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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
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gegenüber zu, als das Schiff in den Fluss hineinglitt wie ein Messer in die Scheide. Der höchstens siebzehn Jahre alte Bursche, der noch nie mit Authun gefahren war, grinste zurück. »Du hattest Recht, er ist unglaublich«, sagte seine Miene. Sie waren stolz auf ihren König.
    Die Flut trug sie flussaufwärts. Bald wurde der Wasserlauf schmal und gefährlich und verlief zwischen schroffen Klippen und hartem Fels, doch der König fand den richtigen Kurs. Eine Stunde später, als die Dunkelheit am tiefsten war und nur noch die bleiche Mondsichel hoch am Himmel stand, ließ der Schub der Strömung nach, und das Rudern fiel ihnen schwerer. Vor ihnen erhob sich mitten im Strom eine Sandbank. Authun bedeutete den Ruderern, das Boot dort auf Grund zu setzen. Das kleine Schiff war für diese Art der Anlandung gebaut und kam mit einem leichten Zittern zum Stehen.
    Authun wandte sich an die Männer und sprach sie nacheinander beim Namen an.
    »Vigi, Eyvind, Egil, Hella, Kol, Vott, Grani, Arngeir. Wir sind Landsleute und eingeschworene Brüder. Zwischen uns kann es keine Falschheit geben. Keiner von euch wird von dieser Reise zurückkehren. Nur Varrin wird mich zur Küste begleiten, um das Schiff zu steuern. Wenn die Sonne aufgeht, werdet ihr alle bei euren Vorvätern in den Hallen von Odin und Freya an der Tafel sitzen.«
    Ausdruckslos nahmen die Männer die Kunde von ihrem bevorstehenden Tod hin. Sie waren Krieger, aufgewachsen in der Gewissheit, dass sie eines Tages im Kampf fallen würden. Zwei lächelten sogar und schienen erfreut, dass sie als Krieger neben ihrem König sterben sollten.
    »Ich bin bereit, mit meinen Brüdern zu fallen«, sagte Varrin.
    »Auch deine Zeit wird bald kommen«, erwiderte Authun.
    Er blickte Varrin an, der ihm beinahe so etwas wie ein Freund war. Den Hünen brauchte er noch, um das Boot wieder in den Fluss zu stoßen und den Gefahren zu trotzen, die auf der weiten Heimreise drohen mochten. Erst danach würde er ihn gehen lassen.
    »Ich bin nicht in der Pflicht, euch zu erklären, warum ihr sterben müsst. Es reicht, dass dies mein Wille ist. Ihr sollt jedoch wissen, dass man Lieder über eure Taten singen wird, bis die Welt zu Ende geht. Wir sind hier, um ein verzaubertes Kind zu holen, das mein Erbe sein und für immer die Zukunft unseres Volks sichern soll.«
    »Was ist mit dem Kind, das deine Frau unter dem Herzen trägt?«, fragte Varrin.
    »Das ist kein Kind«, erwiderte Authun. »Es ist eine List der Berghexen.«
    Die Männer schnauften vernehmlich. Authun war ein guter König, gerecht und großmütig, und hatte viele Ringe verschenkt. Noch nie, nicht einmal im Rausch, hatte er einen Sklaven getötet, wie es andere Könige so häufig taten. Nun aber fuhr ihnen der Schreck in die Glieder. Die Männer verachteten Lügner, und dies kam einer Lüge sehr nahe. Außerdem klang es nach Magie, nach der Magie von Frauen noch dazu.
    Die Krieger rutschten auf den Ruderbänken hin und her. Den Tod fürchteten sie nicht, er war ihnen ein Gefährte wie ein treuer Hund. Vor den Berghexen aber fürchteten sie sich. Nur der König, der selbst ein Halbgott war, konnte mit den Hexen sprechen, und sogar er musste vorsichtig sein. In der Vergangenheit hatten die Hexen oft gute Ratschläge gegeben, doch die Opfer, die sie forderten, waren schrecklich und immer dieselben – sie verlangten Kinder. Knaben als Diener und Mädchen, um ihre seltsame Überlieferung am Leben zu halten.
    »Das Kind wird hier in einem Dorf gefangen gehalten, die Zauberer aus dem fernen Westen haben es hierherverschleppt«, erklärte Authun. »Er ist ein Sohn der Götter und wird uns zu wahrer Größe führen. Die Bauern hier wissen noch nicht, was sie an ihm haben. Wir werden ihnen das Kind wegnehmen, ehe sie es erkennen. Das Dorf wird nur von Bauern verteidigt, doch keine zwei Stunden zu Pferd entfernt stehen Krieger.«
    Er blickte in die Dunkelheit. In der Ferne wuchs ein weiches, rosafarbenes Schimmern heran.
    »Sie haben die Wachfeuer entfacht«, fuhr er fort. »Wir müssen also mit Widerstand rechnen. Bei dem Kind wird ein Priester ihres Gottes sein. Das Gebäude trägt ihr heiliges Zeichen.« Er formte mit den Fingern ein Kreuz. »Folgt mir, und wir werden uns zum Tempel vorkämpfen und den Rückweg zum Boot finden. Bis dahin wird die Ebbe eingesetzt haben, und ich überlasse es euch, ruhmvoll im Kampf zu fallen. Man wird euch als Helden feiern, und euch winkt ewiger Ruhm. Das Dorf ist noch fünf Flussbiegungen entfernt. Seid
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