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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
Autoren: Evelyn Holmy
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und spielt FOR HE’S A JOLLY GOOD FELLOW. Viele singen mit und gratulieren Lucius schulterklopfend, die beiden in Netzstrumpfhose und eine weitere Frau sogar küssend.
    Lucy wendet sich schließlich ab, um den Warteraum für die Passagiere zu suchen. Sie läuft einige Zeit planlos umher und ertappt sich plötzlich dabei, wie sie über Lucius nachsinnt. Irgendetwas ist zwischen ihnen. Etwas, das sie noch nicht greifen kann. Bei Frauen scheint er gut anzukommen. Er macht ja auch verdammt was her. Doch die Blondine hat er für Lucys Empfinden eine Spur zu kühl behandelt. „Verguck‘ dich bloß nicht in den nächsten Mistkerl, Lucy“, gemahnt sie sich. Auch wenn sie spürt, dass er kein schlechter Kerl sein kann. Ihr ist, als würde sie ihn schon ewig kennen. Sie bemerkt Tucker in ihrer Nähe, der auffordernd zu ihr herüber sieht. Er winkt und reckt fragender Miene den Daumen hoch. Lucy nickt. Plötzlich will sie nur noch raus aus diesem Trubel. Schließlich war es ein langer Tag und es muss Lucius’ Gratulanten nach zu schließen schon zwölf Uhr durch sein. Sie fragt endlich eine ältere Dame nach dem Warteraum. Diese weist ihr die Richtung und bemerkt noch besorgt, dass heute aber nichts mehr fliegen würde. Lucy lacht über diese Bemerkung in sich hinein, merkt sich die Lage des Warteraumes und wendet sich Richtung Ausgang. Plötzlich taucht die Damentoilette vor ihr auf und sie ergreift die Gelegenheit, um sich etwas zu erfrischen. Sie hat Kopfschmerzen vom Lärm im Hangar bekommen. Solche Menschenaufläufe bekamen ihr noch nie gut. Sie schöpft sich Wasser mit der hohlen Hand ins Gesicht und hofft, die Kopfschmerzen damit in den Griff zu bekommen. Da tritt plötzlich aus einer der Toiletten die Blondine heraus. Als sie Lucy bemerkt, stockt sie kurz und steuert dann zum einzigen weiteren Waschbecken direkt neben ihr. Sie bringt aus einer kleinen Handtasche einen knallroten Lippenstift zum Vorschein und zieht damit ihre Lippen nach.
    Lucy zieht ein Papiertuch aus dem Spender und wischt sich das Gesicht damit trocken.
    „Du fliegst also mit Luc“, fragt die Blondine, während sie sich die Augenlider fahrig mit einem schwarzen Kajalstift nachzieht.
    „Ja. Wieso?“
    „Wie lange seid ihr unterwegs“, fragt sie unbeirrt weiter, ohne auf Lucy einzugehen.
    Lucy verliert das Interesse an ihr und lässt sich mit ihrer Antwort Zeit. Sie wirft das Papiertuch in den Eimer und betrachtet abwägend ihren kirschroten Mund mit den geschwungenen Lippen im Spiegel vor sich. „Kommt auf’s Wetter an. Geplant ist eine Woche“, gibt sie kurz angebunden zurück. Wie dumm, sich in seine Sorgen zu ergeben und diese schlechten Gefühle auf seine Umgebung zu übertragen. Sie kann ihre Verzweiflung regelrecht spüren.
    „Tse“, presst die Blondine zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und trocknet ihre Hände hektisch ab. „Dann willkommen im Club“, meint sie herausfordernd.
    „Ah“, macht Lucy, während sie den roten Mund der Blondine mustert. Er ist viel zu rot. Merkt sie das nicht?
    Die Andere sieht ihr jetzt direkt ins Gesicht und lacht sie höhnisch an. „Weißt du, Luc ist nicht nur im Fliegen hervorragend! Nimm dich in Acht!“
    Lucy mustert ihre geschminkten Augenlider und findet, dass sie auch da hätte sparen sollen. Sie nickt träge. „Ist gut.“ Doch sie tut ihr plötzlich leid. Denn sie weiß aus leidlicher Erfahrung, was sie durchmacht. So wendet sie sich ans Innere dieser Frau. „Warum verlässt du ihn nicht, wenn du unglücklich mit ihm bist?“ Oh Lucy. Das musst gerade du fragen. Wo du es doch auch nicht schaffst. Aber du hast ihn wenigstens eine ZEITLANG verlassen. Um hier raus zu kommen. In deine geliebte Wildnis. Um nicht zu werden, wie diese Frau vor dir.
    Die Blondine starrt sie an. Plötzlich schnieft sie und sieht weg.
    Lucy berührt sie mitfühlend am Arm und schenkt ihr ein wissendes, aufmunterndes Lächeln, als die Frau sie mit tränenunterlaufenen Augen aufgelöst wieder ansieht. Dann wendet sie sich ab und verlässt die Toilette. „Wohl DOCH ein Mistkerl!“ Sie bemerkt über dem Ausgang ein großes Uhrenziffernblatt und seufzt. „Und nur noch vier Stunden Schlaf!“
    Lucy schrickt hoch und weiß für einen flüchtigen Augenblick nicht, wo sie sich befindet. Irgendetwas hatte sie geweckt. Sie hat heftige Halsschmerzen. Ein Blick zum Wecker lässt ihren Herzschlag scheinbar kurz aussetzen. In nur einer halben Stunde muss sie am Airport sein!
    „Der Tag fängt ja gut an“,
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