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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman
Autoren: Faye Kellerman
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ein Meter fünfundneunzig große Gestalt von Christopher Donatti heran.
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen.« Bevor Chris sich überrascht zeigen konnte, nahm Decker ihm die Blumen ab und warf sie auf den marmornen Tresen in der Nähe der Tür. Dann drehte er Chris um, drückte ihn flach an die Wand und stieß den Lauf seiner Beretta gegen den Schädel des Mannes. »Tut mir leid, Chris, aber sie traut Ihnen gerade nicht so ganz über den Weg.«
    Donatti sagte nichts, als Decker ihn von oben bis unten abklopfte. Der Kerl hatte ein paar ausgesuchte Stücke dabei: sein Handwerkszeug. In seinem Gürtel steckte eine Smith & Wesson Automatik, und auch in einem Spezialholster seines Stiefels befand sich eine Pistole, eine Kaliber .22 Glock. Seine eigene Beretta-Standardausgabe immer noch an Donattis Nacken gepresst, fischte Decker Donattis Portemonnaie aus der Tasche und warf es auf den Tresen. Er wies ihn an, die Schuhe auszuziehen und seinen Gürtel sowie die Uhr abzulegen.
    »Meine Uhr?«
    »Ach, komm schon, Chris. Heutzutage ist alles Mögliche mikroskopisch klein. Wer weiß, was Sie darin versteckt haben?«

    »Das ist eine Breguet.«
    »Keine Ahnung, was das sein soll, aber es klingt teuer.« Decker nahm ihm den goldenen Zeitmesser ab, der unglaublich schwer war. »Ich stehle sie nicht. Ich will sie nur untersuchen.«
    »Das ist eine Skeleton. Auf der Rückseite können Sie in das Uhrwerk sehen.«
    »Hm … sie wird ja wohl nicht hochgehen, oder?«
    »Das ist eine Uhr und keine Waffe.«
    »In Ihren Händen wird alles zu einer Waffe.«
    Donatti widersprach ihm nicht. Decker wies ihn an, die Hände hoch und seinen Körper gegen die Wand gepresst zu halten. Er trat etwas zurück, um sich ein bisschen Freiraum zu verschaffen. Den Blick unverwandt auf Donattis Hände gerichtet, begann Decker damit, die Munition aus Donattis Waffen zu entfernen.
    »Sie können sich jetzt umdrehen, aber die Hände bleiben oben.«
    »Sie sind der Boss.«
    Er drehte seinen Körper, bis sie sich genau gegenüberstanden. Seiner Waffen beraubt, wirkte Chris beinahe teilnahmslos. Seine Augen waren matt, blau, aber ohne einen Hauch von Leuchtkraft. Man konnte unmöglich sagen, ob er wütend oder belustigt war.
    Eins stand fest. Chris hatte schon bessere Zeiten gesehen. Sein Teint war fleckig und fahl, und auf seiner Stirn machte sich der reinste Steingarten aus Pickelnarben breit. Er hatte seine Haare seit dem GI-Bürstenschnitt, mit dem er vor fünf oder sechs Jahren herumstolziert war, wachsen lassen – damals hatte Decker ihn zuletzt leibhaftig gesehen. Er trug sie jetzt straff zurückgekämmt – à la Graf Dracula – und auf Ohrlänge gestutzt. Er war immer noch schlaksig gebaut, aber mit kräftigeren Armen als in Deckers Erinnerung. Er hatte sich für
dieses Wiedersehen herausgeputzt und trug ein blaues Poloshirt, eine dunkelgraue Hose und Stiefel aus Krokoleder.
    »Meine Arme tun mir langsam ein kleines bisschen weh.«
    »Nehmen Sie sie ganz langsam herunter.«
    Er tat wie geheißen. »Und jetzt?«
    »Setzen Sie sich. Bewegen Sie sich ganz gemächlich. Wenn Sie sich ruhig bewegen, bewege ich mich auch ganz ruhig. Wenn Sie über mich herfallen, schieße ich zuerst und stelle danach die Fragen.« Als Donatti sich auf einen Stuhl setzen wollte, unterbrach ihn Decker dabei: »Das Sofa, bitte.«
    Donatti kooperierte und ließ sich auf die Sofakissen plumpsen. Decker warf ihm seine Uhr zu. Er fing sie mit einer Hand auf und befestigte sie wieder an seinem Handgelenk. »Ist sie überhaupt hier?«
    »Im Schlafzimmer.«
    »Das ist doch schon mal was. Kommt sie da auch raus?«
    »Sobald sie von mir grünes Licht kriegt.«
    »Und wo ist Gabe?«
    »Nicht hier«, sagte Decker.
    »Ist wahrscheinlich auch besser so.« Donatti ließ seinen Kopf in die Hände sinken. Einen Moment später tauchte er wieder auf. »Ich glaube, Ihre Anwesenheit ist durchaus sinnvoll.«
    »Danke für Ihr Einverständnis.«
    »Hören Sie, ich habe hier keinerlei Pläne.«
    »Warum dann das Waffenarsenal?«
    »Ich bin immer voll ausgerüstet. Kann ich jetzt mit meiner Ehefrau sprechen?«
    Decker stand an dem Marmortresen der Hotelbar, die Beretta in der Hand. »Da wären noch ein paar grundsätzliche Regeln. Nummer eins: Sie bleiben die ganze Zeit sitzen. Nähern Sie sich ihr auf gar keinen Fall. Und keine plötzlichen Bewegungen, das macht mich nervös.«

    »Einverstanden.«
    »Passen Sie auf Ihren Wortschatz und Ihre Manieren auf, und ich bin mir sicher, das Ganze wird
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