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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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Bald schon hatte er Tikia um Längen abgehängt.
    Wütend gab Tikia auf. »Gut!«, rief sie in solch scharfem Ton, dass sich Koon vor Schreck doch nach ihr umdrehte. »Ich gebe es ja zu! Ich habe Angst! Zufrieden?«, schrie sie und senkte beschämt den Kopf.
    Mit einem kurzen Aufjaulen brachte Koon sie dazu, aufzusehen und verfehlte die erwünschte Wirkung nicht.
    Tikia schaute dem Wolf lange in die Augen. Ihr war, als ob dieser Blick, den er ihr zuwarf, sagen würde: »Ich bin bei dir! Hab keine Angst, egal was passiert, ich werde nicht von deiner Seite weichen.«
    Mutig wischte sie sich die Tränen aus den Augen und holte ihren Freund ein. Sanft schmiegte Koon sich an ihre Beine, um auch ihre letzten Zweifel zu beseitigen, bevor er mit Tikia weitertrabte, die ihm nun ohne Widerworte folgte.
    »Ja!«, dachte sie mit neuem Mut, »ich brauche vor nichts und niemandem Angst zu haben, solange du an meiner Seite bist und mich beschützt!«
    Liebevoll lächelte sie ihn an, doch ihr Lächeln erstarb, als sie verwundert bemerkte, dass Koons Muskeln aufs Äußersteangespannt und seine zottigen Ohren fest an seinem Kopf angelegt waren.
    »Er hat also auch Angst!« , dachte sie bei sich . Sie verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen und war kurz davor, Koon damit aufzuziehen, dass er trotz allem immer noch ein ängstlicher Wolf sei, als ihr klar wurde, warum Koon ihr das alles vorgespielt hatte.
    »Aber dann …« , überlegte sie, und ihr Lächeln verlor jegliche Überheblichkeit. »Du machst mir Mut, dabei hast du selber Angst!!!«
    »Danke!«, sagte sie matt und strich ihm über sein dichtes Fell.
    Den Rest des Weges schwieg sie. Sie war nun wie Koon nur noch auf den immer größer werdenden Punkt am Horizont fixiert, dem sie zwar unsicher, aber doch mutig entgegenschritt .

KAPITEL 10
Ein schrecklicher Empfang
    Bei Einbruch der Nacht erreichten die beiden erschöpft eine kleine Anhöhe, von der man eine wundervolle Aussicht auf die Stadt hatte.
    Tikia stockte der Atem. Ungläubig blickte sie hinunter und wollte ihren Augen nicht trauen. Sie sah riesige Hütten mit seltsamen silbernen Leuchtstäben davor, Boden, der nicht aus schneebedecktem Gestein und Gras bestand, sondern aus einer einzigen glitzernden schwarzen Fläche, und was sie am meisten wunderte: Sie sah kein einziges Tier, das auf der Suche nach Beute durch die Stadt strich.
    Nur vereinzelt konnte sie Menschen sehen, die seltsam torkelnd von einer Hütte in die nächste gingen oder vor der Eingangstür einer Hütte auf dem Boden lagen. Ein unbehagliches Gefühl überfiel Tikia.
    »Hier soll ich leben?«, fragte sie sich mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust. »In dieser trostlosen Gegend, in die sich nicht einmal ein Tier verläuft?«
    Rat suchend schaute sie zu Koon, der sie mit angelegten Ohren ansah; auch ihm war alles andere als wohl bei dem Gedanken, einen Schritt in eine so gottlose Gegend zu setzen.
    »Koon …«, flüsterte Tikia mit furchtsamer Stimme. »MeinGroßvater wollte, dass ich Schutz in dieser Stadt suche, es war sein letzter Wunsch! Er hätte dies nicht getan, wenn er sich nicht absolut sicher gewesen wäre, dass es das Beste für mich ist.«
    Tikia schluckte schwer und begann dann tapfer mit dem Abstieg. Koon folgte ihr nach einer Weile mit eingekniffenem Schwanz und geducktem Gang. Ein schwaches Winseln drang aus seiner Kehle, als er seine Schritte beschleunigte, um Tikia, die mutig vorausschritt, einzuholen.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto deutlicher vernahm Tikia laute, ohrenbetäubende Musik, die aus einer der riesigen Hütten zu kommen schien. Wie anders waren die wohligen Klänge der kleinen Panflöte ihres Großvaters.
    Ein lautes, gequältes Winseln ließ sie zusammenfahren. Unwillkürlich drehte sie sich um. Koon kauerte ein Stück weit hinter ihr auf dem Boden. Schnell hastete sie zu ihm und fand ihren Freund zitternd vor.
    »Dieser Lärm ist nichts für deine Ohren, was? Nun gut! Bleib hier! Ich schau mich nur kurz um und komme dann sofort wieder!«, sagte sie sanft und ließ Koon zurück.
    Mit Unbehagen schaute Koon ihr nach und versteckte dann, aus Scham und Angst, seine Pfoten unter seiner Schnauze.
    Als Tikia in der Stadt ankam, wuchs ihr Unbehagen nur noch mehr. Überall wo sie hinblickte, lagen verdorbene Essensreste am Boden. Schäbig aussehende Menschen stierten sie feindselig an, während sie sich Nahrung aus dem Unrat heraussuchten.
    Angewidert wandte sie den Blick von einem alten Mann ab, der eben ein
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