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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und gestikulierte mit seiner künstlichen Hand. »Sie sind grausam! Sie töten und verstümmeln, weil es ihnen Freude bereitet! Sie... sie sind unnatürlich!«
    »Und deshalb haben Sie ihnen den Krieg erklärt«, seufzte Stefan. »Sie sind wahnsinnig, White, wissen Sie das?«
    Aus dem Tal hallten Schüsse herauf, und das rote Lodern von Feuer und ein gepeinigtes Heulen machten deutlich, daß die Flammenwerfer ihr erster Opfer gefunden hatten. Nur einen Moment später schrie ein Mensch in Todesqual, und White lachte schrill.
    »Für einen Wahnsinnigen funktioniert mein Plan ganz gut, nicht?« fragte er. »Hören Sie es? Sie bringen sich gegenseitig um! Es tut mir leid, daß Sie und Ihre Frau mit in die Sache hineingezogen worden sind. Das wollte ich nicht. Ich dachte, ich könnte Barkows Söldnertruppe auf eine andere Weise dazu bewegen, mit diesen Monstern aufzuräumen.«
    »Ein CIA-Mann, der eine Armee russischer Söldner befehligt?« Stefan schüttelte den Kopf. »Das ist absurd.«
    »Sollte ich meine Vorgesetzten darum bitte, mir eine Kompanie SEALs zur Verfügung zu stellen, um Werwölfe zu jagen?« schnaubte White. »Was wollen Sie? Es hat funktioniert! War dies Ihre zweite Frage?«
    »Nein«, sagte Stefan. Matt hatte mittlerweile die Waffe sinken lassen, behielt ihn aber aufmerksam im Auge. Von draußen hallten immer mehr Schüsse und Schreie herein, und immer öfter durchbrach flackerndes Rot die heraufziehende Dämmerung.
    »Wieso haben Sie sich nicht verändert, White? Sie sind von uns allen am schlimmsten verletzt worden.«
    »Ich habe mich seit zwanzig Jahren mit ihnen beschäftigt«, antwortete White. »Ich habe Hunderte von ihnen getötet, an hundert Orten auf der Welt. Und ich weiß mehr über sie, als Sie sich jemals werden vorstellen können. Es dauert eine Weile, bis die Veränderung einsetzt. Es ist wie Wundbrand, wissen Sie? Wenn man die Wunde schnell genug abbindet und verhindert, daß das Gift in den Körper gelangt, verliert es seine Wirkung. Ich habe den Sanitätern im Helikopter genaue Anweisungen gegeben.«
    »Das heißt, Sie hätten auch Rebecca und mich retten können«, sagte Stefan. White schwieg.
    »Aber dann hätten Sie keine Köder mehr gehabt«, fuhr Stefan fort. »Und Sie wagen es, sie ›Ungeheuer‹ zu nennen?«
    »Die Geschichte ist so alt wie die Welt«, sagte White kalt. »Am Ende gewinnt immer der Stärkere. Und ich
habe
gewonnen.«
    »Dann bleibt ja nur noch eins zu tun«, murmelte Stefan. »Stimmt.« Matt grinste, hob die Pistole und zielte auf seine Stirn. »Bye-bye, Wolfboy.«
    Ein Schuß krachte. Matt grinste unverändert weiter, aber auf seiner Stirn erschien plötzlich ein drittes rotes Auge, aus dem eine einzelne blutige Träne über sein Gesicht lief. Als sie seinen Mundwinkel erreicht hatte, erlosch das Grinsen des Amerikaners. Er ließ die Pistole fallen, machte einen halben Schritt nach vorne und brach dann wie vom Blitz getroffen zusammen. Hinter ihm trat Dorn in den Raum und richtete die Pistole, mit der er Matt erschossen hatte, auf Whites Gesicht.
    White erstarrte. Er blickte Dorn an, und Stefan konnte genau sehen, wie eine furchtbare Erkenntnis in seinen Augen aufglomm, die Erinnerung an etwas, das er gesehen und wieder vergessen hatte, und von dem ihm erst jetzt klar wurde, wie ungeheuer wichtig es gewesen war: Dorn, der in Roberts verwüstetem Wohnzimmer auf dem Rücken lag, während sich der riesige schwarze Wolf über ihn beugte und fast zärtlich seine Kehle berührte.
    Das Tappen weicher Pfoten erklang, und zwei Wölfe betraten das Haus: ein riesiges, braungestromtes Weibchen und ein pechschwarzes Jungtier, die langsam auf Stefan zukamen und rechts und links von ihm Aufstellung nahmen.
    »Sie hatten recht«, sagte Stefan. »Ihr Plan ist aufgegangen. Barkow und die Wölfe werden sich gegenseitig umbringen. Es spielt keine Rolle, welche Seite gewinnt. Die eine wird ausgelöscht, und von der anderen werden nur wenige übrigbleiben.«
    »Und die, die überleben, werden keine Chance gegen Sie haben«, sagte White. Stefan nickte. »Ja. Wir hätten niemals mit ihnen zusammen leben können. Das Wolfsherz bietet nur Platz für ein Rudel.«
    Er gab Rebecca und dem Jungen einen Wink. Während die beiden Wölfe White in Stücke rissen, hörte er Dorn stöhnen. Die Pistole polterte zu Boden, und Doms Wimmern wurde lauter. Die Verwandlung war nicht schmerzlos, und er hatte große Angst; denn für ihn war all dies noch viel neuer und unbekannter.
    Dann setzte die
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