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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie
Autoren: Wolfgang Ambros
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nach Bob Geldofs musikalischer Hilfsaktion für den schwarzen Kontinent nachgezogen. Austria für Afrika, fast alles, was es an bekannten Stimmen gab in Österreich, von Maria Bill, Rainhard Fendrich und Hansi Lang bis Peter Cornelius und Hansi Dujmic, hat mitgemacht. Außer dem Falco, weil er sich nicht mit dem Wilfried in eine Reihe stellen wollte, der ihn kurz vorher auf einer Platte mit dem Wortspiel bedachte, dass der Hölzel hölzle. Außer der Steffi Werger, die nicht für Hungernde singen wollte, während sie eine Abmagerungskur machte. Und der André Heller, der angeblich zum Termin der Aufnahme keine Zeit hatte, stellte sich extra und allein einen Tag früher in mein Studio in der Achau, wo ich gemeinsam mit Opus das Ganze produziert habe.
    Der Song ist übrigens nicht irgendeine Kreation, die zwischen Tür und Angel entstand. Es ist ein altes äthiopisches Volkslied, das hörbar machen sollte, dass man sich wirklich mit der Sache beschäftigt hat. Sechs Äthiopier haben uns ungefähr fünfzig Lieder vorgesungen, eines davon habe ich dann mit dem Christian Kolonovits und dem Fendrich in seinem Haus in Brunn am Gebirge ausgearbeitet.
    Mit diesem Projekt waren wir Vorreiter in Europa, die ersten nach Geldof, vor Deutschland und Frankreich. Und wie die BBC ein Jahr später Geldofs erstes Live-Aid-Monsterprojekt weltweit ausgestrahlt hat, war das Video, das der Rudi zu Warum gemacht hat, die einzige Fremdeinspielung in dem Vierundzwanzig-Stunden-Programm. Eine Milliarde Menschen haben rund um den Erdball gesehen, wie der geschlossene Austropop seine Grußbotschaft nach Afrika schickte, und wir sind in dem Fotobuch drinnen, das Geldof dann herausgegeben hat. Eine Million Schilling, also fast dreiundsiebzigtausend Euro, haben wir mit Warum zusammengebracht. Für die Produktion wurde nichts abgezogen,Technik, Künstler oder sonst wer, der da mitgeholfen hat, haben alle umsonst gearbeitet, nicht einmal die Plattenfirma durfte etwas verrechnen. Den Scheck überreichten wir dem Karlheinz Böhm.
    1992 hat mich die Organisation AMREF angesprochen, ob ich nicht den Spendenhut herumgehen lassen würde. Die Organisation ist eine Art Gesellschaft, die sich für Medizin und Forschung in Afrika starkmacht. Ich spielte ein Konzert und sammelte Geld. Aber so ganz hat mich die Sache nicht befriedigt, die Hilfe war mir zu weitläufig. Ein Projekt, das kleiner und überschaubarer ist, wäre mir lieber gewesen. Etwas, bei dem man die Menschen kennt, für die man sich einsetzt, und ihnen die Hand geben kann. Es tat sich zehntausend Meter über dem Erdboden auf.
    Im Flugzeug saß eine ältere Dame neben mir, eine Fürstin, deren Charme die ganze Sitzbank in Anspruch nahm. Thesi Schwarzenberg. Eine Grande Dame der Kultiviertheit und doch sehr der Realität verbunden. Ich kannte sie vom Sehen, sie wusste auch, wer ich bin, wir haben uns da oben gegenseitig ein bisschen das Leben erklärt. Wie das halt so ist, wenn man nichts anderes zu tun hat, als zu warten, bis man wieder unten ist. Sehr nett, die Fürstin und der Minnesänger.
    Auf einmal erwähnte sie, sie wohne in Kwale, das ist eine Dreiviertelstunde von meinem Fürstensitz am Diani Beach entfernt. »Da sind wir ja Nachbarn«, sagte ich. Ja, sie habe ein Haus in der damaligen Bezirkshauptstadt, jetzt ist es nur mehr ein Kaff von vielen. Sie lud mich zu sich ein.
    Die Frau Fürstin logiert dort recht proper, wir haben Gin Tonic getrunken und uns angefreundet. Die Thesi war früher eine Sportskanone, bis sie beim Skifahren gestürzt ist, seither ist sie querschnittgelähmt. Man hatte ihr gesagt, sie bleibe ihr Leben lang gelähmt, aber das wollte sie nicht hinnehmen. Heute kann sie gehen, wenn auch langsam und am Stock, aber sie geht. Und sie schwimmt hin und wieder. Auch das hat mir großen Respekt abgerungen. Mit uns am Tisch saß ein gewisser Doktor Dirnberger, der gerade das Krankenhaus in Kwale besucht hatte. »Wolfgang«,sagte er, »du, du kannst dir nicht vorstellen, was dort für Zustände herrschen.«
    Das war kein Spital, das war ein Dreckloch, ich hab mich selber davon überzeugt. So etwas hast du dein Lebtag noch nicht gesehen. Jede Kloake ist ein Hotel dagegen. Von steril hatte man dort noch nie was gehört, behandelt wurde wie in der Steinzeit. Die Thesi kannte den Chefarzt, er schämte sich selber fast für den katastrophalen Zustand dieser Institution.
    »Hör zu«, sag ich zu ihm, »was brauchst du, damit das besser wird? Was ist das Wichtigste, das wir auf die
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