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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
Autoren: Brockhaus
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führende Welthandelsmacht beruhte vor allem auf überlegener Technologie, Kapitalreichtum und weltweiten Exportmärkten. Die Expansion der Textilindustrie, der Montanindustrie und des Maschinenbaus führte zur Zusammenballung von Arbeitskräften in immer größeren Industriebetrieben. Die moderne Industriewelt stieß Heine ab und die Engländer erschienen ihm als langweilige, egoistische »Maschinenmenschen«.
    Im Herbst 1827 ging Heine nach München, um bei Cotta die Redaktion der »Neuen allgemeinen politischen Annalen« zu übernehmen. Hier veröffentlichte er Impressionen seiner Englandeindrücke, die wegen ihres liberalen Grundtons dazu führten, dass er eine angestrebte Professorenstelle für deutsche Literatur des Mittelalters nicht bekam.
    Von August bis Dezember 1828 bereiste Heine Italien, wo er sich in Verona, Mailand, Genua, Pisa, Bagni di Lucca, Florenz, Bologna und Venedig aufhielt. Auch die Eindrücke dieser Reise veröffentlichte er – unter dem Titel »Reise von München nach Genua« – in den Annalen. Diese wurden dann aber wenig später eingestellt. Etwa zur gleichen Zeit starb Heines Vater. Heine verließ München und ging über Berlin und Potsdam wieder nach Hamburg. Dort vollendete er seinen dritten »Reisebilder«-Band, in dem er sich als scharfer Polemiker erwies, der August Graf von Platen-Hallermünde wegen dessen antisemitischer Äußerungen anprangerte. Heine begrüßte die Julirevolution von 1830 und betonte in seinem vierten »Reisebilder«-Band die Bedeutung von Freiheit und Gleichheit. Durch seine kritischen Vor- und Schlussworte musste er stets damit rechnen, von der Zensur belangt zu werden.
    Seine Ansichten und die Publizierung derselben weisen Heinrich Heine als einen der Hauptvertreter des »Jungen Deutschland« aus, jener politisch oppositionellen literarischen Bewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die ihren Höhepunkt zwischen der Julirevolution 1830 und dem Verbot ihrer Schriften auf Beschluss der Bundesversammlung des Deutschen Bundes 1835 erlebte. Die Jungdeutschen wollten die Literatur aus einer wirklichkeitsabgewandten, ästhetisch-idealistischen Daseinsform herausführen und zu einem wirksamen Organ des gesellschaftlichen Lebens machen, das vor allem der ethischen, politischen und sozialen Erneuerung dienen sollte. Dieser insbesondere auch auf Massenwirkung angewiesenen Intention entsprach die entschlossene Wendung hin zu journalistisch geprägter Prosa und einem polemisch-witzigen, feuilletonistischen Stil, wie ihn Heine pflegte. Hauptvertreter des »Jungen Deutschland« waren neben Heine Karl Gutzkow, Ferdinand Kühne und Ludwig Börne. Heine war schon zu Lebzeiten der bekannteste Autor dieser ersten Generation politischer Schriftsteller in Deutschland.
    GRUNDZÜGE DES LIBERALEN GEDANKENGUTES
    • Der Liberalismus ist eine Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassung, die die Freiheit des Individuums als grundlegende, naturgemäße Norm menschlichen Zusammenlebens ansieht und den Fortschritt in Kultur, Recht, Wirtschaft und Sozialordnung als den Inhalt geschichtlicher Entwicklung annimmt.
    • Auf politischem Gebiet fordert der Liberalismus die Errichtung und den Ausbau eines Verfassungs- und Rechtsstaates, der die Willkür des Staates ausschließt und damit die Rechtssicherheit schafft. Die Gewährleistung von Grundrechten soll die freie Entfaltung der Persönlichkeit sichern. Der Liberalismus wendet sich gegen Privilegien in der Gesellschaft.
    • Der Mensch soll in Ausübung seiner Menschen- und Bürgerrechte sein Leben im Rahmen selbst gewählter ethischer Normen oder religiöser Anschauungen führen können. Der Liberalismus vertritt weiterhin das Prinzip der von Toleranz geprägten »offenen Gesellschaft«.
    EMIGRATION NACH PARIS
    Im Mai 1831 entschied sich Heine dann endgültig dafür, Deutschland zu verlassen. Er ging als Korrespondent der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« nach Paris. Dort wurde er in nur zehn Jahren zu einer wichtigen und angesehenen Autorität der deutschen und französischen Kultur, die bei den Künstlern und auch im gesellschaftlichpolitischen Leben in Frankreich Anerkennung fand. Sehr hilfreich war ihm dabei, dass er den Eindruck vermittelte, die deutsche und die französische Sprache gleichermaßen zu beherrschen. Ganz so war es aber nicht. Sein gesprochenes Französisch war zwar fließend, aber eben nicht fehlerfrei. Seine literarischen Werke verfasste er weiterhin in Deutsch, um sie dann später von einem im Buch
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