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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
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erste Akt des Lebens immer wieder von kleinen Frauen und von großen Frauen und von Frauen, denen die Fruchtblase auf der Rolltreppe der U-Bahn geplatzt ist, gespielt wird. Ein Ort der Schmerzen und der Freude. Fleisch und Blut. Die Schreie der Babys heiser und voll Erstaunen, die Gesichter ihrer Mütter salzig vor Freude. Hier drinnen glaubt man zu wissen, was wirklich wichtig ist. Und man hat Recht. Es sind keine Schmerzmittel, die hier sprechen, es ist die reine Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Bald schon muss man wieder hinaus in die Welt und so tun, als habe man es vergessen, so tun, als habe man Besseres zu tun. Jede Mutter weiß, wie es sich anfühlte, als die Kammer in ihrem Herzen geöffnet wurde und Liebe hineinströmte. Alles andere ist nur Lärm und Leute.
    «Ich will ihn nur ansehen», sagt Candy. Auf Kissen gestützt, hat meine Kollegin jeden Knopf meines weißen Spitzennachthemds aufgeknöpft, um ihrem Sohn Zugang zu ihren Brüsten zu verschaffen. Die Brustwarzen sehen aus wie dunkle Früchte. Mit der rechten Hand stützt sie seinen Kopf, während sein Mund hungrig saugt. «Ich will nichts anderes tun, als ihn ansehen, Kate. Das ist doch normal, oder?»
    «Völlig normal.»
    Ich habe dem Baby eine Rassel mit Paddington mitgebracht, dem Paddington mit dem roten Hut, den Emily immer so geliebt hat, und einen Korb voll amerikanischer Muffins für seine Mutter. Candy sagt, sie müsse die Pfunde sofort wieder loswerden, und dann, weil sie keine Hand frei hat, füttere ich sie mit einem Stück nach dem anderen, ohne dass sie protestiert.
    «Das Baby wird jedes Gramm Fett aus dir heraussaugen, Candy.»
    «He, das ist klasse. Wie lange kann ich ihn stillen? Zwanzig Jahre?»
    «Leider kommen sie nach einer Weile und verhaften dich. Manchmal glaube ich, dass sie mir die Sozialdienste auf den Hals hetzen würden, wenn sie wüssten, wie leidenschaftlich ich Ben liebe.»
    «Du hast es mir nicht gesagt», wirft sie mir mit einem müden Lächeln vor.
    «Ich hab es versucht. An diesem Tag bei Corney and Barrow. Aber man kann es nicht wissen, bevor man es weiß.»
    Candy riecht am Kopf ihres Sohnes. «Ein Junge, Kate. Ich hab einen gemacht. Ziemlich cool, was?»
    Wie alle neugeborenen Wesen wirkt Seymour Stratton uralt, tausend Jahre alt. Seine Stirn ist gefurcht, von Weisheit oder Erstaunen. Noch kann man keine Vermutungen darüber anstellen, was für ein Mann er einmal werden wird, denn im Augenblick ist er rundherum glücklich in den Armen einer Frau.

Epilog
    Was Kate danach machte
    Von einem Ende kann nicht die Rede sein, meine ich.
    Eine Menge ist passiert, und manche Dinge blieben, wie sie waren. Drei Monate nach Seymours Geburt ging Candy an ihren Arbeitsplatz bei EMF zurück und brachte das Baby in einer Krippe in der Nähe der U-Bahn-Station Liverpool Street unter, die teurer war als das Dorchester. Candy meinte, jedes Mal Windeln wechseln koste sie 20   Dollar. «Ein Haufen für ein Häuflein.»
    Am Telefon klang sie wie die alte Candy, aber ich wusste, dass diese Candy, die Candy vor den Kindern, verschwunden war. Und bald fand sie die brutalen, langen Arbeitstage, die sie klaglos ihr ganzes Erwachsenenleben hindurch gearbeitet hatte, blöde und unnötig. Es machte ihr etwas aus, dass Rod Task es «Mittagszeit» nannte, wenn sie versuchte, um halb sechs zu gehen. Es machte ihr etwas aus, ihren Sohn nie bei Tageslicht zu sehen. Als Seymour sieben Monate alt war, ging Candy in Rods Büro und teilte ihrem Boss mit, dass sie sich leider von ihm trennen müsse, sie habe Probleme mit dem Niveau des Engagements, das er verlange, ihr sei es zu hoch.
    Sie ging nach New Jersey zurück, wo sie eine Weile bei ihrer Mutter lebte, bis sie eine eigene Wohnung fand. Candy sagte, durch Seymour habe sie erst begriffen, was ihre Mutter ihr bedeutete. Bald darauf entdeckte sie eine klaffende Lücke im aufblühenden Mailorder-Markt und gründete ein Unternehmen. Wenig später erschien ihr Bild unter der Rubrik «Faces to Watch» im Fortune -Magazin. ‹Nur Arbeit, kein Vergnügen› bot eine Produktlinie von Sexspielzeugen für weibliche Führungskräfte an, die alles haben, nur keine Zeit fürs Vergnügen. Sie schickte mir ein Paket mit Mustern nach England, das während eines Besuchs von Donald und Barbara auf unserem Frühstückstisch geöffnet wurde. Nach Ansicht vieler war es die beste halbe Stunde unserer Ehe, als Richard vorgab, bei den Vibratoren handele es sich um Küchenutensilien.
    Meine geliebte Momo blieb bei
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