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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman
Autoren: Faye Kellerman
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wie geschmiert laufen.«
    »Na klar… sicher.« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Sie sehen ein bisschen blass aus. Wollen Sie einen Schluck Wasser?« Decker öffnete den Barschrank. »Etwas Stärkeres?«
    »Meinetwegen.«
    »Macallan, Chivas, Glenfiddich …«
    »Glenfiddich pur.« Einen Augenblick später reichte Decker ihm ein großzügig eingeschenktes Glas aus geschliffenem Kristall mit Malt Whisky. Donatti nippte zuerst daran und nahm dann einen fingerbreiten Schluck. »Danke, das hilft.«
    »Keine Ursache.« Decker betrachtete den Mann. »Sie kriegen langsam wieder Farbe.«
    »Ich habe den ganzen Tag nichts getrunken.«
    »Es ist erst zwölf Uhr mittags.«
    »Nach New Yorker Zeit haben wir jetzt schon fast die Happy Hour. Ich wollte nicht, dass sie mich für schwach hält. Aber ich bin’s.« Noch ein Schluck. »Sie weiß, dass ich schwach bin. Scheiß drauf!«
    »Passen Sie auf Ihr Mundwerk auf.«
    »Wenn mein Mundwerk mein einziges Problem wäre, ging’s mir richtig gut.« Er reichte Decker das leere Glas.
    »Noch einen?« Als Donatti den Kopf schüttelte, schloss Decker die Bar wieder. »Was ist passiert?«
    »Passiert ist, dass ich ein Idiot bin.«
    »Vornehm ausgedrückt.«
    »Ich hatte immer schon eine Leseschwäche.«
    »Sie übersehen da ein entscheidendes Detail, Chris. Man verwendet seine Frau nicht als Punchingball, auch dann nicht, wenn sie eine Abtreibung gehabt hätte.«
    »Ich habe sie nicht mit der Faust geschlagen, sondern nur so.«

    »Auch das ist nicht hinnehmbar.«
    Donatti rieb sich die Stirn. »Okay, okay. Ich korrigiere Sie ja nur, weil ich weiß, dass ich sie mit der offenen Hand geschlagen habe. Hätte ich ihr einen Faustschlag versetzt, wäre sie jetzt tot.«
    »Also waren Sie sich darüber im Klaren, dass Sie sie grün und blau schlugen?«
    »So etwas ist noch nie vorgekommen, und es wird auch nie mehr vorkommen.«
    »Und sie sollte Ihnen das glauben, weil…«
    »Wie häufig mir schon mal die Hand ausgerutscht ist, kann ich gar nicht zählen. Mann, ich weiß, dass sie jetzt Angst hat, aber das muss sie nicht. Es war nur …« Als er Anstalten machte, vom Sofa aufzustehen, wedelte Decker mit seiner Waffe vor seiner Nase herum. Er setzte sich wieder hin. »Kann ich jetzt bitte meine Frau sehen?«
    »Wenigstens haben Sie diesmal bitte gesagt.« Decker musterte ihn. »Ich würde Ihnen gerne ein paar theoretische Fragen stellen. Was ist, wenn sie nicht mit Ihnen reden will?«
    »Sie hätte dem Treffen nicht zugestimmt, wenn sie nicht mit mir reden wollte.«
    »Vielleicht wollte sie Ihnen das nur nicht am Telefon mitteilen. Sonst hätten Sie inzwischen Zeit genug gehabt, irgendwas Gefährliches und wahrscheinlich auch Dummes auszuhecken.«
    »Das hat sie gesagt?« Donatti blickte auf.
    »Wie wär’s damit, wenn ich hier die Fragen stelle?«
    »Ich habe nichts ausgeheckt. Ich war ein Idiot. Es wird nicht wieder vorkommen. Lassen Sie mich jetzt einfach meine Frau treffen, okay?«
    »Was ist, wenn sie Sie nun doch nicht mehr treffen will? Was ist, wenn sie die Scheidung will?«
    »Keine Ahnung.« Donatti knetete seine Hände. »Darüber habe ich nicht nachgedacht.«

    »Das würde Sie ziemlich wütend machen, stimmt’s?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Was würden Sie unternehmen?«
    »In Ihrer Gegenwart gar nichts.« In seinen Augen keimte endlich Lebendigkeit auf. »Decker, sie wird mich nicht um die Scheidung bitten – zumindest nicht jetzt –, weil ich zunächst einmal genug Geld habe, um sie in einen sehr teuren und langwierigen Sorgerechtsstreit zu verwickeln. Es wäre viel einfacher für sie, bei mir auszuharren, bis Gabe achtzehn ist, und wenn Terry eins ist, dann praktisch veranlagt. Mir bleiben dreieinhalb Jahre, bis ich mich dieser Sache stellen muss. Und jetzt möchte ich Terry sehen.«
    Er keuchte. »Noch einen Whisky?«, fragte Decker.
    »Nein.« Donatti schüttelte den Kopf. »Es geht schon.« Er atmete einmal tief durch. »Ich bin bereit.«
    Decker sah ihn fest an. »Ich beobachte jede einzelne Ihrer Bewegungen.«
    »Kein Problem. Ich werde mich nicht bewegen. Mein Hintern klebt auf dem Polster. Können wir jetzt?«
    Es war sinnlos, das Unvermeidbare weiter aufzuschieben. Decker rief laut ihren Namen. Er hatte Terrys Stuhl, auf den sie sich setzte, seitlich platziert, damit er freie Bahn zwischen dem Lauf seiner Waffe und Donattis Gehirn hatte. Nicht dass er tatsächlich mit einer Schießerei rechnete, aber Decker war Pfadfinder und Polizist und gerne allzeit
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