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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition)
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Feuchtigkeit langsamer ausgebreitet, doch sie wäre am Rauch beinahe erstickt. Ihre Füße waren rot von der Hitze. Mit dem Obsidianmesser schnitt Jean-François ihre Fesseln durch. Sie keuchte, als er ihre Haut berührte.
    »Halte dich an mir fest, ma petite «, sagte er.
    Jeanne klammerte sich an ihm fest, als er mit ihr davonstob, hinauf in die Schwärze des Nachthimmels.
    Die Menschen, mittlerweile eine orientierungslose Menge, schrien und rannten durcheinander. Einige hatten ihn beobachtet. Sie kreischten von einem Dämon aus der Höhe, einem Engel der Schatten.
    Jean-François hielt nach Pamina Ausschau. Zwei Jäger verfolgten sie, doch wahrscheinlich würde sie es schaffen. Er hoffte es. Er brachte Jeanne zu Céleste. Weinend fiel sie ihrer Mutter in die Arme. Donatien stand daneben und hielt seine Waffen griffbereit.
    Jean-François vertraute ihm seine Familie an und flog zurück zu Pamina, die die Jäger inzwischen abgeschüttelt hatte. Sie umarmte ihn stürmisch. Er verlor keine Zeit und brachte sie zu den anderen.
    Gemeinsam liefen sie durch den Wald, stets wachsam, keinem Jäger in die Falle zu gehen. Solange Gilles Garnier lebte, würden die Menschen die loup-garous jagen. Merde! Sie würden niemals aufhören, sie zu jagen. Jeder, der von der Norm abwich, war ein potenzieller Hexer, Gestaltwandler oder sonstwie mit dem Teufel im Bunde. Es waren schlimme Zeiten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Jean-François. Kein Heim, keine Zuflucht, keine Zukunft sah er mehr. Er konnte Céleste höchstens mit nach Paris nehmen. Doch Jeanne würde nicht dort leben können. Oder etwa doch?
    Pamina lächelte das erste Mal seit Stunden. »In Agnes’ Haus.«
    »Wer ist Agnes?«
    »Sie war die Heilerin der loup-garous . Sie ist tot, doch dank ihr habe ich noch mein Leben, meinen Sohn und diese Zuflucht. Folgt mir!«
    Nach einigen Minuten erstarrte Pamina mitten in der Bewegung. Sie gab Jean-François ein Handzeichen. Jeder von ihnen zückte seine Waffen und richtete sie auf den Mann, der vor ihnen aus den Büschen sprang.
    »Mathis?!« Pamina starrte ihn an. Auf ihrem Gesicht lag eine Mischung aus Überraschung und Misstrauen. »Was machst du hier?«
    »Ich habe gesehen, wie ihr Jeanne vom Scheiterhaufen gerettet habt. Es tut mir leid. Ich hätte bei ihr bleiben sollen. Olivier hielt sie gefangen, da sie eine ihm unbekannte geborene Werwölfin ist. Zuerst wusste er nicht, wer sie ist, zumal sie ihren Namen nicht sagen wollte, was wohl auch besser war. Er wusste nur, dass sie Jean-François’ Nichte ist, von meiner Vaterschaft ahnte er nichts. Ich war selbst zutiefst schockiert, davon zu erfahren. Olivier wollte Jeanne in seinem Sinne erziehen und vermutlich auch als Druckmittel gegen deinen Geliebten und Jean-François verwenden.« Mathis sah Jean-François an. »Er wusste, wie viel Jeanne dir bedeutet. Und er wusste, wie viel du Pamina bedeutest. Ich glaube nicht, dass er Jeanne etwas angetan hätte, doch ich musste sichergehen«, sagte Mathis.
    Jean-François sah ihn ernst an. »Vielleicht. Seien wir froh, dass wir so weggekommen sind.«
    »Olivier war nett«, sagte Jeanne.
    Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Sie sahen sich bedeutungsvoll an.
    »Lasst uns weitergehen«, sagte Mathis. »Ich habe einiges wiedergutzumachen, vor allem gegenüber Céleste und Jeanne. Ich werde euch daher zum Wolfsvolk führen und für euch dort bürgen. Meine Familie ist recht angesehen, daher dürfte meine Stimme einiges zählen.«
    Céleste trat näher zu ihm heran. »Warum hast du das nicht bereits damals getan, für Jeanne und für mich?«
    »Bevor König Laurent die Gesetze änderte, war es einem loup-garou verboten, sich mit einem Menschen einzulassen. Ich wollte nicht zwanzig Jahre lang verbannt werden und alles verlieren. König Olivier hatte selbst damals alles für Suzette aufgegeben, was in Verbitterung und Hass endete.« Schmerz lag in seinen Augen. »Ich verabscheue meine damalige Schwäche selbst, doch ich kann das alles leider nicht ungeschehen machen. Wirst du mir jemals verzeihen können, Céleste?«
    »Ich weiß es nicht. Im Moment will ich nur zu einem sicheren Ort mit meinem Kind.«
    Mathis trat näher zu ihr. »Ich rieche ihn an dir. Liebst du ihn?« Mathis’ Blick fiel auf Donatien, der wiederum Céleste ansah.
    Céleste nickte. »Von ganzem Herzen.«
    Auf Donatiens Mundwinkel trat ein Lächeln. » Je t’aime aussi .«
    Mathis wandte seinen Blick zu Céleste. »Er wurde gebissen«, sagte er.
    Abermals nickte sie.
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