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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
Autoren: Lori Handeland
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können.
    „Bis auf den Schwanz“, murmelte ich.
    Buschig. Schwarz. Ich legte den Kopf zur Seite. Hund? Oder Katze?
    Ich trat an den Rand des Stegs, um einen besseren Blick auf das zu bekommen, was längst verschwunden war. Als Wasser über meine Schuhe spritzte, zuckte ich zusammen und rutschte aus.
    Mit rudernden Armen und vor Entsetzen geweiteten Augen fiel ich auf den zweieinhalb Meter langen Alligator zu, der mich mit aufgerissenem Schlund erwartete. Jemand griff nach mir und riss mich zurück. Meine Absätze schlugen laut gegen die Holzplanken, und der Alligator fauchte wütend.
    Ich erwartete, losgelassen zu werden, sobald ich wieder Boden unter den Füßen hatte, aber mein Retter, mein Geiselnehmer, hielt mich weiter fest.
    „Wer sind Sie?“ Seine Stimme klang so heiser, als würde er nur selten sprechen, und es schwang in ihr nicht nur der Rhythmus des Südens, sondern auch ein Hauch Französisch mit. Ich hatte so einen Akzent nie zuvor gehört.
    „Diana“, antwortete ich trotz beachtlicher Atemnot und meines fast schon schmerzhaft beschleunigten Herzschlags. „Diana Malone.“
    Na also. Ich hörte mich kühl, ruhig und kontrolliert an, auch wenn ich es nicht war.
    „Ich brauche einen Sumpfführer“, ergänzte ich.
    „Hier gibt’s keinen Führer.“
    „Man hat mir gesagt, es gäbe hier einen.“
    „Dann hat man Ihnen was Falsches gesagt. Aber machen Sie doch ’ne Propellerboot-Tour den Fluss runter.“
    Cajun, realisierte ich, während ich mich anstrengte, die Worte mit dem sexy Akzent zu verstehen.
    Sexy? Was zur Hölle stimmte nicht mit mir? Ich konnte noch nicht mal sein Gesicht sehen. Wie es schien, hatte ich eine Schwäche für Akzente.
    Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, was ich über die Kultur wusste. Die Cajuns, ursprünglich Akadier, waren aus Frankreich über Kanada nach Louisiana gekommen. Die meisten von ihnen hatten sich westlich von New Orleans angesiedelt und waren Farmer oder Fischer geworden, was jedoch nicht hieß, dass nicht auch ein paar in die Nähe der Mondsichel-Stadt gezogen sein konnten.
    „Diese Typen werden Sie sogar ein Alligator-Baby halten lassen“, murmelte er.
    Ich erschauderte, als ich daran dachte, wie knapp ich davor gestanden hatte, selbst von einem Alligator gehalten zu werde n – und zwar von einem, der nicht gerade wie ein Baby ausgesehen hatte.
    „Nein“, ächzte ich. „Ich brauch e … “
    Sein Kinn stieß gegen meinen Kopf. Ich hätte schwören können, dass er an meinem Haar schnüffelte. Ich verspannte mich, während ich mich zu erinnern versuchte, was man mir beigebracht hatte, um aus einer solchen Situation zu entkommen, aber mir fiel nichts ein.
    Er war größer als ich, wenn auch nicht viel, und definitiv stärker. Mit nur einem Arm hielt er mich so fest, dass ich mich nicht rühren konnte. Ich überlegte gerade, was er wohl mit seinem anderen Arm tat, als ich spürte, wie seine Handfläche meinen Schenkel hinaufglitt.
    „Hey!“
    „Eine Frau sollte nicht allein hier rauskommen“, flüsterte er. „Sie könnten Dinge sehen, die Sie nicht sehen sollten.“
    „Wie zum Beispiel?“
    Es trat Stille ein, unterbrochen nur vom Sirren der Insekten, die über das Wasser tanzten. Ich hätte schwören können, ihn lachen zu hören. Doch als er wieder sprach, lag keinerlei Belustigung in seiner Stimme.
    „Neugierige Katzen sollten auf der Hut sein.“
    „War das als Drohung gemeint?“
    „Nur eine Beobachtung, chérie .“
    Chérie ? Ich hatte sein Gesicht noch nicht gesehen, und er nannte mich Liebling ? Der hatte ja echt Nerven.
    Ich wand mich in seinem Klammergriff, um freizukommen oder ihn zumindest sehen zu können. Er spannte das Stahlband an, das ihm als Arm diente, und ich bekam keine Luft mehr. Meine Brüst e – nicht groß, aber auch nicht übe l – rieben gegen sein Handgelenk. Irgendetwas pochte gegen mein Kreuz, bevor er mich mit einem Schubs freigab.
    Als ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte und mich zu ihm umdrehte, flüchtete er bereits in den Schutz der Bäume, wobei er sich mit einer Geschmeidigkeit bewegte, die mich an die ABC s erinnerte, über die ich bei seinem Eintreffen gerade nachgegrübelt hatte.
    Sein weißes T-Shirt hob sich leuchtend vor der anbrechenden Dämmerung ab. Er hatte die Ärmel abgeschnitten, vielleicht, um der Hitze Tribut zu zollen, vielleicht aber auch, um seine gebräunten muskulösen Arme zur Geltung zu bringen. Kakihosen umschmiegten seine schmalen Hüften; er trug keine Schuhe.
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