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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
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Schweinen in Dreck und Gestank, damit die Käufer sie knuffen, begutachten und um sie feilschen konnten.
    »Die da«, sagte die Frau eines Bauern, die man im falschen Licht für ein aufrecht gehendes Schwein hätte halten können, »ich glaube, die passt sehr gut.«
    Der Bauer, dem das vorgerückte Lebensalter weder Urteilsvermögen noch Geilheit ausgetrieben hatte, war entzückt. Wenn er sie richtig hinstellte, wäre sie eine wahre Schönheit, die er genießen konnte. Dann sah er das andere Auge und verwarf die Idee sofort wieder. Er fühlte sich schlecht, weil er so lüsterne Gedanken gehabt hatte, und empfand Mitleid mit dem Mädchen.
    »Ja«, stimmte er zu, »sie wird eine gute Magd sein.«
    Sie hatten das Mädchen nach seinem Namen gefragt, und da es das befleckte Kind mit dem hübschen Gesicht hinter sich lassen wollte, hatte es einen anderen Namen ihres Volks genannt: Saitada.
    Die Bäuerin hatte sie wegen ihres schrecklichen Aussehens ausgewählt, weil sie die Zuneigung ihres Mannes nicht wegen einem hübschen Ding verlieren wollte. Die Verletzung, das wusste sie wohl, würde keinen Mann abschrecken, denn ein in Leidenschaft entbrannter Mann ist ein Tier, das sich durch keine Entstellung beirren lässt. Das blutige Auge aber schien jeden zu durchdringen und alle Sünden ans Licht zu bringen. Die Scham würde ihren Mann zwingen, ihr treu zu bleiben. Jeder Mann, der dieses Auge sah, so dachte sie, erinnerte sich an seine Schandtaten und fürchtete die gerechte Strafe.
    Die Bauersfrau war eine Heilerin. Sie verband und versorgte die Wunden des Mädchens mit Kompressen aus Kampfer und Kamille. Da sie keine eigenen Kinder hatte, kümmerte sie sich gern um die Kleine, kämmte und flocht ihr das Haar, nähte ihr hübsche Kleider und gab ihr sogar ein Bett. Saitada war glücklich wie noch nie und schwor sich, sich niemals mehr zu einem Mann zu legen. Dabei blieb es, bis sie siebzehn war.
    An dem Tag, als sie ihren Schwur brach, kam ein Nachbar zu Besuch und warnte sie, ein Wolf sei in der Nähe, was sehr ungewöhnlich war. In der vergangenen Nacht habe das Raubtier drei Schafe gerissen. Da es überall in der Nähe kleine Gehöfte gab, ließen sich in dieser Gegend nur selten Wölfe blicken. Die vielen Menschen schreckten sie ab. Deshalb hatten die Bauern wenig Erfahrung im Umgang mit ihnen.
    Saitada, der Bauer und dessen Frau trieben das Vieh in den Pferch neben dem Schweinestall und wachten in der Nacht mit den Hunden und einem Speer. Wenn man kein erfahrener Fallensteller war, gab es nur zwei Wege, mit einem Wolf zurande zu kommen. Entweder man zündete die Fackeln an, sang Lieder und hoffte, dass ihn der Lärm vertreiben würde. Oder man legte sich mit einem Speer auf die Lauer und tötete ihn. Beides war vergebens, doch man hatte wenigstens das beruhigende Gefühl, etwas unternommen zu haben. Wenn man mit einer Übermacht anrückt, huscht das Tier einfach davon und versucht es an einem anderen Tag noch einmal. Wenn man wartet, kann der Wolf länger warten, bis man müde wird und der Schlaf einen übermannt. Um einen Wolf zu fangen, braucht man eine List und eine Falle. Der Bauer hatte keines von beidem.
    Er wollte es hinter sich bringen und endlich schlafen gehen, deshalb befahl er den Frauen, den Mund zu halten. Er selbst konnte jedoch nicht völlig ruhig bleiben, weil ihn das Gewicht seines Speers so sehr beeindruckte. Männer, die nicht kämpfen müssen, erfreuen sich an Waffen. Sie halten einen Speer in Händen, spüren seine Ausgewogenheit und denken über die Wunden nach, die er wenn nötig den Feinden zufügen könnte. In jedem feigen Mann steckt ein Mörder, der nur auf die richtige Gelegenheit wartet. Wenn er Vergeltung nicht fürchten muss, kann er endlich zur Tat schreiten. Der Bauer war nicht anders als die anderen und spürte, als er an jenem warmen Abend vor dem Haus hockte, die Wichtigkeit des Speers, den er tragen durfte. Ganz gegen seine Gewohnheit wurde er gesprächig.
    »Als ich ein kleiner Junge war, sagte man von mir, niemand könnte besser einen Speer werfen als ich.«
    Die Bauersfrau verdrehte die Augen, weil sie die Geschichte schon unzählige Male gehört hatte, wenn er betrunken war.
    »Ich dachte, wir müssen wegen des Wolfs leise sein«, antwortete sie.
    »Ich meine ja nur, wenn ich von höherer Geburt wäre, dann wäre ich ein mächtiger Krieger geworden«, beharrte der Bauer. »Als Junge hatte ich ein gutes Gefühl für die Waffen. Sogar der Graf sagte, als er mich eines Tages sah,
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