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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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sein: dem grauen Wollstoff haftete der Geruch der Macht an, der Geruch nach Geld, das verdient, und Dingen, die erledigt wurden. Ich kämpfte Ben in den Kindersitz – Sitz wird zu klein, muss neuen besorgen – und fuhr runter ins Industriegebiet. Es war nicht schwer, Julies Fabrik zu finden. Am Zaun stand Traditionelle Englische Puppenhäuser und darüber hing ein Schild: Totalausverkauf: Alles muss raus! Auf dem Hof standen etwa vierzig Frauen, Näherinnen, viele trugen die phantastischsten Saris. Sie machten mir Platz, als ich ankam, und es war, als ginge man durch einen Schwarm tropischer Vögel. Ich wedelte mit meiner alten Platin-American-Express-Karte vor dem Typen, der an einer Seitentür stand, und sagte ihm, ich sei aus London gekommen und wolle ein paar Sachen kaufen. Drinnen standen die Puppenhäuser verlassen und unvollendet da: winzige Sofas, Schemel, Samthocker, Porzellantoiletten, die auf ihre hölzernen Sitze warteten, Flügel von der Größe einer Puderdose.
    «Was können wir machen, Kath?», fragte Julie, als ich wieder rauskam.
    Absolut nichts. «Ich werde versuchen herauszufinden, was passiert ist.»
    Am nächsten Tag ließ ich Emily vor der Schule aus dem Auto, brachte einen entzückten Ben zu seiner ebenfalls entzückten Großmutter und nahm den Zug nach London. Mit dem Taxi zum Registergericht. Es dauerte nicht lange, bis ich die Geschäftsbücher der Puppenhausleute für die letzten fünf Jahre hatte. Die hätten Sie sehen sollen. Das Unternehmen war am Ende, schwindende Sicherheitsmargen, keinerlei Investitionen, Berge von Schulden, ein totales finanzielles Desaster.
    Im Zug nach Norden versuchte ich die Zeitung zu lesen, aber die Buchstaben wollten nicht still halten. Es gab jede Menge ethischer Fonds da draußen, die instruiert waren, in reine Frauenunternehmen zu investieren, das wusste ich besser als irgendjemand sonst. Geld, das eigentlich nur darauf wartete, abgeholt zu werden. Aber als der Zug in Chesterfield ruckend zum Halten kam, rüttelte er mich wieder zur Vernunft.
    Kate Reddy, ich kann gar nicht glauben, dass du auch nur an so was denkst! Willst du dir so etwas aufbürden? Du musst den Verstand verloren haben, gute Frau. Völlig verrückt geworden.
     
    19.37: Bettzeit. Zähneputzen, 2-mal Katze mit Hut vorlesen, 4 Strophen «Der Mond ist aufgegangen», 3-mal «Ich will meine Mami», aufs Klo (4×), Versuche auf dem Töpfchen (2), Zeit bis zum Lichtausmachen: 48 Minuten. Muss besser werden.
     
    20.37: Anruf bei Candy Stratton in New Jersey, um Mailorder-Markt und weltweite Vertriebsstrukturen in Hinblick auf Puppenhausfirma zu diskutieren.
    «Hab ich’s doch gewusst», grölt sie.
    «Ich untersuche die Sache nur für eine Freundin.»
    «Ja, klar. Sag ihr, sie soll ihren roten BH tragen, wenn sie losgeht, um die Gelder zu beschaffen.»
     
    21.11: Rufe Gerry bei Dickinson Bishop in New York an. Erkundige mich nach Fonds, die speziell darauf ausgerichtet sind, in reine Frauenunternehmen zu investieren. Gerry meint, das Geld würde einem nachgeworfen. «Ethisch, das ist das neue Viagra, Katie.»
     
    22.27: Ben hat kleines Missgeschick im Bett. Versuche die Windelhosen zu finden. Wo sind die Windeln?
     
    23.48: Wecke Momo Gumeratne zu Hause und spreche mit ihr über die Möglichkeit, die hölzernen Rahmen für die Puppenhäuser von Arbeitern einer sri-lankischen Hilfsorganisation fertigen zu lassen, die sie beraten hat.
    «Kate», sagt sie. «Kann ich das mit dir machen?»
    «Ich mache überhaupt nichts. Geh wieder ins Bett.»
     
    Mitternacht: Bringe Emily ein Glas Wasser. Die großen grauen Augen starren im Dunkeln zu mir hoch.
    «Mama, du denkst», sagt sie anklagend.
    «Ja, Schatz, das ist erlaubt, weißt du. Würdest du es gut finden, wenn du mir helfen könntest, ein Schloss zu bauen?»
    «Ja, aber es muss einen Turm haben, wo Dornröschen schläft.»
    «Unbedingt.»
     
    1.01: Habe noch Zeit, die Zahlen der Fabrik zu überfliegen. Ein ordentlicher Marketingplan und eine größere Produktpalette ist erforderlich. Wie wäre es denn mit einer Auswahl verschiedener Gebäude an Stelle der traditionellen georgianischen Stadthäuser. Ein New Yorker Brownstone vielleicht? Ein kleines Landhaus, ein Bürogebäude, Burgen, Schiffe, Emilys Schloss. Richard könnte sie entwerfen.
     
    1.37: «Kate, was machst du eigentlich? Es ist zwei Uhr nachts.»
    Mein Mann Richard steht in der Küchentür. Rich mit seiner unendlichen Vernunft und seiner unzerstörbaren
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