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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie
Autoren: Wolfgang Ambros
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Schnelle machen können?«
    Ich erwartete, er wünscht sich jetzt ein paar saubere Skalpelle und Medikamente, er aber sagte: »Eine Operationsklinik.«
    Da wusste einer offenbar, was er wollte. Mir hat gefallen, dass er sich nicht hinter falscher Bescheidenheit verschanzte, und ich sagte: »Okay, ich werde meinen Teil dazu beitragen. Ich fange jetzt an. Ich fahre zurück und starte in der Sekunde das Kwale Hospital Austrian Project.«
    In derselben Sekunde schreckte ich mich ein bisschen vor meiner Spontaneität. Es ist ja nicht so, dass ich der beste Buchhalter dieser Welt bin. Deshalb habe ich mich auch mit der Fürstin zusammengetan.
    »Thesi«, sagte ich zu ihr, »ich sammle Geld, so viel ich zusammenkriege, und du eröffnest ein Konto. Ich bin der Fundraiser, du bist die Buchführerin.« Und so haben wir begonnen. Fünf Jahre später ist dort ein neues Spital gestanden. Das Kwale Hospital.
    So etwas kannst du nicht halbherzig betreiben. Mit ein paar Hundertern und dem Blick der Betroffenheit rettest du kein Leben. Fundraising klingt so fein, ist aber nur ein englisches Wort für Betteln. Ein Knochenjob. Du gehst zu Leuten, die mehr Geld haben, als ihre Urenkel jemals ausgeben können, und bittest: Schau, dort drüben am anderen Ende der Welt, gibt es Menschen, die haben nix zu essen und keine medizinische Versorgung, ihre Kinder sterben wie die Fliegen. Schau, das sind die Fotos, das ist der Zahlschein und ich verbürge mich mit meinem Namen für die Sache, ich trage das Geld persönlich zu den Bedürftigen.
    Von AMREF hab ich mich getrennt, ich war der Überzeugung, dass ich das selber besser kann. Vom lokalen Gesundheitsministerium war auch keine Hilfe zu erwarten, die haben sich einen Dreck gekümmert. Die Regierung in Kenia besteht aus Fettsäcken, die in Armani-Anzügen herumstehen und schwitzen. Bis zur nächsten Wahl, nach der ein nächster Präsident dann wieder ein Riesentamtam macht. Aber passieren wird auch dann nichts. Zurzeit gibt es in Kenia zwei Präsidenten, das muss man sich einmal vorstellen.
    Die Fürstin und ich sind wenigstens zwei, die etwas bewegt haben. Ich, der Moneymaker. Sie, die Herrscherin der Finanzen, man braucht für so etwas jemanden, der absolut integer ist. Geld zerrinnt in Charity-Angelegenheiten schneller als der Sand am Diani Beach zwischen den Zehen. Zum Schluss waren wir mit dreihunderttausend Euro so weit, dass wir gesagt haben, jetzt können wir bauen.
    Heute steht die Klinik und sie funktioniert. Wir haben eine komplett neue Intensivstation hingestellt. Und einen großen OP, wo man die kompliziertesten Kopfoperationen durchführen kann. Kwale ist kein Loch mehr, es ist ein Spital. Ich bin stolz auf das, was wir zustande gebracht haben, aber ich werde nicht übermütig, weil die Fürstin richtigerweise sagt: »Jetzt müssen wir weitermachen.« Und sie hat recht. Die Kinder sind so unfassbar arm dort, dass man nicht weiß, wo man zuerst hingreifen soll. Es gibt sehr viele Deformierungen, verwachsene Zehen und vor allem Klumpfüße. Es kommen Ärzte aus aller Welt, die ihren Dienst dort machen, aus hehren Motiven, weil sie helfen wollen. Wir haben schon wieder rund vierzigtausend Euro beisammen, mit denen werden wir als Nächstes die Spitalsküche neu bauen und die Versorgung auf internationale Standards heben.
    Leser: »Vielleicht solltest du in die Politik gehen.«
    Das Parlament ist keine Bühne für mich. Am liebsten hab ich den Kreisky gewählt. Ich find die grüne Gesinnung ganz gut, aber in Tirol sind die Grünen so mächtig wie ein Floh auf einem Berglöwen. Politisch gesehen bin ich farblos.
    Menschlich gesehen bin ich glücklich. Ich bin gesund, ich binmit der Anne zusammen, ich bin Vater geworden. Der Matthias hat Zwillingsgeschwister bekommen.
    Damit rechnet man nicht mehr, wenn die Prostata einmal so mitgenommen war. Die Anne und ich saßen auf der Terrasse und sprachen über die Zukunft. Wenn du Krebs gehabt hast, redest du sehr gern über die Zukunft, und mit einer anderen Dankbarkeit. Die Anne ist Mitte dreißig, sie wollte Kinder und ich wollte die Anne nicht verlieren. Also unterzog ich mich allen nötigen Untersuchungen, um die Chancen, neues Leben zu zeugen, abschätzen zu können. Ich musste wieder eine Biopsie machen lassen. Funktioniert nur unter Narkose, weil du sonst die Wand vom OP raufrennen würdest. Der Arzt holt die Spermien heraus, diese Spritzigkeit habe ich selber nicht mehr, die ist lahmgelegt. Aber der Krebs hat mich nicht unfruchtbar
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