Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
Hausdächer. Es war kein mutwilliges Zerstörungswerk, doch je mehr Angst und Schrecken sie verbreiteten, desto besser war es für sie selbst. Im günstigsten Falle würden die Dörfler fliehen und die Kämpfer ihres eigenen Herrn behindern, die den Eindringlingen entgegeneilten. Der Erfolg hing davon ab, dass sie das Kind bekamen, bevor die Einwohner nennenswerten Widerstand aufbieten konnten. Die Edlen der Westmänner waren ein ganz anderes Kapitel als die Bauern. Sie wurden von Kindheit an zu Kriegern erzogen, und Authun wollte sich nicht einen Weg durch die Reihen solcher Männer hacken müssen, um zu bekommen, was er wollte.
    So stürmten sie bergauf. Hier und dort stellten sich ihnen einzelne mit Keulen und Speeren bewaffnete Bauern in den Weg und stießen trotzige Rufe aus, rannten jedoch immer weg, bevor die Angreifer ihnen zu nahe kamen.
    »Du hast uns den Tod versprochen, Herr«, rief Eyvind. »Diese Feiglinge werden mich aber noch lange auf mein Fest warten lassen!«
    »Du wirst dich mit deinem Vater und dessen Vater betrinken, ehe die Nacht vorüber ist«, rief Authun zurück.
    Die Kirche – auch wenn die Norweger sie nicht mit diesem Wort bezeichneten – war wie die anderen Häuser des Dorfs aus Holz gebaut und stabil. Authun rüttelte an der Tür. Sie war verriegelt. Er nickte in Richtung des Dachs, Sigur und Egil bückten sich und formten mit den Händen einen Tritt. Der junge Eyvind rannte auf sie zu, und die beiden größeren Männer warfen ihn aufs Strohdach. Nach drei Schritten hatte er den Rauchabzug erreicht und die mächtige Axt aus dem Gurt gelöst.
    »Töte keine Kinder!«, ermahnte ihn der König.
    Eyvind verschwand durch das Loch im Dachfirst. Zehn Herzschläge später war die Tür geöffnet, und die Angreifer drangen ein.
    Authun sah sich um. Nach dem Feuerschein im Dorf war er in der dunklen Kirche vorübergehend fast blind; erst als Varrin mit einer Fackel kam, konnte er etwas erkennen.
    Der große Raum hatte keine Fenster, in der Mitte stand der Herd, dessen Abzug ihnen den Zugang ermöglicht hatte. An der Rückwand befand sich der Altar. Dahinter kauerten zwei heilige Männer der Feinde und versuchten, ihre Magie zu wirken, indem sie vor den Gesichtern und Oberkörpern herumfuchtelten. Einer presste eins ihrer kostbaren, mit Edelsteinen geschmückten Bücher an die Brust.
    »Sucht den Jungen«, sagte Authun. »Er muss hier sein, denn so ist es prophezeit.«
    Rasch ging Varrin mit der Fackel rundherum, konnte aber nichts finden. Die einzigen Anwesenden waren die kauernden Priester, die anscheinend lieber wie Kinder sterben als sich mannhaft den Feinden stellen wollten.
    »Er muss hier irgendwo sein«, beharrte Authun. »Brennt das Haus nieder, dann werden wir sehen, wer herauskommt.« Er hatte gehofft, dies vermeiden zu können, einfach weil es zu lange dauerte.
    Varrin ging zur Wand, wo das Strohdach auf der Mauerkante ruhte. Als er die Fackel davorhielt, hörte er über sich ein Kind weinen. Authun blickte nach oben. An einem Deckenbalken hing ein Korb, den jemand mit einem Seil hochgezogen hatte.
    »Holt ihn herunter«, befahl Authun.
    Die Männer lösten das Seil und ließen den Korb auf den Boden herab.
    Authun blickte hinein und hoffte, die Zukunft seines Volkes zu erblicken, doch auf das, was er nun sah, war er nicht vorbereitet. Eng aneinandergeschmiegt lagen dort zwei nackte Knaben, jeder mit dünnem dunklem Haar, genau wie es die Vision der Hexen verheißen hatte. Doch ihm war nur ein einziger Knabe prophezeit worden. Hiermit hatte der König nicht gerechnet. Die Knaben waren eindeutig Zwillinge – klein, dunkel und kräftig, einander völlig gleich. Welchen sollte er nehmen? Konnte es die Erfüllung der Prophezeiung stören, wenn er beide nahm? Authun war ein Anführer und wusste, dass oft irgendeine Entscheidung besser ist als gar keine.
    »Nehmt sie beide mit«, befahl er.
    Authun tötete die heiligen Männer und nahm ihr Buch an sich. Da er keine Zeit hatte, die Edelsteine gleich an Ort und Stelle herauszubrechen, klemmte er es sich unter den Schildarm. Dann erlebte er die zweite Überraschung. Aus der Nähe erkannte er, dass der Altar ein schlichter Tisch war, über den sie ein Tuch gebreitet hatten. Authun hob es hoch und glaubte, darunter ein Geräusch zu hören, konnte aber ohne Licht nicht viel erkennen.
    »Varrin.« Der König winkte dem großen Mann, zu ihm zu kommen und ihm zu leuchten. Authun spähte unter den Tisch. Eine kleine Frau wich vor ihm zurück. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher