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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
Autoren: Lori Handeland
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in der Nähe des Campus’ der Universität von Chicago um. Ich hatte kein einziges Buch angerührt, hatte seine Kleidung nicht weggegeben und bis zu diesem Moment nicht realisiert, wie pathetisch das alles war.
    „Finden Sie es nicht auch seltsam“, fragte Tallient nun, „dass ausgerechnet in der Mondsichel-Stadt unerklärliche Dinge im Schein einer Mondsichel geschehen?“
    Ich fand es mehr als seltsam. Ich fand es unwiderstehlich.
    „Sind Sie interessiert?“
    Warum machte er sich überhaupt die Mühe zu fragen? Er musste gehört haben, auf welche Weise Simon gestorben war. Er musste wissen, dass Dr. Malones glänzende Reputation in Trümmern lag. Tallient ahnte vielleicht nichts von meinem Schwur, jeden, der Simon verspottet hatte, zu zwingen, seine Worte zurückzunehmen, aber angesichts dessen, womit ich seit dem Tod meines Ehemanns vor vier Jahren meine Zeit verbracht hatte, sollte er es eigentlich vermuten.
    Mein Blick fiel auf das einzige Foto, das ich von Simon besaß – schlank, blond, gelehrt und brillant stand er knietief in einem kanadischen See, und sein Lächeln ließ mich noch immer vor Sehnsucht vergehen. Mir krampfte sich das Herz zusammen, so wie es das jedes Mal tat, wenn ich daran dachte, dass er für immer gegangen war. Aber seine Hoffnungen, seine Träume, seine Arbeit lebten in mir weiter.
    „Ich sitze morgen früh im Flugzeug.“

2
    Tallient hatte versprochen, dass am O’Hare ein Ticket und ein Scheck auf mich warten würden. Er hatte Wort gehalten.
    In der Zwischenzeit hatte ich ihn via Internet überprüft und herausgefunden, weshalb mir sein Name bekannt vorkam. Er war zwar nicht Bill Gates, aber doch nahe dran. Tallient hatte irgendein Ding für Computermodems erfunden und war dabei stinkreich geworden. Zumindest konnte er sich mich leisten.
    Durch einen Unfall vor mehreren Jahren war er zum Einsiedler mutiert und hatte seither eine Faszination für die Kryptozoologie entwickelt. Interessanterweise fand ich keinerlei Details über seinen Unfall, was mich auf den Gedanken brachte, ob er möglicherweise seine technischen Fähigkeiten benutzt hatte, um sich ein wenig Privatsphäre zu verschaffen. Ich hätte es ihm nicht verdenken können.
    Die Hitze schlug mir wie eine Wand entgegen, als ich den Louis Armstrong International Airport verließ. Es war Mitte Oktober, trotzdem musste die Temperatur bei fünfunddreißig Grad liegen. Kein Wunder, dass die Wölfe schon vor langer Zeit aus New Orleans geflüchtet waren.
    Neben dem Flugticket und dem Scheck hatte Fran k – er hatte insistiert, dass ich ihn so nennen sollt e – mich außerdem mit einem Mietwagen, einem Hotelzimmer in der Bourbon Street sowie dem Namen und der Adresse eines Sumpfführers ausgestattet.
    „Daran könnte ich mich gewöhnen“, sagte ich, als der Angestellte mir die Schlüssel zu einem Lexus überreichte.
    Kurze Zeit später checkte ich im Hotel ein, dann warf ich meine Tasche aufs Bett. Der Luxus von fließendem Wasser und sauberen Laken würde mir nur so lange vergönnt sein, bis ich eine Operationsbasis gefunden hatte. Ich konnte nicht von der Stadt aus nach einem Kryptid suchen, sondern musste zu sämtlichen Tag- und Nachtstunden am Ort des Geschehens sein. Sobald ich die entsprechende Location gefunden hätte, würde ich meine Campingausrüstung gen Süden verfrachten.
    Ich schlenderte zu einer zweiflügligen Glastür, die auf einen Balkon hinausführte. Im gleißenden Schein der Sonne wurde der Verfall sichtba r – berstende Gehsteige, marode Gebäude, Obdachlose, die die Touristen um ein paar Münzen anbettelten.
    Einer der bizarrsten Aspekte an der Bourbon Stree t – und es gab derer viel e – war, dass ein dermaßen hübsches Hotel wie dieses eine direkte Aussicht auf ein gegenüberliegendes Stripteaselokal bieten konnte.
    Die Frauen tanzten auf dem Tresen. Sobald sie anfingen, mehr zu tun als das, und die Gäste zu grölen begannen, wandte ich mich von dem Schauspiel ab. Ich war kein prüder Mensch, trotzdem hatte ich Sex lieber privat und im Dunkeln.
    Zumindest war das so gewesen, als ich noch Sex gehabt hatte. Nach Simon hatte es keinen Mann mehr in meinem Leben gegeben, aber es war mir egal gewesen, ich hatte es kaum bemerkt. Doch allein in einem Hotelzimmer in einer Straße, die mit Sex rund um die Uhr warb, fühlte ich mich ausgegrenzt und gleichzeitig lasterhaft. Einen Sumpfführer zu engagieren schien mir ein gutes Mittel der Ablenkung zu sein.
    Ich suchte im Internet nach der Adresse, die
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