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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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Neues anzufangen.«
    »Wie lange hast du daran gearbeitet – drei Jahre?«, erkundigte sich Marlena.
    »Hast du ein Kissen mitgebracht? Ich würde es mir gerne anschauen«, meinte Lily. Sie spitzte die Ohren, um das Läuten des Telefons nicht zu überhören – Rose und sie riefen sich nach Schulschluss immer kurz an. Cindy kramte in ihrer Umhängetasche und holte zwei quadratische Kissenhüllen heraus – elegante Bargello-Muster, feine geflammte Stiche in den Herbstfarben Rot und Gold.
    »Die passen perfekt zu ihrem Esszimmer«, ließ sich Marlena vernehmen.
    »Sie sind wunderschön geworden«, lobte Lily, während sie die perfekten Stiche in Augenschein nahm. »Ich weiß noch, wie du mit deinem ersten Projekt in unserem Club angefangen hast. Und du hast sechs Kissenhüllen gemacht?«
    »Acht«, berichtigte Cindy stolz.
    Lily legte die Quadrate auf ihrem Arbeitstisch aus. Sie waren leicht verzogen, wie alle handgearbeiteten Stickereien. Das Gitterleinen war fein, zehnmaschig; die Kanten, früher weiß, hatten nach monatelangem Kontakt mit den Fingern einen leichten Grauschimmer angenommen. Ungeachtet dessen, wie sorgfältig man sich die Hände auch wusch, das körpereigene Hautfett übertrug sich auf die Arbeit und zog Schmutzpartikel an, die sich im Garn verfingen.
    »Ich weiß, ich muss die Kissenhüllen dringend waschen und spannen«, sagte Cindy. »Was für ein Mittel würdest du mir empfehlen?«
    »Sattelseife.« Lily stellte ein kleines Glas auf den Tresen. »Ein sanftes Reinigungsmittel, das wahre Wunder wirkt und obendrein preiswert ist. Ich unterbiete mit meinen Preisen den Laden für Tierfutterbedarf.«
    Die Frauen kicherten, und Lily blickte rasch zum Telefon hinüber – es hatte immer noch nicht geläutet. Sie erklärte, wie man der Arbeit den letzten Schliff gab: Zuerst wurde das Leinen gewaschen, dann mehrmals in einem Handtuch aufgerollt und kräftig gedrückt, um überschüssiges Wasser zu entfernen, und zum Schluss wurde es mit Hilfe eines Stahlwinkels wieder in seine ursprüngliche Form gebracht und mit rostfreien Stecknadeln auf dem Bügelbrett befestigt.
    Cindy bezahlte die Sattelseife, während Marlena in Lilys Gitterleinen mit den von Hand aufgemalten Motiven stöberte. Lily griff nach dem Telefonhörer; sie wollte Rose kurz anrufen, nur um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Doch dann beugte sich Marlena vor.
    »Herrlich.« Sie hielt eine Stickvorlage von einem Haus am Meer in der Hand, mit Blumenkästen vor den Fenstern, in denen Petunien und Efeu überquollen und mit einem Segelboot in der Ferne. »Hast du noch mehr aus dieser Serie?«
    »Die sind bereits ausverkauft.«
    »Du machst ein Bombengeschäft, wie mir scheint«, sagte Cindy. »Ein verdienter Erfolg. Du führst den einzigen richtigen Handarbeitsladen im Umkreis von fünfzig Meilen rund um diese gottverlassene Einöde und hast nebenher noch den Club ins Leben gerufen … Ich schwöre euch, ich hätte meinen Mann schon dreimal verlassen, wenn ich nicht die Nanouks zum Reden hätte.«
    »Und bei mir war es genau umgekehrt – mich haben die Gespräche mit euch allen darüber hinweggetröstet, dass mein Mann mir den Laufpass gegeben hat.« Marlena legte die letzte ›Home Sweet Home‹-Stickvorlage auf die Ladentheke.
    »Was ist, seid ihr bei der Bootstour mit dabei?« Lily lachte, als sie den Betrag für die Einkäufe kassierte.
    »Zu Roses Geburtstag? Und angesichts der vielen Dinge, die wir sonst noch zu feiern haben? Darauf kannst du Gift nehmen!«
    »Das würden wir uns auf keinen Fall entgehen lassen«, beteuerte Cindy.
    »Dann sehen wir uns am Samstag. Am Kai. Wir haben die Tecumseh II gechartert – das beste Boot der Flotte.«
    »Für die Nanouks ist das Beste gerade gut genug. Also, bis dann!«
    Kaum waren sie zur Tür hinaus, griff Lily auch schon nach dem Hörer und wählte. Der Anrufbeantworter meldete sich. Hallo, wir sind im Moment nicht zu Hause … Sie wartete den Piepton ab und sagte hastig: »Rose, wo steckst du? Geh bitte ran, ja?«
    Schritte knarrten auf der Veranda. Lily schob den weißen Spitzenvorhang zur Seite und dachte, es sei Dr. Liam Neill, der Ozeanograph, der sein Büro am anderen Ende der Eingangshalle hatte. Er war ein direkter Nachfahre des Seekapitäns Tecumseh Neill, des ursprünglichen Hausbesitzers. Statt Fische zu fangen oder Wale zu beobachten wie der Rest der Familie, hatte er sein Leben der Erforschung von Fischen und anderem Meeresgetier gewidmet, besonders der Erforschung von
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