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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition)
Autoren: Amy Lynn Morgan
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schönes Leben!« Mit diesen Worten ließ der Comte de Bourois ihn stehen und verließ den Raum.
    In diesem Moment erkannte Jean-François, dass Estelle ihn die ganze Zeit über belogen hatte. Er war nicht nach François Villon benannt worden.
    Bald darauf öffnete sich die Tür des Schlafgemachs. Donatien trat hinaus. Er war kreidebleich.
    »Was ist geschehen?«, fragte Jean-François.
    »Der König ist tot.«
    Jean-François schwieg, unfähig ein Wort zu äußern. Er ließ sich von Donatien durch die Räume ziehen, durch, wie es ihm erschien, endlose Hallen. Den Comte de Borois erblickte er nirgendwo mehr, nur Wachen und Dienstpersonal, das nervös wirkte, ob der sich rasch ausbreitenden Nachricht vom Tod des Königs.
    Erst als sie draußen waren vor den Toren des Schlosses Vincennes, blieb Donatien stehen. Sie blickten zurück zum Schloss. Trotz all der Pracht wollte Jean-François so schnell von hier weg wie möglich. Er wünschte, er hätte beim Volk der Wölfe ein neues Zuhause gefunden, so wie es Donatien gelungen war. Doch er war ein Untoter, suspekt selbst für ein Volk von Außenseitern, von dem er geduldet, jedoch mit Argwohn beäugt wurde.
    Er spürte Donatiens ernsten Blick auf sich.
    »Es war Mord«, sagte der Heiler mit gedämpfter Stimme, obwohl niemand in ihrer Nähe war. »Wolfsbeere, die schwarze Tollkirsche. Caterina de’ Medici muss sie ihm über längere Zeit immer wieder verabreicht haben. Als ich den Verdacht auf Gift äußerte, roch ich ihren Angstschweiß, wie nur Lügner ihn haben. Einen Augenblick lang befürchtete ich, den König nicht allzu lange zu überleben.«
    »Was nun?« Jean-François sah seinen Schwager entsetzt an.
    »Nichts. Der Arzt der Königsmutter verbreitet die Nachricht, Charles IX. wäre an der Schwindsucht gestorben.«
    Jean-François schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie kann sie ihren eigenen Sohn töten?«
    »Er war ein loup-garou. Soviel ich jetzt über mein neues Volk weiß, hat Olivier ihn, wie auch einige andere Personen in einflussreichen Positionen, dazu gemacht, um die Herrschaft über Frankreich und später die ganze Welt zu erlangen. Caterina de’ Medici wollte dies um jeden Preis verhindern. So vergiftete sie ihren Sohn.«
    »Und nun?«
    »Nichts. Ich verschwinde von hier, bevor man mich verschwinden lässt.«
    »Du meinst …«
    Donatien nickte. » Oui , ich muss damit rechnen, dass man mir nach dem Leben trachtet. Ich bin froh, nicht mehr in Paris zu wohnen. Dir rate ich zur Vorsicht.«
    Jean-François schluckte. Er hatte Donatien nicht nur zu schätzen gelernt, sondern er war ihm auch ein guter Freund geworden. Unter keinen Umständen wollte er zulassen, dass ihm etwas geschah.
    »Der Feind ist ein anderer. Wende niemandem deinen Rücken zu«, wiederholte Jean-François Oliviers letzte Worte.
    Sie machten sich auf den Weg zurück in die Franche-Compté zu einem Volk, das nicht das seine war und niemals sein würde. Bedauerlicherweise fand er seine Geliebte dort nicht vor.
    Doch nachdem er sich von Donatien verabschiedet hatte und nach einem rasanten Flug seinen Garten in Paris betrat, sah er im Licht des Vollmonds Pamina.
    »Ich habe mit Silvain gesprochen«, sagte sie. »Er kommt ohne mich zurecht. Thetis will ihm anfangs zur Seite stehen. Ich bleibe in Paris oder wo auch immer du bist oder sein wirst, denn dort wohnt mein Herz.« Eine Träne lief über ihr Gesicht. Er küsste sie weg, umfing die Frau, die er liebte, und führte sie in sein Zuhause.
    In ihr Zuhause.
     
    ENDE
     
     
     
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    http://sharonmorgan-romance.blogspot.com/
     
     
    Historische Anmerkungen
     
    Ich danke Victor Hugo für das großzügige Ausleihen von »Nombril de Belzébuth« und »Corps de Dieu«.
     
    Bis 1865 lag das Hôtel-Dieu noch halb auf der Binneninsel »Île de la Cite« gegenüber dem Hauptportal der Notre Dame und über zwei Brücken ausgedehnt auf dem linken Seine-Ufer. Es wurde jedoch im Auftrag von Georges-Eugène Haussmann abgerissen und wenige Meter weiter durch den deutlich größeren Neubau des heutigen Hôpital Hôtel-Dieu ersetzt.
     
    Damals diente die Bastille noch Verteidigungszwecken. Das Grand Châtelet wurde zu dieser Zeit als Gefängnis genutzt.
     
    Die geschilderten Kindermorde und der Werwolfprozess sind historisch belegt und werden detailgetreu und auf den Tag genau wiedergegeben.
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