Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
Autoren: Brockhaus
Vom Netzwerk:
Stück schließlich für alle öffentlichen Aufführungen. Und diese Sperre behielt bis 1981 Gültigkeit.
    PSYCHOLOGIE DER GEFÜHLE
    Die komplexen Zusammenhänge von Beziehungen und Gefühlen stellte Schnitzler in seinen beiden Stücken »Der einsame Weg« (1904) und »Das weite Land« (1911) noch stärker ins Zentrum der Betrachtung und näherte sich durch die Art und Weise, wie feine Zwischentöne eingearbeitet und psychologisierend verwendet wurden, den impressionistischen Stimmungsdramen des russischen Schriftstellers Anton Tschechow an, die bei weitgehendem Verzicht auf eine äußere dramatische Handlung ihre Wirkung aus dem Neben- und Gegeneinander von Seelenzuständen und Stimmungen beziehen.
    ANTON TSCHECHOW
    (* 1860, † 1904)
    • 29. Januar 1860: Geburt im russischen Taganrog
    • knüpfte mit der Schilderung der russischen Gesellschaft an den kritischen Realismus an
    • war in der subtilen Darstellung seelischer Zustände dem Impressionismus und Symbolismus verbunden
    • bevorzugte als Erzähler die humorvolle oder ironisch-melancholische Kleinform, die von ausführlichen Tagebüchern ergänzt wird
    • prägte mit seinem »impressionistischen« Stimmungsdrama die Bühnenkunst
    • dramatische Hauptwerke: »Die Möwe« (1896), »Onkel Wanja« (1897), »Drei Schwestern« (1901), »Der Kirschgarten« (1904)
    • 15. Juli 1904 Tod in Badenweiler
    ›Toleranz heißt: die Fehler der anderen entschuldigen. Takt heißt: sie nicht bemerken.‹
    Arthur Schnitzler
    Eine Bestätigung seines psychologischen Feingefühls und Vermögens erhielt Schnitzler dann durch den ebenfalls in Wien lebenden Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, der ihm am 8. Mai 1906 schrieb: »Seit vielen Jahren bin ich mir der weit reichenden Übereinstimmung bewusst, die zwischen Ihren und meinen Auffassungen mancher psychologischer und erotischer Probleme besteht … . Ich habe mich oft verwundert gefragt, woher Sie diese oder jene geheime Kenntnis nehmen konnten, die ich mir durch mühselige Erforschung des Objektes erworben … .« Fast zwei Jahrzehnte später zählte Freud dem als sein dichterisches Pendant geltenden Schnitzler anerkennend die vorhandenen Gemeinsamkeiten auf: »Ihr Determinismus wie Ihre Skepsis – was die Leute Pessimismus heißen – Ihr Ergriffensein von den Wahrheiten des Unbewussten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unheimlichen Vertrautheit.«
    »Das weite Land«, eine Tragikomödie, wurde im Jahr 1911 gleichzeitig an acht namhaften deutschsprachigen Bühnen uraufgeführt (in Berlin, Breslau, München, Prag, Leipzig, Hannover, Bochum und Wien). Diese Phase seines Schaffens war wohl die erfolgreichste für Arthur Schnitzler. Der prominente Theaterautor betätigte sich in dieser Zeit auch wieder auf dem Gebiet der Prosa und veröffentlichte 1908 den Künstler- und Gesellschaftsroman »Der Weg ins Freie«, in dem die – trotz aller Assimilationsbemühungen nicht aufzuhebende – Außenseiterposition der österreichischen Juden thematisiert wurde. Über eigene Erfahrungen mit dem zunehmenden Antisemitismus im Wien der Jahrhundertwende berichtete Schnitzler in seiner posthum unter dem Titel »Jugend in Wien« veröffentlichten Autobiografie (1968).
    Schnitzler hatte in Wien auch Kontakt zu Theodor Herzl, dem Autor des Buches »Der Judenstaat« und Begründer der zionistischen Bewegung; er selbst stand dem Zionismus allerdings ablehnend gegenüber. Ein weiterer Beitrag zur Antisemitismus-Thematik war Schnitzlers Stück »Professor Bernhardi«, in dem er, ausgehend von der Person und den Erlebnissen seines Vaters, schilderte, welchen Anfeindungen der jüdische Leiter einer Krankenanstalt ausgesetzt war. Das Stück hatte 1912 in Berlin Premiere, in Österreich kam es erst 1918 zur Aufführung, da die Zensurbehörden »wegen der zu wahrenden öffentlichen Interessen« diese zunächst verhindert hatten.
    WICHTIGE WERKE SCHNITZLERS
    • Schauspiele:
    Anatol (1893)
    Liebelei (1895)
    Reigen (1900 Privatdruck, 1903 Buchausgabe) Das weite Land (1911)
    Professor Bernhardi (1912)
    Komödie der Verführung (1924)
    • Erzählungen und Novellen:
    Sterben (1895)
    Lieutenant Gustl (1901)
    Ich (1917)
    Fräulein Else (1924)
    Traumnovelle (1926)
    Flucht in die Finsternis (1931)
    • Romane:
    Der Weg ins Freie (1908)
    Therese (1928)
    • Autobiografie:
    Jugend in Wien
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher