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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
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Hexen aufsuchten, vielleicht kurz vor der Rückkehr zu seiner Gattin. Wann auch immer, es würde mit dem Messer geschehen. Das Mondschwert hatte nur Krieger getötet, mit dem Blut einer Frau wollte er es nicht beschmutzen. In gewisser Weise kam es ihm dennoch falsch vor, sie mit dem Werkzeug zu töten, das er benutzte, um Fische auszunehmen. Sie war eine Mutter, und das bedeutete, dass sie eine gewisse Achtung verdiente. Fünfmal hatte er seine Frau in den Wehen liegen sehen und sich gefragt, wie viele seiner Männer solche Schmerzen ertragen hätten.
    Das Band zwischen der Mutter und den Kindern war gewiss etwas Kostbares und wert, erhalten zu werden. Eine Wärme, die von der Frau auszugehen schien. Authun der Erbarmungslose spürte eine Regung in der Brust, die er nicht als das erkannte, was sie war: die erste schwache, unstete Vorahnung seines Verhängnisses.
    Die Frau hatte vom Vater der Knaben einen Talisman erhalten. Er war ein eigenartiger Wanderer gewesen, eine Seltenheit in einer Zeit, in der es nur wenig einsame Reisende gab. Kaum jemand durchquerte allein das Land, da er überall feindseligen Dorfbewohnern, empörten Grundbesitzern, wilden Männern, Trollen, Elfen und Wolfsmenschen zum Opfer fallen konnte. Doch der Vater der Knaben hatte es gewagt. Das Amulett – nur ein in Stein geritzter Wolfskopf – sollte die Frau beschützen, hatte er gesagt. Dann hatte er sie verlassen. Bisher hatte es ihr überhaupt nichts geschenkt, trotzdem hielt sie es im Schlaf fest. Authun der Wolf, der Bezwinger der riesigen Geat, der Plünderer des Ostens, der gefürchtete Herr der weißen Einöde, berührte sein Messer, betrachtete die Frau und empfand Mitleid. Es war ein neues Gefühl für ihn, vielleicht hatte ihn die Fremde bezaubert. Irgendwann wird ein Mann des Mordens müde. Nur die Götter haben eine unstillbare Lust darauf. Das führerlose Schiff hatte sich auf den Wellen gedreht und ruckte auf einmal heftig. Authun konnte das Gleichgewicht halten, doch die Frau und die Kinder rutschten gegen eine Kiste. Verwirrt und schreiend wachten die Kleinen auf, einen Moment lang blickte die Frau Authun mit dem durchdringenden blutigen Auge an. Der König, der bislang noch jeden Feind niedergestarrt hatte, wandte sich eilig ab und richtete das Boot neu aus. Wie immer hielten die Taten die Gedanken im Zaum.
    Die Frau beobachtete ihn, wie er das Ruder festband und das Segel einstellte. Sie hielt ihn für das Zweitschlimmste, was ihr je begegnet war, und erkannte ihn als das, was er war: ein kriegerischer Sinnsucher, der alle seine Ängste zusammengerafft und die Feinde mit ihnen eingekleidet hatte, ein Entführer, ein Mörder und ein Held.
    Der Vater der Kinder hatte gesagt, er sei der Helden überdrüssig, doch Authun schien alles andere als langweilig zu sein – schrecklich und mörderisch, fast göttlich. Als er sie zwischen fliegenden Pfeilen, blakenden Bränden und schreienden Bauern aus der Kirche geholt hatte, war er beinahe unnatürlich ruhig erschienen, ein Fels in der unruhigen Strömung der Gewalt. Gerade so, als sei das alles ganz alltäglich für ihn. Falls sie jemals einem Kriegsgott begegnen sollte, dann würde er gewiss wie Authun aussehen, dachte sie.
    Die Götter aber waren ihr viel näher, als sie ahnte.

Nächtliche Besuche
    D ie Mutter hieß Saitada und war einst eine wahre Schönheit gewesen. Als kleines Kind hatte man sie gefangen, verschleppt und verkauft. Damals hatte man sie noch Badb genannt. Als sie älter war, weckte sie die Gelüste ihres Besitzers, eines Schmieds. Er war großzügig und teilte sie mit seinen Freunden. Mit dreizehn verfluchte sie ihre Schönheit, nahm ein heißes Stück Eisen aus dem Schmiedeofen und drückte es sich aufs Gesicht.
    Der Schmied war wütend und wollte sie schlagen, brachte es aber aus unbekanntem Grund nicht über sich. Er wollte sie halten und küssen und ihr sagen, dass alles wieder gut würde, und wusste dabei doch, dass die Sklavin nie zu ihm kommen würde, es sei denn, er zwang sie. Solange er sie besessen hatte, war er überzeugt gewesen, dass zwischen ihnen etwas war – dass sie trotz ihrer Tränen und Proteste und ihres mürrischen Rückzugs etwas für ihn empfunden hatte, dass er ihr etwas bedeutet hatte. Nun sah er in ihrem Gesicht den Schaden, den er selbst angerichtet hatte, und da er ein Feigling war, konnte er es nicht ertragen, sie länger um sich zu haben. Er brachte sie zum Markt. Vor Schmerzen halbbenommen stand sie schließlich neben Ziegen und
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