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Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues
Autoren: Emma Crown
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Auf so eine Idee konnte nur der englische Schnösel kommen! Ein Treffen im üblichen Sinn war es auch nicht. Das würde erst am nächsten Morgen stattfinden. Diese Chose war ein Empfang mit allem erdenklichen Pipapo. Champagner, Lachshäppchen, Kaviar - blutiges Steak und Tatar wären Chris willkommener als dieser Schickimickikram. Zugegeben, die Damen sahen hinreißend aus in ihren prachtvollen Roben, auch seine Begleitung in ihrem lindgrünen Traum aus Wildseide. Abby sah zum Anbeißen aus in dem bodenlangen Kleid. Seine Begleiterin war solch noble Garderobe gewohnt, im Gegensatz zu ihm. Ihn brachte der Halsbinder fast zum Verzweifeln, kam er sich vor wie angeleint. Seinem Tier ging das gegen den Strich. Den meisten Wölfen ging es vermutlich ähnlich, aber die ließen es sich einfach nicht anmerken. Es war ein Zeichen von Unbeherrschtheit und Schwäche, seinen Unmut nach außen kundzutun.
    »Christian, Pfoten weg vom Schlips!«, ermahnte ihn seine aparte Anstandsdame leise.
    »Ja, Mama!«, knurrte Chris durch zusammengebissene Zähne.
    Abby schnappte seinen Arm und zog ihn rabiat an sich. »Hör auf mit dem Gezicke! Scheinbar hat Desmond seine Nummer Zwei auf uns angesetzt. Claude beschattet uns.«
    Jeder andere Alphawolf hätte seine Untergebene für diese Respektlosigkeit gerügt, die Abby ihm gegenüber an den Tag legte. Andererseits mutierte selbst der resoluteste Wolf bei seiner Mutter zum zahmen Schoßhündchen. Abby mochte nicht seine leibliche Mutter sein, aber er liebte sie dessen ungeachtet abgöttisch!
    In der Regel wurden Mütter nicht die Nummer Zwei im Rudel. Sie waren weniger dominant, wenn nicht sogar unterwürfig. Abby war alles andere als devot! Es war mehr als ungewöhnlich, dass eine alleinstehende Frau, eine solch hohe Position bekleidete. Sein Pack war anders. Es erfüllte Chris mit Stolz, Alpha dieses großartigen Rudels zu sein!
    Keiner der Männer in seinem Rudel machte der Singlefrau ihren Rang streitig. Ganz im Gegenteil: Sie schlugen sich die Köpfe nahezu ein, um ihr den Hof machen zu dürfen. Abigail war begehrt. Doch sie lehnte die Avancen rigoros ab, wartete sie auf Mr. Right. Jeder Wolf stand im Schatten ihres verstorbenen Mannes Theodor, dem Vater von Enya.
    Claude schlich um sie herum. Er geiferte Abby annähernd ununterbrochen an, trotz der bezaubernden Blondine an seiner Seite. Catherine Dupont, Lykanerin, Zimtzicke, manipulatives Biest, Ehefrau von Claude Dupont und Tochter des Alphas eines angesehenen englischen Rudels. Mit einem fingierten Lächeln auf ihren vollen Lippen schlenderte die Blondine lasziv auf Chris zu. Sie ließ ihr Becken, bei jedem ihrer Schritte, aufreizend hin und her wippen. Seinem Wolf gefiel das. Doch seinem rationalen Teil war klar, dass dies alles nur schöner Schein war. Eine leicht zu durchschauende Showeinlage. Die Wölfin warb um ihn und wollte Abby damit eifersüchtig machen.
    »Gott, ist die billig!«, zischte seine Begleiterin.
    »Ts! Abby, sie ist nicht mein Typ«, erwiderte Chris kichernd.
    »Und was war vor fünf Jahren?«
    Chris rollte mit den Augen. Er hatte aus purer Dummheit, seinen Wolf von der Leine gelassen und eine Nacht mit Kate verbracht. Sie benutzte ihn, um das Oshkosh-Rudel zu infiltrieren und warf sich dem damaligen Alpha an den Hals. Gut, dass Tim zu egoistisch war, seine Position zu teilen. Er paarte sich nur mit Menschen, die ihm seine Stellung nicht streitig machen konnten. Es gab selten Alphaweibchen, die alleine ein Rudel führten. Meist teilten sie sich den Rang mit einem Gefährten. Doch oft genug war die Frau die tatsächliche Rudelführerin und trug sprichwörtlich die Hosen. Es gab ein Rudel in Philli, in dem sich zwei Frauen die Alphaposition teilten und nicht nur die. Chris störte sich nicht daran. Mini und Bianca waren einfach sympathisch und ihr Rudel das Paradebeispiel der Integration und Toleranz. Er suchte vergeblich nach den beiden befreundeten Frauen. Der Hardliner Desmond hatte sie gewiss nicht eingeladen. Faktisch schon Grund genug, um zu gehen.
    »Träumst du wieder, Schätzchen?«, riss ihn Abby mit einem Knuff in seine Seite aus der Tagträumerei.
    »Ich hab mir die Finger an ihr verbrannt«, knurrte er voller Abscheu.
    Abby kicherte mädchenhaft. »Nicht nur die, mein Kleiner! Wenn du ein Mensch wärst, hättest du dir bei der garantiert ein Andenken eingefangen. Die hat todsicher Flöhe, mindestens!«
    Chris zog seine Nummer Zwei stürmisch an sich. Er küsste sie ein wenig rüde auf den Oberkopf.
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