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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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hinterließen Striemen wie die Wunden eines Flagellanten. Und sie waren ebenso selbst verschuldet, dachte er. Ein Teil von ihm wollte anhalten. Aufgeben. Hinnehmen. Aber er konnte nicht. Er war noch nicht bereit zu gehen. Die schlichten Freuden eines menschlichen Lebens bedeuteten ihm immer noch zu viel. Englische Muffins mit Butter und Erdbeermarmelade im Talbot Café. Der Balkon im zweiten Stock, der Tisch ganz links, Sonnenwärme auf seinen Unterarmen, ein zerfledderter Krimi in der einen Hand, der Kaffeebecher in der anderen, die Leute, die auf der Straße unten riefen und lachten. Albernheiten, würde Qiona abfällig sagen. Sie war eifersüchtig, natürlich, so wie sie es auf alle Dinge war, die sie nicht teilen konnte und die ihn an seinen Körper gebunden hielten. Er wollte sich ihr wirklich anschließen, aber jetzt noch nicht. Nicht ausgerechnet jetzt.
    Und so rannte er.
    »Hör auf zu rennen«, sagte Qiona.
    Er ignorierte sie.
    »Langsamer«, sagte sie. »Du musst einen Rhythmus finden.«
    Er ignorierte sie wieder.
    Sie zog sich zurück. Ihr Ärger war wie ein Aufblitzen in seinem Geist, hell und heiß und dann glimmend, jederzeit bereit, erneut aufzuflammen. Er hörte den Jagdhund nicht mehr, aber nur deshalb, weil sein Blut zu laut hämmerte. Seine Lunge brannte. Jeder Atemzug sengte sich wie ein verzehrendes Feuer durch ihn hindurch. Er ignorierte es. Das war einfach. Er ignorierte die meisten Anweisungen seines Körpers, von Hunger über sexuelles Begehren bis hin zu Schmerzen. Sein Körper war nur ein Werkzeug, ein Medium, das Dinge wie Erdbeermarmelade, Gelächter und Sonnenlicht an seine Seele weiterleitete. Und jetzt, nachdem er seinen Körper ein Leben lang ignoriert hatte, verlangte er von ihm, ihn zu retten, und sein Körper wusste nicht, wie. Irgendwo hinter sich hörte er das Bellen des Spürhundes. War es lauter als zuvor? Näher?
    »Steig auf einen Baum«, sagte Qiona.
    »Es sind nicht die Hunde, vor denen ich Angst habe. Es sind die Männer.«
    »Dann lauf langsamer. Schlag einen Bogen. Verwirr sie. Du hinterlässt eine gerade Spur. Mach langsamer.«
    Er konnte nicht. Der Waldrand war nahe. Er musste einfach nahe sein. Seine einzige Chance war, ihn zu erreichen, bevor die Hunde es taten. Er ignorierte den Schmerz, mobilisierte seine letzten Kräfte und stürmte weiter.
    »Langsam!«, schrie Qiona. »Pass –«
    Sein linker Fuß traf auf eine kleine Erhebung. Er konnte ausgleichen, indem er das rechte Bein zur Seite streckte, um das Gleichgewicht zu halten. Aber der rechte Fuß trat ins Leere. Im Fallen sah er das Bachbett in einer kleinen Rinne unter sich. Er kippte über die Kante, krümmte sich in der Luft, versuchte sich vorzustellen, wie er aufkommen müsste, um sich nicht zu verletzen, aber auch das wusste er nicht. Als er auf dem Kies weiter unten aufschlug, hörte er den Spürhund. Hörte seinen Triumphgesang so laut, dass ihm fast das Trommelfell platzte. Als er sich umdrehte, um aufzustehen, sah er drei Hundeköpfe über der Kante erscheinen, den Spürhund und zwei wuchtige Wachhunde. Der Spürhund hob den Kopf und bellte. Die beiden anderen zögerten nur eine Sekunde lang, bevor sie sprangen.
    »Raus hier!«, schrie Qiona. »Raus hier – jetzt!«
    Nein! Er war noch nicht bereit. Er widerstand dem Wunsch, seine Seele aus dem Körper loszureißen und rollte sich zu einer Kugel zusammen, als könne das ihm helfen. Als die Hunde sich über die Kante warfen, konnte er ihre Bäuche sehen. Ein Hund landete auf ihm und verschlug ihm den letzten Rest von Atem. Zähne gruben sich in seinen Unterarm. Er spürte ein entsetzliches Reißen. Dann trieb er aufwärts. Qiona zerrte ihn von seinem Körper fort, fort vom Schmerz des Sterbens.
    »Sieh nicht zurück«, sagte sie.
    Natürlich tat er es doch. Er musste Bescheid wissen. Als er nach unten blickte, sah er die Hunde. Der Spürhund war immer noch oben am Rand der Rinne; er heulte und wartete auf die Männer. Die beiden anderen Hunde warteten nicht. Sie zerrissen seinen Körper in einer Wolke von Blut und Fleisch.
    »Nein«, stöhnte er. »Nein.«
    Qiona tröstete ihn mit Küssen und geflüsterten Worten und flehte ihn an, nicht hinzusehen. Sie hatte versucht, ihn vor dem Schmerz zu bewahren, aber sie konnte es nicht. Er spürte ihn, als er hinabsah auf die Hunde, die seinen Körper zerstörten. Es war nicht der körperliche Schmerz, sondern die Qual eines unvorstellbaren Kummers und Verlustes. Es war vorbei. Alles war vorbei.
    »Wenn ich
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