erzählung »Ich« (1917). Auch das Buch, das 1931 als letztes zu Lebzeiten Schnitzlers erschien, nämlich »Flucht in die Finsternis«, handelt von der Entwicklung einer (psychischen) Krankheit. In dieser bereits 1917 fertig gestellten Erzählung zeigt der Arzt Arthur Schnitzler, wie ein Mensch langsam von der Paranoia ergriffen wird. Besondere Beachtung verdient das Tagebuch, das Schnitzler seit seinem 17. Lebensjahr bis zu seinem Tod kontinuierlich geführt hat. Dieses etwa 8000 Seiten umfassende handschriftliche Manuskript wurde von 1981 bis 2000 in zehn Bänden von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben. Es ist ein einzigartiges Zeitzeugnis, das Schnitzler als präzisen Beobachter aller Tendenzen aufzeigt, die sich zu seinen Lebzeiten gesellschaftlich, politisch und kulturell abzeichneten. Arthur Schnitzler starb am 21. Oktober 1931 in Wien.
    Während der nationalsozialistischen Ära von 1933 bis 1945 war sein Werk in Deutschland und Österreich verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schnitzler dann aufgrund seiner präzisen Darstellungskunst, der psychologisch versierten Darstellungsweise und seiner meisterhaften Sprache wieder entdeckt und steht heute in einer Reihe mit den großen Moralisten und Sprachvirtuosen Robert Musil und Karl Kraus. Eine erste Gesamtausgabe von Schnitzlers Werken war übrigens bereits im Jahr 1903 in Russland begonnen worden, die erste deutsche Gesamtausgabe war 1922/23 erschienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien dann auch eine Gesamtausgabe in italienischer Übersetzung. Die epochenübergreifende Aktualität von Schnitzlers psychologischen Gesellschaftsbildern belegt nicht zuletzt der Umstand, dass der bedeutende Regisseur Stanley Kubrick 1999 in seinem letzten Film »Eyes Wide Shut« Schnitzlers »Traumnovelle« adaptiert und überzeugend in das New York der Gegenwart versetzt hat – mit weltweitem Erfolg.
    ›Stärke des Charakters ist oft nichts anderes als eine Schwäche des Gefühls.‹
    Arthur Schnitzler

GERHART HAUPTMANN

    »DICHTER DES SOZIALEN MITLEIDS«
    Auch wenn Gerhart Hauptmann vor allem als Naturalist Bedeutung erlangt hat, zeichnet sich sein Werk durch eine unglaubliche Vielfalt an Stilrichtungen, Themen und Gattungen aus. Von Anfang an wurden seine Werke sehr unterschiedlich beurteilt – neben höchster Anerkennung fand sich höchste Kritik. Bis zum Ersten Weltkrieg nahm er eine dominierende Stellung im Literaturbetrieb ein; danach wurde er weniger als Dichter wahrgenommen denn als »König der Republik«, wie ihn Thomas Mann 1922 nannte.
    15. 11. 1862
    Geburt in Bad Salzbrunn
    1874–1878
    Realschule in Breslau
    1885
    erster Kontakt mit dem naturalistischen Dichter verein »Durch«
    1912
    Nobelpreis für Literatur
    1937
    Autobiografie »Das Abenteuer meiner Jugend«
    6. 6. 1946
    Tod in Agnetendorf
    Gerhart Hauptmann wurde am 15. November 1862 im schlesischen Bad Salzbrunn geboren. Der Vater, Robert Hauptmann, war Hotelbesitzer, verheiratet mit Marie,
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