Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues
Autoren: Emma Crown
Vom Netzwerk:
meinem Gesicht machte sie nicht halt.
    »Calm down, Kate!« Die Tritte verebbten sofort, betrat der geachtete Alphawolf den Raum. »Wir brauchen sie noch. Jedes Rudel braucht unterwürfige Weibchen. Zudem …« Desmond ging neben mir in die Hocke und nahm mein Gesicht in seine massigen Hände. Er war ein Blender, gut aussehend, sonnengebräunter Teint, ein einnehmendes Lächeln und goldblondes Haar. Kurzum, der Schwiegermuttertraum. Doch ich wusste, wer er in Wirklichkeit war, was für ein Scheusal sich hinter der netten Fassade verbarg. Dass er mich jetzt in Schutz nahm, das war keine Geste der Zuneigung, sondern reines, geschäftsmäßiges Kalkül. Er wollte seine kostbare Ware - mich - nicht weiter beschädigen.
    »Wir erwarten heute Abend hohen Besuch. Unter anderen aus den Staaten. Möglicherweise …«
    Er wollte mich herumreichen. Jeder der wollte, durfte mich haben und konnte mit mir tun und lassen, was ihm beliebte. Mir wurde heiß und gleich wiederum eiskalt. Beinahe wünschte ich mir, Kate hätte fester zugetreten. Alles war besser, als heute Abend wie Ware herumgereicht zu werden.
    »Wasch dich und zieh dir etwas Nettes an. Mach dich hübsch.« Desmond sparte nicht an Missachtung. Er brachte oft genug zum Ausdruck, dass ich nicht attraktiv sei. Missbilligend zuckte sein Mundwinkel nach oben. »Geh zu Suna, sie soll deine Wunden versorgen. Im Anschluss gehst du zu Olga, damit sie versuchen kann zu retten, was noch zu retten ist. Sie ist eine Virtuosin mit Schere und Pinsel. Lass dir die Haare schneiden. Du siehst wieder aus wie ein Pudel. Keine Widerworte! Geh mir jetzt aus den Augen!«
    Immer bemüht, ihm nicht in die Augen zu sehen und meinen Kopf gesenkt zu halten, rappelte ich mich auf und leistete seinem Befehl Folge.
     
    »Was hast du jetzt wieder getan, um den großen Alpha so erzürnen?« Suna lächelte mich mild an.
    Keiner, aber auch keiner im Rudel hätte sich erdreistet, so über Desmond zu reden. Doch die charmante Afroamerikanerin war nicht Rudel, nicht mehr. Sie war kein Wolf, lediglich die Gefährtin eines Wolfes. Suna war ein Feenwesen. Ein übernatürliches Wesen, das über magische Fähigkeiten verfügte.
    Gideon, ihr Gefährte und einer der Wölfe des Rudels, starb vor mehr als 50 Jahren. Vampiren hatten ihn getötet. Suna überlebte den Angriff nur haarscharf. Mein Rudel duldete keine Nicht-Wölfe. Dessen ungeachtet gehörte Suna auf irgendeine Weise dennoch dazu. Sie war ein Anhang und wurde miteinbezogen in Rudelbelange, so wie in diesem Augenblick. Suna wurde für ihre Dienste gut bezahlt und genoss im Gegenzug den Schutz des Rudels. Speziell die älteren Wölfe, die ihren Gideon noch kannten, würden nichts über das Feenwesen kommen lassen. Sie war unsere rudeleigene Hexe und Heilerin. Vor allem jedoch meine Verbündete, Vertraute, Ansprechpartnerin und Freundin.
    »Kate«, antwortete ich kryptisch.
    »Autsch! Lass mich raten: Sie war wütend auf Claude und hat ihre Frustration an dir ausgelassen.«
    Mit geschickten Händen betastete sie mein Gesicht. Wenn man es nicht wusste … Nein, die monströse Sonnenbrille war zu offensichtlich. Suna war blind und hinter der dunklen Brille verbarg sie ihre zerstörten Augen. Sie hatte ihr Augenlicht bei dem Übergriff verloren, bei dem ihr Mann Gideon den Tod fand.
    »Schätzchen, du bekommst eine dicke, blaue Wange plus ein Veilchen. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Selbst Olga kann da nicht viel tun.« Behutsam streichelte sie über meinen Unterarm. »Sie hat dich gebissen und Kehle zeigen lassen, obwohl das vom letzten Mal noch nicht verheilt war, dieses Aas!« Auch wenn Suna nicht sah, solche Feinheiten entgingen ihr dennoch nicht, war sie ein Feenwesen. Sie schaffte es durch ihre übersinnlichen Fähigkeiten, diesen Makel fast vollständig auszugleichen.
    »Und ich soll das jetzt wegzaubern? Nicht, dass ich das könnte!« Suna schüttelte ungläubig den Kopf und tätschelte meine Schulter. »Halt dich von Kate fern und von Desmond! Ach, was sag ich, am besten gehst du allen Männern und Dominanten im Rudel aus dem Weg! Himmel, Kleines, warum lässt du dir das gefallen? Ich weiß, du bist unterwürfig, aber das … Warum verlässt du das Rudel nicht? Selbst alleine wärst du besser dran!«
    »Warum gehst du nicht?«, antwortete ich mit einer bissigen Gegenfrage.
    Suna blies die Backen auf, wie immer wenn sie wütend war. »Mich schlägt keiner, Kind! Und gehen … Hier finde ich mich zurecht. Ich lebe an diesem Ort bereits seit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher