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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Autoren: Felicitas Mayall
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Commissario.»
    «Vielleicht ist ihm nichts mehr eingefallen. Er war doch Schriftsteller, oder?» Dottor Salvia schien selbst zu spüren, dass sein Versuch zu scherzen nicht besonders gelungen war. Er schaute schnell auf seine Uhr. «Wo bleibt denn der Staatsanwalt! Ich warte hier schon seit über einer Stunde.»
    «Er muss in einer Minute hier sein», sagte Tommasini.
    «Wieso in einer Minute?», fragte Guerrini irritiert.
    «Weil sein Wagen ein GPS-System hat, und vor vier Minuten hat sein System gesagt, dass er in fünf Minuten hier sein wird. Also muss er in einer Minute ankommen.»
    Der Staatsanwalt kam nach neun Minuten, weil der Satellit ihn vorübergehend in einen Feldweg geschickt hatte, der sich als Sackgasse entpuppte. Tommasini wich dem Blick des Commissario aus. Der Staatsanwalt blieb nur sehr kurz, schaute sich um, sprach mit dem Arzt, ordnete an, dass man den Raum nach dem Abtransport der Leiche versiegeln solle, und war schon wieder fort. Guerrini hatte ihm wohlweislich die Anwesenheit von Elsa Michelangeli verschwiegen.
    Ehe Giorgio Altlander in dem Leichentransportsack mit Reißverschluss verschwinden sollte, begleitete Guerrini die weißhaarige Frau noch einmal zu ihrem Freund hinauf. Wieder wunderte er sich über ihre Selbstbeherrschung. Sie trat vor den Toten hin, als mache sie solche Dinge jeden Tag. Strich leicht über seine Wange, sein Haar.
    «Gute Reise», sagte sie mit ihrer dunklen, etwas rauen Stimme. «Vielleicht triffst du sie ja, alle deine Freunde da draußen.» Dann drehte sie sich um, ließ ihren Blick durch den Raum wandern und ging schnell hinaus. Guerrini folgte ihr.
    «Welche Freunde?», fragte er, als sie nebeneinander die breite Holztreppe hinunterstiegen.
    «Ach, das tut nichts zur Sache, Commissario. Sie sind schon lange tot, diese Freunde. Ich bin müde und möchte nach Hause.»
    «Nur eine Frage noch, Signora. Lebte er denn ganz allein hier?»
    «Nicht ganz. Enzo Leone wohnt im Gästehaus nebenan. Und die Haushälterin kommt jeden zweiten Tag, eine Frau aus Asciano. Ach ja, ein Bauer aus der Gegend versorgt den Garten und erntet die Oliven.»
    «Dieser Enzo Leone – haben Sie seine Handynummer?»
    Sie blieb nicht stehen, als sie die Halle erreichten, ging einfach ruhig weiter auf die weit offene Haustür zu.
    «Ich habe ihn angerufen, während Sie zu Giorgio hinaufgegangen sind. Er ist auf dem Weg hierher, aber es wird ein bisschen dauern, denn er war in Florenz. Ich bin wirklich sehr müde, Commissario. Den zweiten Akt unseres Stückes müssen wir verschieben. Buona notte .»
    «Wenn Sie mir Ihre Adresse verraten, dann können wir das tun, Signora.»
    «Der eifrige junge Mann mit den roten Streifen auf den Hosenbeinen hat alles aufgeschrieben.» Elsa Michelangeli wies auf den Carabiniere, der noch immer die Halle bewachte, dann nickte sie und verschwand in der Dunkelheit.
    Warum habe ich sie gehen lassen?, dachte Guerrini und wartete auf das Motorengeräusch eines Wagens. Doch draußen blieb es still. Irgendwie beunruhigte ihn diese Stille, deshalb trat er vors Haus und schaute zu den parkenden Autos hinüber. Nichts rührte sich. Wohin war sie verschwunden? Guerrini lief den Weg entlang, bis er den Lichtschein des Hauses hinter sich gelassen hatte. Es war eine helle Nacht, der Mond beinahe voll. Die endlosen Hügel der Crete lagen vor ihm wie schwarze Wogen eines Ozeans, silbern bekränzt vom Mondlicht.
    Und dann sah er Elsa, eine kleine dunkle Gestalt, die sich kaum gegen den Himmel abhob und gleich darauf hinter einer Hügelkuppe verschwand.
    Langsam kehrte Guerrini zum Haus zurück. In einem der alten Olivenbäume schrie ein Käuzchen, und als gleich darauf die Bahre mit dem toten Schriftsteller an ihm vorbeigetragen wurde, dachte er, dass Elsa recht hatte. Es wirkte tatsächlich alles wie ein Theaterstück. Langsam kehrte er in die Halle zurück und sah die Männer der Spurensicherung gerade die Treppe herunterkommen.
    «Wir machen für heute Schluss, Commissario. Capponi hat das Arbeitszimmer versiegelt.»
    Inzwischen war es fast ein Uhr morgens. Guerrini schickte auch die beiden Carabinieri nach Hause.
    «Und Sie, Commissario?», fragte Dottor Salvia.
    «Ich warte auf diesen Enzo. Er kann nicht mehr weit weg sein. Ich möchte sehen, wie er auf den Tod seines Lebensgefährten reagiert.»
    «Tun Sie das, Guerrini. Wir sehen uns morgen.»
    «Warten Sie, Dottore. Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sie Sergente Tommasini mit nach Siena nehmen?»
    «Nein, durchaus
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