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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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im Wind, also war er immer noch auf dem Weg nach Süden. Verdammt! Winsloe rieb sich den Nacken, überprüfte seine Waffe, warf einen letzten Blick in die Runde und brach nach Westen auf.
    Ich schob mich näher an die verlassene Lichtung heran. Als ich ihren Rand erreichte, sah ich Clay auf der anderen Seite. Er bemerkte mich und verschwand, um Sekunden später neben mir aufzutauchen. Was jetzt? Unsere Beute war in Bewegung. Damit wurde es zehnmal so schwer, sie in eine bestimmte Richtung zu scheuchen. Ein Hinterhalt wäre die beste Lösung, aber dafür mussten wir Winsloe überholen, seine weitere Route erraten und ein Versteck finden, in dem wir auf ihn warten konnten. Schwierig genug auf bekanntem Terrain, lebensgefährlich, wenn man es nicht kannte. Nach dem Ausdruck in Clays Augen fiel auch ihm nichts ein. Irgendwann schnaubte er, strich an mir vorbei und folgte Winsloe. Wir würden improvisieren müssen.
    Aus dem Unterholz kamen wir in ein dichtes Waldstück. Vor uns tanzte Winsloes Jacke durch die Bäume. Er ging rasch und sah sich nicht um. Gerade als wir etwas an Tempo zulegten, lichtete sich der Wald. Das Sonnenlicht des Spätnachmittags drang durch den dichten Baldachin über unseren Köpfen und sprenkelte den Boden mit immer größeren Lichtflecken. Wir verlangsamten unser Tempo. Winsloe verschwand in einer Flut von Sonnenlicht. Eine Lichtung. Eine große Lichtung. Ich schnupperte. Wasser. Wir näherten uns dem Fluss. Glaubte Winsloe, er würde uns im Fluss abhängen? Wir konnten tadellos schwimmen, mit Sicherheit besser als er. Und was die Spur betraf – die konnten wir im Wasser zwar nicht verfolgen, aber wir waren ihm so nahe, dass es nicht drauf ankam. Selbst wenn wir ihn aus den Augen verloren, riechen würde ich ihn immer noch.
    Winsloe ging bis zum Ufer hinunter, blieb stehen und fuhr mit erhobener Waffe herum. Als er hinter sich nichts sah, musterte er den Fluss in beiden Richtungen und ging ein paarmal auf und ab. Clay schnaubte ungeduldig. Solange Winsloe zehn Meter vom Waldrand entfernt war, konnten wir uns nicht näher heranwagen – er würde uns erschießen, bevor wir ihn zu Fall brachten.
    Schließlich blieb Winsloe stehen, legte den Kopf in den Nacken, beschattete die Augen und sah an der riesigen Eiche hinauf, unter der er stand. Dann griff er nach dem untersten Ast und zog versuchsweise daran. Als er sich das Gewehr über die Schulter hängte, schoss Clay unter den Bäumen hervor. Winsloe bemerkte es nicht. Er wandte uns den Rücken zu und begann sich an dem Ast hochzuziehen. Erst jetzt ging mir auf, was er vorhatte. Er kletterte auf den Baum! Okay, ich kann manchmal etwas schwer von Begriff sein. Als ich ebenfalls aus unserem Versteck hervorstürzte, war Winsloe drei Meter über dem Boden. Aus dem Rennen heraus sprang Clay, und jetzt erst sah Winsloe ihn kommen. Er blickte über die Schulter zurück, und einen Sekundenbruchteil später gruben sich Clays Zähne in sein Knie. Winsloe heulte auf. Er trat mit dem anderen Bein und erwischte Clay seitlich am Schädel. Clay hielt fest. Blut sprühte ihm über die Schnauze, als Winsloe brüllend um sich trat und sich gleichzeitig bemühte, den Halt am Baum nicht zu verlieren. Ich sah die tiefen Furchen in Winsloes Wade, wo Clays Zähne ihm das Bein bis zum Knochen aufgerissen hatten. Clay begann den Halt zu verlieren. Er tanzte auf den Hinterbeinen und wagte nicht, Winsloe lange genug loszulassen, um nachfassen zu können. Ich legte die letzten paar Meter zurück und sprang nach Winsloes freiem Bein. Er trat in exakt dem richtigen Moment nach mir und erwischte mich am Auge. Ich kläffte und fiel zurück. Als ich auf die Beine kam, rutschte Clay zu Winsloes Schuh herunter. Bevor ich wieder springen konnte, fiel der Schuh ab, und Clay kugelte nach hinten. Winsloe schwang die Beine außer Reichweite, zog sich auf den nächsten Ast und packte das Gewehr. Wir stürzten davon. Eine Gewehrsalve folgte uns, aber wir waren schon wieder im Wald.
    Hinter einer dichten Baumgruppe hielten wir an. Clay gab mir zu verstehen, ich sollte dort bleiben, und kehrte vorsichtig zum Waldrand zurück, um sich die Lage näher anzusehen.
    Dass Winsloe auf den Baum geklettert war, stellte uns vor ein Problem. Ein großes Problem. Nächstes Mal würde ich es mir gut überlegen, bevor ich nach einer Herausforderung schrie. Ich wusste, dass Winsloe intelligent war, aber ich hatte nicht erwartet, dass er unter Stress einen so klaren Kopf behalten würde. Nach allem, was
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