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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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Gegend
aus.«
    Johanna nickte nur.
    »Er ist in einer lang gezogenen Kurve von der Straße abgekommen und
schwer gestürzt. Die Kollegen aus Königslutter und Wolfsburg fanden keine
Hinweise auf weitere Beteiligte. Zeugen gibt es bislang nicht, oder sie konnten
noch nicht ausfindig gemacht werden. Wie es aussieht, hat er schlicht die
Gewalt über seine Maschine verloren. Das kann auch einem versierten Fahrer
passieren. Was stutzig macht, ist die Tatsache, dass Wiebor ausgeraubt wurde –
sein Handy konnte auch nicht geortet werden –, und sein Zimmer wurde
durchsucht, unbemerkt. Wir gehen davon aus, dass seine Notizen gestohlen wurden –«
    »Warum?«, unterbrach Johanna sie.
    Kuhl stutzte. »Wie meinen Sie das?«
    »Wissen Sie ganz konkret, dass Wiebor sich Notizen gemacht hat, oder
vermuten Sie lediglich, dass etwas fehlt, weil keine Hinweise auf seine
Tätigkeit zu finden waren?«
    »Beides«, entgegnete die Staatsanwältin. »Das BKA hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, wie Lennart
Wiebor arbeitet, dass er sich ganz unauffällig Notizen in irgendeinem Heft oder
in einer Kladde mit Kochrezepten oder Ähnlichem macht. Aber nichts davon haben
die Kollegen sicherstellen können.«
    »Hm. Wurden Fingerabdrücke genommen?«
    »Natürlich. Das Motorrad wird noch von der Kriminaltechnik
untersucht. Ich hoffe, dass wir bald Ergebnisse vorliegen haben.«
    Ich auch, dachte Johanna.
    »Wiebor ist in der Klinik natürlich unter seinem anderen Namen,
nämlich Jonathan Maybach, aufgenommen und isoliert untergebracht worden«, fuhr
Annegret Kuhl fort.
    »Wo hat er gewohnt?«
    »In einem Gasthof in Schöppenstedt.« Kuhl tippte auf einen vor ihr
liegenden Hefter. »Die Adresse finden Sie in den Unterlagen, die ich für Sie
zusammengestellt habe. Außerdem sind einige aktuelle Fotos von Wiebor dabei.«
    »Wie lange war er hier in der Gegend schon unterwegs und was können
Sie mir über seinen Einsatz sagen?«, schob Johanna hinterher.
    Kuhl runzelte die Stirn. »Nicht allzu viel, wie Sie sich bestimmt
denken können. Wiebor hat eine ganze Weile in Hamburg ermittelt, Geldwäsche,
organisierte Kriminalität. Er hatte mit den richtig großen Kalibern zu tun und
war kein Freund regelmäßiger Berichterstattung. Ich war seit einigen Wochen,
genauer gesagt seit Ende Juni, zwar über sein Wirken im Bilde, hatte aber
bislang nie persönlich mit ihm zu tun.«
    »Sie sollten ihm von Amts wegen den Rücken freihalten, interne
Abläufe beschleunigen, falls nötig, und sich ansonsten raushalten?«
    »So könnte man es formulieren.« Kuhl lächelte.
    »Mehr können Sie mir wirklich nicht sagen?« Johanna fasste die Staatsanwältin
scharf ins Auge. Sie wusste ganz gern, woran sie war.
    »Nein. Sowohl Ihre Berliner Dienststelle als auch ich rechneten jedoch
in Kürze mit einem detaillierten Bericht von Wiebor.«
    Johanna seufzte. Die Geheimniskrämerei der verdeckten Ermittler
gehörte unbedingt zu deren Arbeit, aber wenn etwas schiefging, waren die
Recherchen überaus mühsam und liefen häufig ins Leere.
    »Und was die Ermittlungen zu Kati Lindners Verschwinden angeht, so
schlage ich vor, dass Sie die Einzelheiten mit den Kollegen in Königslutter und
bei der Wolfsburger Kripo besprechen, um sich ein genaues Bild zu machen«, fuhr
Annegret Kuhl fort. »Ich habe Sie bereits angekündigt.«
    »Danke.« Johanna trank ihren Kaffee aus und erhob sich. »Ist Jürgen
Reinders eigentlich inzwischen Abteilungsleiter bei den Wolfsburgern geworden?«
    »Ja, vor gut einem Jahr hat er die Mordkommission übernommen. Sie
hatten bereits mit ihm zu tun, nicht wahr?«
    »Kann man so sagen.«
    Sie waren sich beim Fall Milbert nicht immer einig gewesen, um es
zurückhaltend zu formulieren, aber zum Schluss hatten sie beide mit guten
Ergebnissen aufwarten und ihre jeweiligen Vorgesetzten beeindrucken können. Ob
Reinders allerdings glücklich sein würde, sie wiederzusehen, bezweifelte
Johanna stark.
    »Wir bleiben in Kontakt?«, fragte die Staatsanwältin in freundlichem
Ton und stand ebenfalls auf. Sie reichte ihr den Ordner und begleitete sie zur
Tür.
    »Natürlich.«
    »Viel Erfolg.« Ihr Händedruck war fest.
    »Danke.«
    Johanna entschied sich, ihren Antrittsbesuch bei Reinders
sofort hinter sich zu bringen. Sie stülpte sich das Headset über ihr verschwitztes
Haar und ließ sich zu seinem Büro durchstellen, während sie losfuhr und sich
auf die A391
einordnete. Die Sekretärin verband sie ohne Umschweife mit ihrem Chef.
    »Was für eine
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