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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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lachte die Sonne durch das Schlafzimmerfenster. Sie war am Vorabend so müde gewesen, dass sie vergessen hatte, die Vorhänge zuzuziehen.
    Nach einer hastigen Dusche checkte sie ihre E-Mails. Sie hatte Lola versprochen, während ihrer Abwesenheit Skype-Sitzungen mit ihr abzuhalten, aber so, wie sich das Internet gebärdete – mal spielte es mit, dann wieder nicht, wahlweise brach es komplett zusammen, wenn Kris versuchte, eine größere Website aufzurufen –, bezweifelte sie, dass das passieren würde.
    Also schickte sie ihrer Freundin stattdessen eine kurze Nachricht mit der Bitte, sich keine Sorgen zu machen, sie werde sich bald melden. Da das Gleiche schon während anderer Reisen vorgekommen war, würde Lola sich damit abfinden.
    Effy hatte Tee im Küchenschrank deponiert, aber Kris brauchte jetzt einen Kaffee. Besser gesagt, sobald sie es schaffte, nach Drumnadrochit zu laufen und welchen zu kaufen.
    Kris ging nach draußen und spähte in Richtung Urquhart Castle, aber wegen der Kurve, die die Straße beschrieb, konnte sie die Ruine von ihrer Position aus nicht ausmachen. Den See dagegen sah sie. Im strahlenden Sonnenlicht hätte er eigentlich klar und blau funkeln müssen, aber dies war der Loch Ness. Aufgrund des hohen Torfgehalts im ihn umgebenden Erdreich wies das Wasser häufig die Farbe von nassem Sand auf.
    Während die Umgebung sich als malerisches Postkartenidyll präsentierte – kobaltblaue Berge, wellige, smaragdgrüne Hügel und Kiefernwälder –, war der Loch Ness … nun ja. Trotzdem schipperten mehrere Boote auf ihm herum, die meisten mit Aufschriften versehen, die sie als Anbieter verschiedener Nessie-Touren kennzeichneten.
    Kris schlug die entgegengesetzte Richtung zu der ein, in die sie am Vorabend spaziert war, und gelangte, nachdem sie mehrere Felder überquert hatte, schließlich nach Drumnadrochit.
    Da die Haupteinnahmequelle in dieser Region der Tourismus war, machte sie mühelos ein Café ausfindig. Ein Amerikaner brauchte nun mal seine Tagesration Koffein – die Starbucks-Filialen an jeder zweiten Straßenecke waren der beste Beweis –, und bei den Franzosen und Italienern war es eindeutig das Gleiche, allerdings sollte man einem Franzosen niemals mit Starbucks kommen. Kris hatte das während Dreharbeiten für Hoax Hunters in New Orleans auf die harte Tour gelernt. Wenn man die Wahl zwischen Café du Monde und Starbucks hatte, welchen logischen Grund konnte es geben, sich für Letzteres zu entscheiden?
    Wie es schien, brauchte man auch in Drumnadrochit keinen, denn im Fenster eines Lokals namens Jamaica Blue stand ein Schild, auf dem eine mit dunkler Flüssigkeit gefüllte, dampfende Tasse abgebildet war.
    Die Frau hinter der Theke trug ein violettes Batikhemd und uralte, abgewetzte Jeans. Sie hatte sonnengebleichte, hellbraune Rastalocken, haselnussbraune Augen, einen Teint, der an den Loch Ness im Sonnenschein erinnerte, sowie einen Akzent, der in Kris Sehnsucht nach Sand, Kokosnussöl und Musik von den Beach Boys weckte.
    »Was kann ich Ihnen bringen?«
    »Haben Sie einen Blue Mountain?«
    »Haben Sie mal draußen nachgesehen?«
    »Ich meinte in einer Tasse.«
    »Doch, den haben wir auch.«
    Sekunden später hatte auch Kris einen, zusammen mit einer Packung gemahlener Bohnen für zu Hause.
    »Sie müssen diese Schreiberin sein, die in Effys Cottage wohnt.«
    »Neuigkeiten verbreiten sich hier schnell.«
    »Neuigkeiten sind alles, was wir hier außer nebligen Abenden haben. Ich bin Jamaica.« Sie reichte ihr die Hand. »Jamaica Blue.«
    »Das ist wirklich Ihr Name?«
    Die Frau lächelte nur.
    Hinter dem berauschenden Aroma, das ihrer Tasse entströmte, witterte Kris eine Geschichte. »Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten?«, lud sie sie ein.
    Jamaica blickte sich mit ihren exotischen Augen in dem derzeit leeren Café um. »Klar, warum nicht.«
    Sie nahm eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. »Ich trinke meine Tagesration Kaffee immer vor sieben Uhr morgens«, erklärte sie.
    Sie setzten sich an einen Tisch am Fenster und beobachteten, wie die Menschen vorbeiströmten.
    »Geht es immer so zu?«, erkundigte Kris sich.
    »An manchen Tagen herrscht mehr Betrieb als an anderen, aber …« Jamaica nahm einen langen Zug aus ihrer Flasche. »Ja.«
    »Nessie ist gut fürs Geschäft.«
    »Nessie ist unser Geschäft.«
    Kris nippte an ihrem Kaffee. »Mmm«, machte sie, damit gleichzeitig den Geschmack und Jamaicas Bemerkung kommentierend. »Wie lange leben Sie schon in
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