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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zusammen mit den sechs Mann in den Panzerwagen und den dreien, die im Lager der Söldner zurückgeblieben waren, Barkows gesamte verbliebene Streitmacht. Die drei im Lager waren jetzt vermutlich schon tot, und die in den Fahrzeugen würden gleich sterben. Stefan konnte spüren, wie sich der Tod an sie heranschlich.
    Um keinen von ihnen tat es ihm leid. Jeder einzelne dieser Männer war ein Mörder, der zahllose Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Und selbst, wenn es anders gewesen wäre:
    Wenn Stefan irgend etwas aus alledem hier gelernt hatte, dann, wie wenig ein Menschenleben zählte - oder überhaupt
irgendein
Leben. Wichtig war der Fortbestand der Sippe, sonst nichts.
    Als unten im Tal der erste Schuß fiel, sah er in der spiegelnden Fensterscheibe vor sich, wie Matt eine Pistole zog und auf ihn anlegte. Ohne sich umzudrehen und sehr ruhig sagte er:
    »Bevor Matt mich erschießt, beantworten Sie mir noch eine Frage, White - nein. Zwei.«
    Er drehte sich langsam um. Matt sah ein bißchen überrascht aus, aber White hatte die unverletzte Hand gehoben und gestikulierte damit, noch zu warten.
    »Wie lange wissen Sie es schon?« fragte er.
    »Daß Sie mich töten werden?« Stefan hob die Schultern. »Noch nicht sehr lange. Seit dem Abend in Roberts Haus. Matt wußte ein bißchen zu genau, wie man die Biester erledigt. Und er hätte Eva nicht umbringen dürfen... ich nehme an, er hat es getan, damit Sonja und ihr Bruder ein bißchen nachdrücklicher auf uns losgehen?«
    White nickte. »Sie haben mich erschreckt, Stefan. Sie waren nahe daran, sich mit ihnen zu verbrüdem. Das durfte ich nicht zulassen.«
    »Wer sagt Ihnen, daß ich es nicht trotzdem getan habe?«
    »Nachdem sie Ihre Frau umgebracht haben?« White lachte. »Niemals. War das Ihre Frage?«
    »Nein.« Stefan deutete auf Matt. »Warum die Frau im Krankenhaus? Diese Beamtin vom Jugendamt? Sie hatte mit alledem nichts zu tun.«
    »Ein bedauernswerter Unfall«, sagte White kalt. »Ich habe nicht gelogen, als ich Ihnen gesagt habe, daß Matt auf Sie und Rebecca aufpassen sollte. Ich wollte Ihnen helfen, Stefan. Matt hatte nur den Befehl, sie ein wenig einzuschüchtern. Leider hat sie sich gewehrt, und er hat ein wenig zu heftig zugeschlagen. Wie gesagt, ein bedauernswerter Unfall. Andererseits ist es nicht sehr schade um sie. Menschen wie diese Frau sind im höchsten Maße überflüssig. Sie richten mehr Schaden als Nutzen an.«
    »Und Sie bereinigen das dann, wie?« fragte Stefan.
    White hob die Schultern. »Jemand muß die Schmutzarbeit erledigen, oder?« »So wie hier?« Stefan deutete nach draußen. »Sie haben das von Anfang an geplant, habe ich recht?«
    »Ich war schon einmal hier«, antwortete White. Sein Gesicht verdüsterte sich, als die Worte einen uralten, aber nie verheilten Schmerz aus seiner Erinnerung heraufbeschworen. »Es ist fast zwanzig Jahre her. Ich war damals fast wie Sie, Stefan -jung, naiv, voller Träume und fest davon überzeugt, die Welt aus den Angeln heben zu können. Ich war frisch verheiratet. Meine Frau und ich haben unsere Hochzeitsreise durch Europa und den Balkan gemacht. Wir fanden das komisch, verstehen Sie? Wir haben das Schloß von Dracula besichtigt, eine Kutschfahrt durch Transsylvanien unternommen und uns abends von den Einheimischen Geschichten über Werwölfe und Vampire erzählen lassen. Es war ungeheuer witzig. Ein Riesenspaß!« Seine Stimme wurde leiser. »Und dann kamen wir hierher.«
    Stefan verspürte beinahe so etwas wie Mitleid mit dem Amerikaner. Er konnte verstehen, was White empfunden haben mußte. Vielleicht noch empfand. Haß und Liebe waren Gefühle, die sich durchaus die Waage halten konnten. Aber er vermutete, daß Haß länger anhielt, denn er war ein Feuer, das seine eigene Nahrung erzeugte.
    »Sie haben sie getötet«, vermutete er.
    »Sie und alle, die bei uns waren«, bestätigte White. »Neun Menschen. Ich war der einzige, der überlebte. Aber ich habe geschworen, zurückzukommen und diese Brut auszutilgen.«
    »Warum?« fragte Stefan. »Sie tun niemandem etwas zuleide, White. Sie wollen einfach nur ihr Leben leben.
Wir
sind in
ihre
Welt eingedrungen, haben Sie das schon vergessen?
Wir
haben mit dem Töten angefangen, nicht sie.«
    Das Aufblitzen in Whites Augen machte ihm klar, daß es damals, vor zwanzig Jahren, nicht anders gewesen war. »Weil es nicht richtig ist!« schrie White. »Weil... weil diese Bestien kein Recht auf Leben haben! Nicht in dieser Welt!« Er nahm den Arm aus der Binde
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