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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
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bereit.«
    Die Männer nickten und machten sich wortlos ans Werk. Hinten im Boot banden sie die Speere los, nahmen Helme und dicke Westen aus den Fässern, packten die Streitäxte aus und schlangen sie sich auf den Rücken. Varrin und Egil hatten die Ehre, den König einzukleiden und ihm zu helfen, die kostbare Rüstung anzulegen. Zuerst die Brünne, so nannten die Männer das Kettenhemd. Dann setzten sie ihm den goldenen Wolfshelm, das Symbol seiner Familie, aufs Haupt. Der Helm war von feinster Machart und vorne offen, abgesehen von den schimmernden Wangenklappen, mit denen der Helm den Eindruck erweckte, ein riesiger Wolf wollte von hinten Authuns Kopf verschlingen. Aus der Ferne erschien der König, wenn er sich die Augen mit Ruß schwärzte, wie ein schrecklicher wolfsköpfiger Mann. Die Krieger legten dem König die Armreifen an, banden ihm einen goldenen Gürtel um die Hüften, nahmen ihm den Bootsmantel ab und legten ihm einen anderen aus goldenem Tuch über die Schultern.
    Varrin reichte dem König den Schild mit dem Wolf, der die Zähne bleckte. Dann war es Zeit, das Schwert zu holen. Es war das einzige an Bord und steckte in einer mit weißen Edelsteinen geschmückten Scheide. Als Varrin es aus dem Lagerfass nahm, fing es das Mondlicht ein. Es war eine einzigartige Waffe. Die nordischen Klingen waren kurz und gerade, nützlich vor allem, wenn man mit einem Schild gerüstet war und blindlings auf die Feinde einhacken wollte. Diese Klinge aber war lang und schmal und stark gekrümmt. Sie war stärker als jedes gerade Schwert und hatte, obwohl sie leichter war, schon viele gegnerische Waffen durchschnitten. Authun hatte sie für ein Vermögen von einem Händler aus dem Süden gekauft, der gesagt hatte, sie käme »von jenseits der Dämmerung«, was Authun so verstanden hatte, dass sie im Osten geschmiedet worden war. Woher sie auch stammte, die Klinge war – wie der Händler behauptet hatte – von Zauberschmieden in den legendären Sandkönigreichen hergestellt worden. Shamsir, so hatte der Händler sie genannt, und Authun hatte den Namen beibehalten, weil er an das Rauschen von Wüstenwinden erinnerte; oder jedenfalls klang es so, wie er sich einen Wüstenwind vorstellte. Seine Männer nannten die Waffe ›das Mondschwert‹.
    Der König war bereit. Schrecklich und prächtig stand er da in seiner Rüstung, ein Gott. Im Gegensatz zu anderen Herrschern hatte Authun jedoch keine besondere Vorliebe für großes Gepränge. Die Aufmachung sollte vor allem die Feinde in Ehrfurcht versetzen. Varrin betrachtete den König. Die Westmänner würden ihren ganzen Mut brauchen, dachte er. Gleich darauf waren auch die anderen bereit. Authun füllte eigenhändig ihre Trinkhörner.
    »Auf die unendlichen Gelage in den Hallen der Toten«, sagte Hella.
    »Auf die unendlichen Gelage in den Hallen der Toten«, wiederholten die Männer, wenngleich nur halblaut, um die Feinde nicht auf sich aufmerksam zu machen. Jeder nahm einen großen Schluck, dann noch einen. Die Hörner wurden nachgefüllt und abermals vollgeschenkt, während sie das Boot mit den Rudern von der Sandbank abstießen und in Bewegung setzten, um die Flussbiegungen herum zu ihrem Ziel. Wie Authun gesagt hatte, hatte man sie bereits bemerkt. Die Westmänner waren keine Narren und hatten an den Flussmündungen Wachen aufgestellt. Schon bevor sie das Dorf selbst erblickten, brannten ringsum die Wachfeuer. Sie mussten sich sputen und zuschlagen, ehe die Gegner eine Truppe zusammenrufen und sich ihnen entgegenstellen konnten. Nun, sie waren daran gewöhnt.
    Sie kamen um die letzte Flussbiegung, und Varrin dachte sofort, das Dorf sei bereits geplündert worden. Am ganzen Ufer und den Hügel hinauf brannten die Feuer. Dahinter entdeckte Varrin eine recht große Siedlung von etwa zwanzig Häusern, in deren Mitte ein größeres Gebäude mit einem Kreuz auf dem Dach stand. Nun, wenigstens wussten sie jetzt genau, wo ihr Ziel war.
    Die Westmänner waren klug. Oberhalb des steil ansteigenden Ufers hatten sie mannshohe Stäbe in die Erde gerammt. Vom Fluss aus gab es lediglich einen schmalen Einlass, durch den man nur mit Mühe einen Wagen bekommen hätte. Es wäre leicht gewesen, diese Stelle zu verteidigen, wenn die Einwohner echte Krieger gewesen wären. Schon vom Boot aus konnte Varrin im flackernden Feuerschein erkennen, dass sie die Speere und Schilde wie Männer hielten, die eher daran gewöhnt waren, ihre Äcker zu bestellen. In ihrem Schildwall klafften Lücken, und
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