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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
Autoren: Evelyn Holmy
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reden sie nicht viel, doch es ist ihr in Lucs Anwesenheit nicht unangenehm. Er strahlt eine selbstsichere Ruhe aus.
    „Ich habe mit ungefähr sieben Flugtagen gerechnet, um alles zu schaffen.“ Sie laufen einen kurzen Gang entlang und bleiben vor einer Tür stehen.
    „Wir werden sehen.“ Er kramt in der Gesäßtasche seiner Jeans herum und bringt einen kleinen Schlüsselbund zum Vorschein. „Was hat Priorität? Die Fotos oder die Eulenkacke“, fragt er sie grinsend, während er die Tür aufschließt.
    Lucy verzeiht ihm die Spitze mit einem nachsichtigen Lächeln. „Die EULENKACKE hat mich hierher verschlagen. Die ist nämlich leider selten“, bedeutet sie ihm. „Aber die Fotos sind wichtiger. Dafür werde ich bezahlt.“
    Luc nickt verstehend.
    „Ich hoffe, es klappt beides“, meint sie, während sie ihm in einen kleinen, stickigen Raum folgt, der mit Regalen, Ordnern und Kartenschränken beinahe zugestellt ist. Es kostet sie Überwindung, ihn zu betreten. Wie alle kleinen, engen Räume. Noch immer. Denn eigentlich müsste sie sich in all den Jahren doch endlich einmal daran gewöhnt haben. Ihre Aufmerksamkeit wird durch eine große Übersichtskarte abgelenkt, die an der Wand hängt. Sie liebt Karten! Schnell findet sie Ricksdale und dessen nordwestliche Umgebung in einem der unzähligen quadratischen Abschnitte und merkt sich die entsprechende Kartennummer.
    Luc steht bereits bei einem Kartenschrank und schiebt große Karten, die an einer Querstange aufgehängt sind, zur Seite.
    Lucy entdeckt auf einem weiteren Schrank Ziffern, in deren Bereich ihre Kartennummer passt und bedient sich einfach aus ihm. Sie holt eine kleine Faltkarte hervor, öffnet diese und legt sie neugierig vor sich auf dem brusthohen Kartenschrank ab. Sie ist ein freier Vogel, fliegt über Berge, über Wälder, Seen, Moore und unzählige kleine Flüsse, die sich zu immer größeren Flüssen vereinigen, um dann schließlich irgendwann irgendwo außerhalb der Karte ins Meer zu münden. Die Koordinaten der Nistplätze hat sie noch im Kopf. Sie stammen aus den Forschungsarbeiten ihrer Eltern. Ihnen hat sie es auch zu verdanken, dass sie Angst vor engen Räumen hat. Sie ist unter weitem, freiem Himmel aufgewachsen.
    Lucius kommt mit einer großen Karte neben sie und lehnt sich an den Schrank.
    „Hier“, meint sie und zeigt ihm zwei dicht nebeneinander liegende Stellen. „Hier etwa befinden sich die beiden Nistplätze. Auf diesem See dort könnten wir landen. Der ist vielleicht eine Stunde zu Fuß von den beiden Punkten entfernt.“
    Er runzelt die Stirn und bringt ihren zerknitterten Zettel aus einer seiner Jeans-Taschen zum Vorschein. Er vergleicht die Koordinaten der Rechts- und Hochwerte und stößt einen anerkennenden Pfiff aus.
    „Einverstanden“, fragt sie ihn. „Der See dürfte doch groß genug sein, um auf ihm landen zu können, oder?“
    „Du musst ein verdammtes Genie sein, um dir vier siebenstellige Zahlen merken zu können“, raunt er fassungslos.
    „Ach“, tut sie ab. „Zahlen konnte ich mir schon immer gut merken.“ Sie liebt Zahlen. Sie liebt alles, was Natur ist. Nur ist diese im Moment leider nicht bei ihr. Sie weist mit dem Kinn Richtung Karte. „Was meinst du nun?“ Sie muss raus aus diesem engen, stickigen Raum. Raus unter den freien Himmel der Natur. Es zeigt ihr wieder einmal, dass sie anders ist.
    „Ja. Perfekt“, murmelt er und bemerkt ihre Nervosität mit einem wachsamen Blick. Er legt ihr eine großmaßstäblichere, ungefaltete Karte vor die Nase. „Hier könntest du deine Aufnahmen machen“, meint er und tippt auf die Karte. „Ist noch weiter nördlich gelegen.“
    Lucy kann sich kaum konzentrieren. Sie ringt nach Atem.
    „Du musst tief durchatmen“, bedeutet er ihr.
    Sie blickt ihn überrascht an und versucht es. Und es funktioniert. Sie lässt es ihn mit einem erleichterten Lächeln wissen.
    Er nickt. „Du bist nicht die Einzige, der das so geht.“
    „Ach nein?“ Sie mustert ihn aufmerksam.
    Er weist wieder mit dem Kopf auf die Karte. „Die Gegend dort ist ziemlich unbekannt und relativ unberührt. Nichts als Taiga, klare Seen und im Hintergrund vergletscherte Berge.“
    „Das klingt gut“, meint sie wehmütig.
    Lucius bedenkt es mit einem verstehenden Lächeln. „Wir könnten zuerst den Nistplätzen einen Besuch abstatten, damit du die Eulen …- Sachen einsammeln kannst, solange es noch trocken ist.“
    „Und dann gleich weiter fliegen, um Zeit zu sparen. Dann kann ich die ganzen
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